Neun von zehn gehen krank arbeiten. Mediziner warnen
Übergangene Grippe kann böse Folgen haben
Neun von zehn Arbeitnehmern gehen "krank" arbeiten. Mediziner warnen vor Komplikationen. Tipps um einer Ansteckung zu entgehen.
VILLACH (aw). Die Nase läuft, Reizhusten macht sich bemerkbar, man fühlt sich "krank". Grund genug, um zuhause zu bleiben? "Ja", sagt Villachs Stadtphysikus Martin Herzeg. "Jeder, der sich krank fühlt, hat auch ein Recht auf Krankenstand", sagt er, wobei jeder Fall "sehr individuell" betrachtet werden müsse. "Während ein Mensch bereits bei einem Schnupfen schlecht beinander ist, kommt ein anderer mit ernsthafteren Symptomen ganz gut durch den Tag." Wichtig sei es, das eigene Befinden ernst zu nehmen und auf seinen Körper zu hören. Und sich die Zeit zu nehmen, "gesund zu werden".
9 von 10 arbeiten krank
Ein Ratschlag, den nicht alle Menschen hierzulande beherzigen können oder wollen. Das belegen auch Studien, die letzte zum Thema Krankenstandsverhalten der Arbeiterkammer stammt aus dem Jahr 2013. Darin gaben 9 von 10 unter 5.500 Befragten an, bereits einmal krank zur Arbeitsstelle gegangen zu sein. Die Gründe dafür sind vielfältig: Neben "die Kollegen nicht im Stich lassen wollen" steht auch die Angst davor, gekündigt zu werden, vorne an. Letzteres soll 11,5 Prozent der Befragten zumindest einmal widerfahren worden sein, sie wurden im Krankenstand gekündigt oder entlassen.
Übergangene Grippe
Ein Umstand, der Mediziner den Kopf schütteln lässt. Nicht nur, dass man Mitmenschen in Mitleidenschaft zieht, das Verschleppen einer Krankheit könne in erster Linie auch folgenreich sein, sagt Herzeg. So kann, wer eine Grippe übergeht, mit Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder einer Herzmuskelentzündung konfrontiert werden. Was im schlimmsten Fall auch tödlich enden kann. Besonders gefährdet sind Risikogruppen, wie ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen.
Hygiene beachten
In jedem Fall zu beachten, ob erkältet oder gesund, sei die "notwendige" Hygiene. "Häufiges Händewaschen ist das A und O, um gesund zu bleiben", sagt Herzeg. Außerdem rät der Arzt davon ab, "allzu viele Hände zu schütteln". Und noch ein Tipp vom Mediziner: "Wenn man niest, sollte man das besser in den Ellbogen tun, und nicht in die Handflächen."
Zur Sache
Tipps: Häufiges Händewaschen, auch wenn man gesund ist. Wenn man niest, in die Ellbogen niesen, nicht in die Hände. Und, auch auf die Gefahr hin, unhöflich zu wirken, keine Hände schütteln.
Grippaler Infekt vs. Grippe: Letzteres ist gekennzeichnet durch einen schleichenden Verlauf, wenn dann leichtes Fieber, meistens begleitend Schnupfen und Husten.
Grippe: Spontan auftretendes sehr hohes Fieber, Schmerzen, starke Kopfschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Gliederschmerzen
Zur Sache (Statistik Austria):
Krankenstände
- 2017: 4.266.219
- 2007: 3.265.813
- 1997: 2.854.190
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