Stallhofen, Edelschrott und Stainz
Drei Lagerhaus-Standorte schließen

- Das Lagerhaus in Edelschrott wird noch im Juli zugesperrt, betroffen ist auch die Postpartnerstelle.
- Foto: Zach
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Das Lagerhaus Graz Land hat eine neue Struktur beschlossen und bündelt die Standorte Voitsberg und Deutschlandsberg zu Kompetenzzentren. Im Zuge der Neustrukturierung werden die Standorte Edelschrott und Stallhofen mit Voitsberg und der Standort Stainz mit Deutschlandsberg zusammengelegt. In allen drei Gemeinden ist der Ärger groß. Denn die Schließung betrifft teilweise auch die Postpartner, die in den Lagerhaus-Filialen ihren Sitz haben.
VOITSBERG/DEUTSCHLANDSBERG. Das Lagerhaus Graz Land eGen. mit Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Konrad und Vorstandsvorsitzenden Johann Dorner legten am Montag umfangreiche Pläne für die zukünftige Ausrichtung ihrer Standortstruktur vor. Im Vordergrund steht dabei die Bündelung der bestehenden Funktionen und Kompetenzen an zwei modernen Standorten.
Schließung von drei Standorten im Juli
Im Klartext bedeutet das die Zusammenlegung der Standorte Edelschrott und Stallhofen mit dem Lagerhauszentrum Voitsberg zu einem modernen Kompetenzzentrum. "So kann langfristig eine hohe Beratungsqualität und Warenverfügbarkeit für die Region gewährleistet werden", so Christian Konrad. Im Nachbarbezirk wird in Deutschlandsberg durch die Zusammenlegung mit dem Standort Stainz ein weiteres Zentrum für Kundschaft und Mitglieder geschaffen. Das Problem: Sowohl in Edelschrott als auch in Stallhofen sind die Postpartner davon, denn diese hatten bisher den Sitz in den Lagerhaus-Filialen.
"Uns ist es wichtig, die Genossenschaft im Gesamten nachhaltig für die zukünftigen Herausforderungen auszurichten. Mit den beiden Kompetenzzentren setzen wir auch im Agrarbereich einen weiteren Schritt der Modernisierung", begründet Konrad diese Strategie. Und Johann Dorner ergänzt: "Damit können wir sowohl den Bedürfnissen der Mitglieder als auch der Kunden langfristig besser entsprechen. Gleichzeitig ist es notwendig, den wirtschaftlichen Herausforderungen bestmöglich zu begegnen und die Kosten durch Bündelung zu reduzieren. Die Schritte sind unumgänglich und wichtig für den Weg unserer Genossenschaft in die Zukunft."
Umstrukturierung bis Ende Juli
Für die von der Schließung betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden nach Möglichkeit individuelle Lösungen im Rahmen des gesamten Genossenschaftsgebiets gesucht. Bis Ende Juli soll die Umstrukturierungen abgeschlossen sein, das heißt, die Schließung der drei Standorte erfolgt in den nächsten Wochen.

- Das Voitsberger Lagerhaus-Kompetenzzentrum bündelt nun auch die Ressourcen von Stallhofen und Edelschrott.
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Nicht nur bei den Oppositionsparteien wie den Grünen, der FPÖ und der SPÖ sorgte diese Nachricht für Empörung, auch der Stallhofener Bürgermeister Franz Feirer bekam Schnappatmung. "Dass unser Standort mittelfristig schließen wird müssen, war uns klar. Aber eine Schließung in den nächsten vier Wochen ist unmöglich, ich bin mit dieser Vorgangsweise überhaupt nicht einverstanden." Am Donnerstag hat Feirer ein Meeting mit einem Post-Vertreter, um eine Lösung für den Postpartner zu finden. "Mit dem Aus des Lagerhauses gibt es von Geistthal bis Söding keine einzige Postpartnerstelle, das ist so nicht zu akzeptieren." Daher wird es in Stallhofen Demonstrationsmaßnahmen mit der Bauernschaft geben. "Die Genossenschaft ist die Vertretung der Landwirte und viele sind derzeit sehr sauer über die Art und Weise der Kommunikation", so Feirer.

- Im Gemeindeamt von Stallhofen liefen die Drähte in den letzten Stunden heiß.
- Foto: Gemeinde Stallhofen
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Ähnlich schockiert reagierte der Edelschrotter Bürgermeister Georg Preßler. "Wir stehen vor vollendeten Tatsachen und wurden als Gemeinde überhaupt nicht in Entscheidungen eingebunden. Die Kurzfristigkeit von einem Monat ist auch schwer zu verdauen." Was schade ist, denn Lagerhaus und Edelschrott kooperierten seit Jahrzehnten vor Ort sehr gut miteinander, jetzt verliert Edelschrott die Nahversorgung dieser Produktschiene." Mit den beiden Bauernbünden Edelschrott und Modriach verfasst die Gemeinde ein Schreiben an die Lagerhaus-Verantwortlichen mit der Bitte, die Entscheidung nochmals zu überdenken. Außerdem wird eine Unterschriftenliste für die Erhaltung des Standort aufgelegt.

- Bürgermeister Franz Feirer hat Demonstrationsmaßnahmen angekündigt.
- Foto: Gemeinde Stallhofen
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Bezüglich Postpartner laufen bereits Gespräche mit lokalen Gewerbetreibenden, um die Postpartnerstelle in Edelschrott zu halten. "Da bin ich guter Dinge, dass uns das gelingen wird", so Preßler abschließend.

- Der Edelschrotter Bürgermeister Georg Preßler lässt eine Unterschriftenliste auflegen.
- Foto: Furgler
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Christian Zach, Bezirkssprecher der Grünen, versteht die Welt nicht mehr: "Es ist wieder einmal atemberaubend, wie man enttäuscht werden kann. Eine zumindest vordergründig dem Image nach tief in den Regionen verwurzelte Genossenschaft, beschließt in einer Blitzaktion, in einer Art und Weise, die eher dem Gebaren eines internationalen Großkonzerns anmutet, die Filialen in Edelschrott, Stallhofen und auch Stainz kurzfristig zu schließen." Zach hätte eine Kommunikation mit den betroffenen Gemeinden erwartet, um gemeinsam mögliche Lösungen und auch nachvollziehbare Hintergründe zu erarbeiten, aber vergeblich. "Es erfolgt wieder einmal ein herber Schlag gegen die aus ökologischer, ökonomischer und sozialer Sicht unabdingbaren Erhaltung der Nahversorger und Strukturen am Land und ist auch für unsere geschätzten Landwirtinnen und Landwirte eine schallende Ohrfeige."
In Stainz ist man "überrumpelt"
Auch in Stainz ärgert man sich über die Vorgangsweise der Lagerhaus Graz Land eGen. Die Gemeinde erfuhr erst sehr kurzfristig durch eine E-Mail von der Schließung des Stainzer Standortes. "Wir sind überrumpelt", heißt es von Bürgermeister Karl Bohnstingl, der als Landwirt auch persönlich betroffen ist. "Unsere Landwirte müssen jetzt nach Lannach oder Deutschlandsberg ausweichen", meint er. Dadurch werden häufiger Traktoren auf den Straßen unterwegs sein - das sei sicher nicht förderlich für den Verkehr.
Ein Schreiben oder eine Unterschriftenaktion wie in Edelschrott werde es in Stainz jedoch nicht geben. "Es gibt kein Zurück", ist sich Bürgermeister Bohnstingl in der Sache sicher. Stainz trifft es zumindest nicht ganz so hart wie die anderen betroffenen Gemeinden: Denn die Marktgemeinde ist nicht so entlegen, außerdem wird der Postpartner nicht vom Lagerhaus, sondern vom Kaufhaus Florian Hubmann betrieben.

- In Zukunft müssen Stainzerinnen und Stainzer einen weiteren Weg zum nächsten Lagerhaus zurücklegen.
- Foto: Löschnig
- hochgeladen von Katrin Löschnig
Ein vorübergehender Leerstand sei wegen der kurzfristigen Information zur Schließung nun natürlich nicht zu vermeiden. "Wir hoffen, dass es eine gute Nachnutzung geben wird", ist Bohnstingl optimistisch. Aktuell weiß man aber noch nicht genau, was genau die Lagerhaus Graz Land eGen mit dem Standort vorhat und ob das Gebäude verkauft wird.
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