Vortrag "Bittere Orangen"
Wie Geflüchtete ausgebeutet werden

Die Organisatoren des Vortrags mit dem Ethnologen: Thomas Schwecherl (ÖGB), Sandra Hochholzer (wusa), Sandra Renner (ÖGB), Gilles Reckinger (Vortragender), Josef Ablinger (ÖGB), Daniel Feichtinger (ReKI)  | Foto: ÖGB
  • Die Organisatoren des Vortrags mit dem Ethnologen: Thomas Schwecherl (ÖGB), Sandra Hochholzer (wusa), Sandra Renner (ÖGB), Gilles Reckinger (Vortragender), Josef Ablinger (ÖGB), Daniel Feichtinger (ReKI)
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Anlässlich seiner Ausstellung "Bittere Orangen", die bis zum 20. April in der AK Vöcklabruck zu sehen war, hat der Ethnologe und Soziologe Gilles Reckinger einen Vortrag gehalten über die Lebens- und Arbeitsbedingungen geflohener Menschen, die übers Mittelmeer kamen und seit Jahren in Italien festsitzen. Im Interview erklärt Reckinger wie er zu dem Thema gekommen ist und was seine Recherchen ergeben haben. 

Wie sind Sie zu diesem Thema der Ausstellung gekommen?
Reckinger: Als ich 2013 mein Buch über Lampedusa geschrieben habe, habe ich auf der Insel viele geflohene Menschen aus Afrika getroffen. Als die Geschichte über ihre Ankunft in Lampedusa geschrieben war, hat es mich interessiert, wie deren Leben weiterging. So bin ich auf die Saisonarbeiter in Kalabrien gestoßen.

Die Flüchtlinge von damals sind also jetzt als Arbeiter auf dem Festland gelandet?
Gelandet trifft die Situation nicht ganz. Sie sitzen dort fest, haben keinen legalen Auf-enthalt und keine Papiere. Sie haben weder eine finanzielle noch eine ärztliche Versorgung. Sie wohnen in Zeltstädten und Slums außerhalb der Städte. In manchen dieser Ansammlungen leben bis zu 2000 Menschen.

Was macht der italienische Staat gegen diese Situation?
Sehr wenig. Eine Abschiebung kostet rund 20.000 Euro. Das will die Regierung nicht ausgeben. Die Menschen, die als Tagelöhner für 150 bis 300 Euro im Monat arbeiten, haben dort den großflächigen Anbau und Export von Orangen aber auch Tomaten in Italien wieder ermöglicht. Vorher war dieser Wirtschaftszweig wegen zu hoher Kosten tot.

Wie geht es den Frauen dort?
Bei den Menschen in Kalabrien handelt es sich fast ausschließlich um Männer. Die meisten geflohenen Frauen stranden in Norditalien und arbeiten dort illegal im Haushalt, der Pflege und Prostitution. Ich habe mit einer Gynäkologin auf Lampedusa gesprochen. Sie hat mir erzählt, dass alle Frauen, die übers Mittelmeer kommen, sexueller Gewalt ausgesetzt waren.

Welche Zukunft haben die Menschen in Kalabrien?
Es ist schwer, für diese Menschen eine Zukunft zu sehen. Viele von Ihnen sitzen seit Jahren in ihren Hütten fest. Sie können weder weiter nach Westeuropa noch zurück in ihre Heimat.

Gilles Reckinger ist Europäischer Ethnologe und Soziologe. Derzeit arbeitet er als Rektor des Institut supérieur de l'économie (Luxembourg) und Privatdozent an der Universität Graz, zuvor war er Professor an der Universität Innsbruck. Organisatoren des Vortrags in Vöcklabruck waren ÖGB, Seebrücke, ReKI Vöcklabruck, das EB Forum. 

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