Eigenverantwortung für Lehrlinge
Ausbildungsberater Werner Wimmer fordert mehr Pädagogik in der Ausbildung von Lehrlingen.
MONDSEE. "27 Prozent aller Lehrlinge in Österreich schließen ihre Ausbildung nicht ab", sagt Werner Wimmer, Ausbildungsberater der Lehrlingsakademie. Von diesen Lehrlingen bricht der Großteil die Lehre ab, ein weiterer Teil beendet zwar die Ausbildung, tritt aber nie zur Lehrabschlussprüfung an. Die übrigen vier Prozent schaffen die Lehrabschlussprüfung nicht. "Für jene Lehrlinge, die Probleme beim Lernen haben oder unter Prüfungsangst leiden, gibt es viele Angebote", berichtet Wimmer. Die Lehrlingsakademie bietet etwa Förderkurse zur Prüfungsvorbereitung an. "Dabei spielen wir mit den Kursteilnehmern die Prüfungssituation durch und sie können einmal in die Rolle des Prüfers schlüpfen – das nimmt ihnen auch die Angst vor der Prüfung", beschreibt er die Kurse.
Für Jugendliche mit Lernschwächen, geringen Deutschkenntnissen oder aus einem schwierigen sozialen Umfeld bieten verschiedene Organisationen wie Jugend am Werk oder das AMS Unterstützung an. "Diese Angebote sind allerdings sehr unübersichtlich und werden deshalb leider viel zu selten angenommen", kritisiert der Ausbildungsberater und fordert eine Ressourcenbündelung. "Durch diese Angebote können Jugendliche, die oft unterschätzt werden, zu sehr guten Fachkräften ausgebildet werden."
Pädagogik für Ausbildner
Das Problem der zahlreichen Abbrecher möchte Werner Wimmer durch eine bessere pädagogische Schulung des ausbildnerischen Umfeldes lösen. "Dabei geht es nicht nur um die Lehrlingsausbildner, die ohnehin meist pädagogisch geschult sind, sondern um die Abteilungsleiter, denen im Rahmen des Rotationsprinzips Lehrlinge zugeteilt werden und die damit immer wieder überfordert sind", erklärt Wimmer. In Workshops bietet er diesen Personen einfache und wirksame Tipps, mit denen sie das Arbeitsklima und die Motivation der Lehrlinge verbessern können.
"Wichtig ist dabei, dass die Abteilungsleiter nachfragen, ob die Lehrlinge ihre Erklärungen verstanden haben und ein Klima schaffen, das die Lehrlinge motiviert, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben", betont Wimmer. So entstehe gegenseitiger Respekt und die Abteilungsleiter und Ausbildner können die Lehrlinge in eigenverantwortliches Arbeiten überlassen. "Damit bildet man nicht nur gute Fachkräfte aus, man erhält zufriedene Mitarbeiter, die stolz auf ihren Betrieb sind – das stärkt auch den Stellenwert der Lehre und ist die beste Werbung für neue Mitarbeiter und neue Lehrlinge."
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