Weltfrauentag 2023
Die Familie und den Beruf unter einem Hut

Nadine Schleifer ist die neue Centerleiterin im WEZ. | Foto: Lederer
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  • Nadine Schleifer ist die neue Centerleiterin im WEZ.
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Tierärztin und "Seelenklempnerin" Alexandra Gillich-Brandstätter, die renommierte Speakerin Blanka Vötsch und Nadine Schleifer, die neue Centerleiterin des WEZ Bärnbach, erzählen, wie sie Familie und Beruf vereinbaren können.

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für fast alle berufstätigen Frauen eine Herausforderung. Alexandra Gillich-Brandstätter, Keynote Speakerin Blanka Vötsch und Nadine Schleifer, die seit Kurzem die Centerleitung im WEZ Bärnbach inne hat, erzählen aus ihren Erfahrungen.

  • Wie bringst du Familie und Beruf unter einen Hut?

Blanka Vötsch: Mit einem Ohr am Online-Meeting teilnehmen, gleichzeitig Mittagessen kochen und aufpassen, dass die Kinder das Wohnzimmer nicht verwüsten. ich versuche mich aufzuteilen, zu multitasken. Was ist das Ergebnis? Die wichtige Entscheidung im Meeting habe ich nicht bekommen. Die Suppe ist versalzen und die Kinder haben die Wände mit Filzstiften angemalt. Das war eine Szene aus der Homeschooling-Zeit und es zeigte mir mehr denn je, wie wichtig gute Kinderbetreuung ist. Wenn ich weiß, dass die Kinder gut versorgt sind, kann ich mich voll und ganz auf meine Arbeit fokussieren, viel mehr erledigen und so habe ich den Kopf zu Hause frei. Umgekehrt kann ich bei meiner Familie nur präsent sein, wenn ich im Hinterkopf nicht ständig Termine und To-Dos wälze.

Nadine Schleifer: Dank meiner Familie, besonders meiner Mama, ist es mir möglich dieser vielfältigen Tätigkeit im WEZ nachzugehen und mein Engagement für das WEZ zu leben. Als Jung-Mama genieße ich den wunderbaren Vorteil, dass auch die Urlis für spontane Kinderbetreuung einspringen.

Alexandra Gillich-Brandstätter schrieb vor Kurzem ihr erstes Buch. | Foto: Gillich-Brandstätter
  • Alexandra Gillich-Brandstätter schrieb vor Kurzem ihr erstes Buch.
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Alexandra Gillich-Brandstätter: Das war mir immer schon sehr wichtig. Von Anfang an habe ich meine Tierarztpraxis im Haus geplant, um später nahe bei meiner Familie sein zu können. Das hat mir dann bei meinen drei Kindern vieles erleichtert. Früher, als die Kinder kleiner waren, hatten wir Au-pairs, die mir ermöglichten, meiner Arbeit nachzugehen und sie gut aufgehoben zu wissen. Seit meiner Scheidung leben meine Kinder im Wechselmodell. Zwei Tage in der Woche und so manches Wochenende sind sie beim Papa, was für die Kinder sehr wichtig ist. Diese Unterstützung und der Zusammenhalt für die Kinder ist nicht selbstverständlich und ich weiß es zu schätzen. Meine Termine plane ich - soweit irgend möglich - um all die Termine mit den Kindern herum. So bleibt uns viel gemeinsame Zeit, auch wenn wir manchmal Abstriche machen müssen. Planung ist generell ein wichtiges Thema bei der Vereinbarkeit von drei Kindern, drei Firmen, sieben Pferden und nicht zu vergessen der exklusiven Paar-Auszeit mit meinem Partner. Ein weiterer wichtiger Punkt ist ein gutes Netzwerk an Freundinnen, Freunden und Bekannten, die einspringen können, wenn etwas nicht nach Plan läuft (was sehr oft der Fall ist). Auch Resilienz ist ein wichtiges Thema bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Flexibilität im Umgang mit herausfordernden, nicht vorhersehbaren Situationen kann man lernen. Last but not least hilft eine große Prise Humor.

  • Wie gestaltest du die Zeit mit deiner Familie?

Gillich-Brandstätter: Wir versuchen so viel wie möglich gemeinsam zu unternehmen. Unsere Hobbys, wie Zeit in der Natur zu verbringen, Reiten und Reisen verbinden uns. Nach Möglichkeit wird jeder freie Schultag für Ausflüge, gemeinsam Essen gehen, Reisen oder einfach Zeit zum gemeinsamen Genießen genutzt. Wir beschließen gemeinsam, was wir machen. In letzter Zeit wird das schwieriger, da die Kinder natürlich altersgemäß beginnen, ihre eigenen Vorhaben zu planen. Umso mehr genießen wir es, wenn wir uns auf gemeinsame Unternehmungen einigen können.

Schleifer: In der Zeit bei meinen Kindern achte ich sehr darauf, ihnen meine pure Aufmerksamkeit zu schenken. Wir sind sehr gerne in unserem Garten, basteln viel gemeinsam und unternehmen gerne Ausflüge und gestalten ihre kleine Welt mit schönen Erinnerungen an eine gemeinsame Zeit, auch wenn diese sehr begrenzt ist.

Blanka Vötsch ist eine renommierte Speakerin und Trainerin. | Foto: Vötsch
  • Blanka Vötsch ist eine renommierte Speakerin und Trainerin.
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Vötsch:Qualitätszeit ist ein neues Modewort, doch der Anspruch ist berechtigt. Wir haben tendenziell weniger Zeit mit der Familie und gerade deswegen sollten wir diese ohne Ablenkungen gemeinsam verbringen. Körperlich anwesend zu sein, ist zu wenig! Wenn ich beim Abendessen am Handy Mails beantworte, verbringe ich nicht bewusst Zeit mit meiner Familie. Meine Liebsten und ich gehen gemeinsam viel in die Natur. Ob im Wald spazieren, mit dem Rad fahren oder einfach im Garten gemeinsam am Trampolin hüpfen, das tut allen gut. Es muss nicht immer etwas Spektakuläres sein: ein nettes Buch auf der Coach vorlesen oder gemeinsam kochen. Das sind die Momente, die in Erinnerung bleiben.

  • Was machst du, wenn du mit dir allein bist?

Gillich-Brandstätter: An den Tagen, an denen meine Kinder be ihrem Papa sind, versuche ich Termine unterzubringen, bei denen ich Ruhe und ungeteilte Aufmerksamkeit benötige, wie zum Beispiel für online Coachings und Beratungen. Ich nutze sie auch, um wertvolle Zeit mit meinem Partner oder Me-Time für mich auszukosten, wie ein gutes Buch in Ruhe zu lesen, länger zu schlafen, essen zu gehen, auszugehen und manchmal geht sich ein Kurzurlaub für mich allein aus.

Vötsch: Zeit für sich alleine? Die berühmte Me-Time? Eltern mit kleinen Kindern werden fragen: Was ist das? Sie bekommen höchstens etwas Zeit für sich, wenn das Kind schläft. Doch es ist wichtig, auf unsere eigenen Ressourcen zu achten. Das Erste, was die meisten von uns streichen, wenn es stressig wird, ist die Zeit für uns selbst. Doch hier sparen wir an der falschen Stelle. Laufen wir unausgeschlafen und ohne Energie, genervt und ungeduldig durch den Tag, wird das Familienleben nicht einfacher. Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für Erholung? Um wieder mal etwas zu tun, was Spaß macht? Um Freunde zu treffen? Und auch exklusive Zeit mit dem Partner, der Partnerin ist so wichtig! Ins Kino, essen gehen oder einfach einen Spaziergang ohne Kinder machen, schweißt zusammen.

Schleifer: Ich schenke mir gerne ein paar ruhige Momente bei einer Yoga-Einheit, einem gemütlichen Spaziergang im Wald oder ich setze mich bewusst mit einer Tasse Tee in die Sonne.

  • Wie stark wird deine Familie in das Unternehmen miteinbezogen?

Schleifer: Meine Kinder sind noch zu klein, um zu begreifen, welche Position ich in diesem Unternehmen trage, aber sie wissen ganz genau, wo ich arbeitete. Nämlich dort, wo es den Kinderzug gibt, der jedes Mal das Highlight ist, wenn sie mich von der Arbeit im WEZ abholen dürfen.
Vötsch: Als Selbständige nehmen wir oft Arbeit mit nach Hause oder arbeiten überhaupt von Zuhause aus und hängen mit einem Ohr ständig am Handy. Meine Kinder meinen: Die Mama spielt den ganzen Tag am Computer und fliegt ohne uns auf Urlaub. Was sie damit meinen: Ich sitze oft im Büro am Computer und fliege tatsächlich oft zu einem Kunden, jedoch hat das mit Urlaub oder Erholung wenig zu tun. Umso wichtiger ist es mir, meiner Familie zu erzählen, woran ich gerade arbeite, und Pläne mit ihre abstimme. Es ist enorm wichtig auf eine gute Balance zu achten. Was hilft es mir, Tag und Nacht zu arbeiten, wenn ich meine Kinder kaum sehe und meine Beziehung nicht pflege? Zu einem ausgewogenen Arbeits- und Privatleben gehört es auch immer wieder mal nein zu sagen. Und zwar nicht immer nur zu unserer Familie! Nein zu Kunden, die am Samstag ein 20-Seiten-Konzept gaaanz dringend für Montag brauchen würden. Nein zu sagen, wenn sich Meeting ständig bis in die Nacht ziehen. Wir sind unseren Kundinnen und Kunden nicht hilflos ausgeliefert. Ja, als Unternehmerin müssen wir das Mindset "selbst und ständig" hinter uns lassen und uns fragen: Welche 20 Prozent meiner Kunden bringen mir kurz- und langfristig 80 Prozent meiner Umsätze? Das Pareto-Prinzip lässt sich hier wunderbar anwenden. Wir müssen nur den Mut haben, das auch durchzuziehen. Glauben Sie mir: Ihre Kundinnen und Kunden werden Sie dafür umso mehr respektieren und wertschätzen.

Gillich-Brandstätter: Meine Kinder sind stark in meine Unternehmen eingebunden. Von klein auf sind sie mit der Tierarztpraxis aufgewachsen und waren schon immer sehr interessiert am Geschehen. In der Reitpädagogik und der Pferdeversorgung helfen sie brav mit und auch beim Schreiben meines Buches waren sie stark involviert. Sie durften sowohl mitentscheiden, ob ich das Buch schreibe, als auch mitbestimmen, ob und wie genau sie darin vorkommen. Was meine ganzen Ausbildungen (unter anderem Lebens- und Sozialberaterin, Mentaltrainerin und Familiencoach) betrifft, haben wir viele Interventionen gemeinsam getestet. Einiges davon wenden sie selbst an oder helfen Freundinnen und Freunden. Mein Partner ist in meinen Unternehmen ein Fels in der Brandung. Egal, worum es geht, er springt ein, wenn Not am Mann ist. Vor allem an unserem Kraftort am Reinischkogel, dem Hof, wo unsere Pferde untergebracht sind, führt er das Regiment über das Häuschen und dessen Pflege und hilft bei der Instandhaltung und Versorgung der Pferde mit, wo er kann.

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