Bezirk Waidhofen: Viele schleppen sich krank ins Büro
Viele Menschen im Bezirk klagen über Verkühlungen, doch wenige sind tatsächlich im Krankenstand.
BEZIRK WAIDHOFEN. Derzeit hat man das Gefühl, dass es an jeder Ecke schnieft und rotzt. Im Büro, im Zug, in der Schule - überall wird gehustet und genießt. Die Grippewelle scheint den Bezirk Waidhofen erreicht zu haben.
Sieht man aber die Daten der Krankmeldungen (Siehe zur Sache), dann scheint das nicht zu stimmen. Denn im Vergleich zu früheren Grippewellen ist die Zahl der Krankenstände eher gering. Aktuell gibt es im Krankenkassenbezirk Gmünd/Waidhofen offiziell „nur“ 124 grippale Infekte. Kränkeln wir Waldviertler wirklich weniger als sonst, oder trauen sich nur immer weniger daheim zu bleiben und gehen trotz Fieber arbeiten?
Von einer "latenten Angst" spricht Leopold Kapeller von der Arbeiterkammer Waidhofen. "Viele Menschen überlegen sich schon drei Mal, ob sie in den Krankenstand oder auf Kur gehen." Vor allem in wirtschaftlich schwierigen Phasen trete das Phänomen häufiger auf. Laut Schätzungen der Arbeiterkammer gehen rund 40 Prozent der Menschen krank zur Arbeit. Auch Kündigungen wegen Krankenständen stünden auf der Tagesordnung. "Ohne da alle in einen Topf werfen zu wollen, aber wir spüren das schon stärker als in den letzten Jahren", so Kapeller.
Edith Zach vom AMS Waidhofen kennt ähnliche Fälle: "Kündigungen im Krankenstand kommen vor. Da gehen viele aus Angst vor Jobverlust auch krank in die Arbeit". Auch einen anderen Punkt kennt die Arbeitsmarktexpertin aus eigener Erfahrung: "Personal ist überall knapp. Viele kommen krank ins Büro, damit der Rest des Teams die eigene Arbeit nicht auch noch mit erledigen muss. Dass man damit natürlich alle anderen ansteckt, ist auch klar."
Mediziner Karl Pistracher aus Vitis warnt im Gespräch mit den Bezirksblättern vor möglichen Langzeitfolgen, wenn man sich krank zur Arbeit schleppt. Auch wenn die Toleranzschwelle bei jedem unterschiedlich ist: "Infektionskrankheiten wie eine Angina mit Fieber muss man unbedingt ernst nehmen. Das kann rasch mit schwereren Krankheiten weitergehen". Nicht nur, weil man für sich selbst, sondern auch für andere Kollegen eine Gefahr darstellt, so der Arzt. Das gilt auch für den grippalen Infekt. "Sobald einmal Fieber dabei ist, ist das ein ganz klares Zeichen, dass man nicht mehr Arbeiten gehen sollte".
Weniger Krankenstände als im Vorjahr
Im Krankenkassenbezirk Gmünd/Waidhofen gibt es aktuell 124 grippale Infekte. Generell gehen weniger Menschen in den Krankenstand als noch im Vorjahr. So verzeichnet die Statistik der NÖGKK von Oktober 2013 bis September 2014 10.205 Krankenstände im Bezirk Waidhofen. Von Oktober 2014 bis September 2015 waren es 9.548 Krankenstände - bei einer beinahe gleich bleibenden Zahl von Anspruchsberechtigten.
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