Klimawandel
Extremes Wetter künftig häufiger
Eine neue Broschüre zum Klimawandel lädt zu einer Zeitreise durch die Geschichte ein und gibt Ausblicke.
MONDSEE. Was bedeuten Veränderungen des Klimas vor Jahrtausenden für das Leben der Menschen, und wirkt sich der aktuelle Klimawandel in der Region aus? Antworten auf diese Fragen gibt eine neue Broschüre, die der Heimatbund Mondsee kürzlich präsentierte: "Klimawandel in einer 130.000-jährigen Zeitreise durch das Mondseeland, Salzkammergut". Die Autoren Roland Schmidt, Achim Brauer und Stefan Lauterbach, alles renommierte Wissenschaftler, geben darin Einblicke in die Vegetations-, Gletscher-, Seen- und Siedlungsgeschichte. Die Publikation fasst die Forschungsergebnisse vieler wissenschaftlicher Untersuchungen zusammen und will sie einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. "Wir möchten die Leser auf eine Zeitreise mitnehmen", sagt Schmidt, langjähriger Leiter der paläolimnologischen Arbeitsgruppe am Institut für Limnologie in Mondsee. Diese geht 130.000 Jahre zurück. Damals herrschte eine Warmzeit, die Temperaturen waren im Durchschnitt um zwei Grad höher als heute.
Sedimente geben Aufschluss
Der Autobahnbau in den 60er-Jahren ist der Grund dafür, dass man so viel über diese Zeit weiß. Damals wurden Ablagerungen eines älteren Mondsees entdeckt, der von Thalgau aus zusammen mit dem Attersee eine Seenplatte bildete. In der letzten Eiszeit gab es dann eine 300 Meter dicke Eisdecke bis zum Mondseeberg – sie schmolz vor rund 18.000 Jahren ab.
"Die Siedlungsgeschichte ist ganz eng mit der Klimageschichte verbunden", erklärt Schmidt. So wurde das Mondseeland vor ca. 6.000 Jahren in einer warmen, trockenen Phase besiedelt. Als sich die Hochwässer häuften, versuchten die Menschen, dies zuerst mit Pfahlbauten auszugleichen, später zogen sie ins Hinterland.
Der wesentliche Unterschied: "Damals waren die Veränderungen naturgegeben, heute greift der Mensch aktiv ins Klima ein." Denn eigentlich müssen wir derzeit laut Zyklus in Richtung Eiszeit unterwegs sein, wie Achim Brauer vom GeoForschungsZentrum Potsdam erläutert. Für die Erwärmung verantwortlich sind in erster Linie Treibhausgase wie Kohlendioxid.
Stark- statt Schnürlregen
"Das System reagiert träge, wirkliche Auswirkungen werden erst die Generationen nach uns merken", sagt Forscher Stefan Lauterbach. Zwei bis drei Grad mehr seien im Salzkammergut vielleicht noch tolerabel, im Mittelmeerraum und der Sahelzone nicht mehr. Mögliche Folgen: Migration, Kriege, Kampf um Nahrungsmittel und Wasser.
Veränderungen sind bereits jetzt spürbar: "Der Salzburger Schnürlregen gehört der Vergangenheit an", so Schmidt. Starkregen, Stürme, Hagel, Hitze und Trockenheit würden künftig zunehmen.
Vegetation ändert sich
Und auch bei der Vegetation tut sich was. Der Klimawandel erhöht den Stress für Arten, die anfällig für Hitze und Trockenheit sind. Die Fichte ist davon am stärksten betroffen. Die Buche dürfte in tieferen Lagen von der Hainbuche verdrängt werden. Die Verhältnisse sind dann mit der Warmzeit vor 130.000 Jahren vergleichbar. "Wenn wir verstehen wollen, müssen wir zurückschauen", so die Autoren. Ihr Ziel: Die Vergangenheit entschlüsseln, um daraus zu lernen.
Zur Sache
Die Broschüre "Klimawandel in einer 130.000-jährigen Zeitreise durch das Mondseeland, Salzkammergut" hat 68 Seiten und beinhaltet 37 Abbildungen.
Die Autoren: Roland Schmidt war langjähriger Leiter der Paläolimnologischen Arbeitsgruppe am Institut für Limnologie der österreichischen Wissenschaften in Mondsee. Achim Brauer leitet die Sektion Klimadynamik und Landschaftsentwicklung am Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam. Stefan Lauterbach ist seit vielen Jahren in internationale Projekte involviert, die sich mit Klima- und Umweltrekonstruktionen mittels Seeablagerungen befassen.
Erhältlich ist die Broschüre um 19,90 Euro in den Mondseer Museen.
Bestellungen per E-Mail an info@museummondsee.at, ISBN: 978-3-902923-77-6
museum-mondsee.at
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