Seelsorge
Gedanken zum Muttertag von Maria Eicher

Seelsorgerin Maria Eicher, Dekanatsassistentin des Dekanates Frankenmarkt und Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz | Foto: Eicher
  • Seelsorgerin Maria Eicher, Dekanatsassistentin des Dekanates Frankenmarkt und Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz
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Seelsorgerin Maria Eicher über den fünften Sonntag der Osterzeit

Liebe Leserinnen, liebe Leser, am kommenden Sonntag feiern wir den Muttertag. Auf den ersten Blick hat dieses Fest wenig mit unserem kirchlichen Feiern zu tun. Dennoch lade ich Sie ein, nachzuspüren, was uns dieser Feiertag über Gott sagt.
Das Schicksal eines Festes ist nämlich ein Spiegel für ein sich änderndes Lebensgefühl. Vor Jahrzehnten wurde der Muttertag eingeführt, um den stillen, treuen Dienst der Hausfrauen und Mütter ins Bewusstsein ihrer Nutznießer – der Männer und Kinder – zu rücken. Heute ist Unbehagen über diesen Tag gekommen. Viele wollen ihr Frausein nicht nur in der Rolle der Mutter und Hausfrau leben, sondern als Partnerin mitverantwortlich sein im öffentlichen Leben, in Wirtschaft, Staat und Kirche. Ich denke, das ist gut so, und gerade in den letzten Wochen hat sich das auch in vielfältiger Weise gezeigt. Andererseits führt das Ringen um Gleichberechtigung oft dazu, dass sich Frauen schwer tun, ihre Mütterlichkeit bewusst zu leben.

Eine göttliche Eigenschaft

Mütterlichkeit ist jedoch ein wesentlicher Aspekt in unserem Leben. Ich möchte heute mit Ihnen darüber nachdenken und es auch mit unserem Glauben an Gott verbinden: Mütterlichkeit ist nämlich eine göttliche Eigenschaft. Es wird Sie vielleicht erstaunen, im „Herr, erbarme dich unser" sprechen wir genau diese Eigenschaft an. Das hebräische Wort für Erbarmen hat nämlich dieselbe Wurzel wie die Worte Mutterschoß und Gebärmutter. Gottes Barmherzigkeit, ja Erbarmen, ist Gottes mütterliche Seite.
Diese gemeinsame Wortwurzel kann man verstehen, wenn man sich vor Augen führt, was geschieht, wenn eine Frau ein Kind erwartet. Zuerst nimmt sie es bedingungslos an. Auch wenn es vielleicht am Anfang gar nicht so leicht ist, nimmt sie ihr Kind dann doch an: egal ob Bub oder Mädchen, groß oder klein, blond oder braun – unabhängig ob gesund oder krank. So wie Gott uns bedingungslos annimmt. Diese Fähigkeit - Menschen bedingungslos anzunehmen - das ist Mütterlichkeit.

Frau trägt und nährt

Dann nährt und trägt die Frau das Kind in ihrem Schoß. Ihr Körper baut einen neuen Körper auf. Mütter wissen, dass dies auf Kosten der Zähne, der Fingernägel und der eigenen Gesundheit gehen kann. Und die Frau trägt das Kind, auch wenn das Kreuzschmerzen, Übelkeit und anderes mit sich bringt. Menschen nähren und tragen, das ist Mütterlichkeit. Menschen nähren: mit Zuwendung, Anerkennung und Nähe und sie tragen, wenn sie alleine noch nicht - und im weiteren Sinne auch nicht mehr - weiter können. So geht Gott mit uns um. Gott sandte Jesus, damit wir durch ihn leben. Er nährt und trägt uns, auch wenn das auf seine Kosten ging, wie sein Kreuzestod gezeigt hat.
Und drittens ist das Kind im Mutterschoß geborgen. Es ist geschützt vor den für sein Leben noch zu unwirtlichen Umwelteinflüssen. Geborgenheit schenken können, auch das ist eine wesentliche Seite der Mütterlichkeit. Für uns Christinnen und Christen gilt die Einladung Gottes, ganz zu vertrauen. Wir dürfen uns Gottes Mitgehens und Segens sicher sein und uns immer bei Gott bergen und zu Gott flüchten.

Die Kraft des Herzens

Wenn wir Mütterlichkeit sehen als Fähigkeit, Menschen bedingungslos anzunehmen, sie zu nähren und zu tragen und ihnen Geborgenheit zu schenken, dann scheinen darin zutiefst christliche Aufgaben auf. Das bedeutet, dass jeder Mensch - ob Frau oder Mann oder Kind - ein mütterlicher Mensch sein kann und es werden sollte. Mütterlichkeit ist dann nicht beschränkt auf körperliches Mutter-werden. Sie ist die Kraft des Herzens, eine göttliche Eigenschaft und unser aller Aufgabe, um die wir uns mühen sollen und dürfen.

Wir sind schon angenommen

Eine zentrale Botschaft Jesu ist, dass wir vor all unserem Bemühen schon angenommen sind. Im Evangelium des kommenden Sonntags lesen wir: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich! Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen.“ Und: „Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin.“
Aus dieser Zusage dürfen wir bitten: Gott, erbarme dich. Gib mir die Kraft, meine Mitmenschen bedingungslos anzunehmen, sie zu nähren und zu tragen, auch wenn es auf meine Kosten geht. Gib mir offene Arme, die Geborgenheit schenken. Mach mich zu einem mütterlichen Menschen, Gott!

Maria Eicher ist Dekanatsassistentin des Dekanates Frankenmarkt, Mitverantwortliche in der Seelsorge für die Pfarrgemeinde Neukirchen/Vöckla sowie Vorsitzende der Frauenkommission der Diözese Linz.

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