Hitze und Dürre im Waldviertel
"Der Klimawandel ist keine Glaubensfrage"

Manuel Weber ist Meteorologe und betreibt die regionale Wetterplattform "Wetter Waldviertel". Er sieht im Klimawandel die größte Krise unserer Zeit. | Foto: privat
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  • Manuel Weber ist Meteorologe und betreibt die regionale Wetterplattform "Wetter Waldviertel". Er sieht im Klimawandel die größte Krise unserer Zeit.
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Selbst die ansonsten eher an die Kälte gewöhnten Waldviertler stöhnen unter der Hitze. Was der Klimawandel für unsere Heimat bedeutet.

WALDVIERTEL. Die Temperaturen in Südeuropa kratzen an der Marke von 50 Grad, aber auch die Waldviertler bemerken ungewohnt hohe Temperaturen in immer längeren Zeiträumen. Die Bezirksblätter baten den Meteorologen Manuel Weber zur Analyse des aktuellen Klimaberichtes und worauf wir uns in Zukunft einstellen müssen. Weber lebt in Oberedlitz und betreibt mit Wetter Waldviertel ein regionales Wetterportal.

Für den Experten ist klar: "Viel Spielraum gibt es für uns in Klimafragen nicht mehr". Das bestätigt ein Blick in die Daten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik. Demnach sind die die durchschnittlichen Temperaturen im Waldviertel in den vergangenen 30 Jahren um 0,75 bis 1,75 Grad gestiegen. Sollten keine Maßnahmen ergriffen werden, wird etwa die Zahl der Hitzetage (Tage mit über 30 Grad im Schatten) weiterhin ansteigen.

Österreich wird deutlich wärmer | Foto: ZAMG SPARTACUS
  • Österreich wird deutlich wärmer
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Warum das ein Problem ist? "Wir reden im Mittel von sechs bis acht zusätzlichen Hitzetagen im Waldviertel. Das kann in einem Jahr auch 30 Tage oder mehr mit richtig langen Hitzwellen bedeuten. Wenn das in einem Jahr mit wenig Niederschlag passiert, dann haben wir ein Problem mit Dürre und der Grundwasserspiegel sinkt. Das werden dann die wenigsten Menschen noch lustig finden", so Weber. Dazu komme die enorme Belastung des Organismus durch die Hitze. Wenn es dann auch nachts nicht genügend abkühlt, kommt es zu deutlich mehr Todesfällen.

Wasserbilanz droht zu kippen

Besonders dramatisch: Die Wasserbilanz ist im Waldviertel dabei in den negativen Bereich zu rutschen. Das bedeutet, dass mehr Wasser verdunsten wird, als durch Niederschläge nachkommt. "Noch befinden wir uns auf der ,feuchten' Seite", so Weber. Aber: "Der Polster wird immer kleiner, das haben wir in den letzten Jahren schon deutlich gemerkt. Hitze an sich wäre schon ein Problem, aber wenn es gleichzeitig weniger regnet, dann haben wir zwei Effekte, die sich verstärken."

Ab 2036 drohen im Waldviertel im Schnitt vier bis acht zusätzliche Hitzetage im Jahr. | Foto: ZAMG
  • Ab 2036 drohen im Waldviertel im Schnitt vier bis acht zusätzliche Hitzetage im Jahr.
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Viele Waldviertler haben den Klimawandel heuer schon am eigenen Leib gespürt und verzeichneten Schäden durch Unwetter an ihrem Hab und Gut. Dass 2021 ein Jahr mit besonders vielen Unwettern ist, lasse sich aus der Blitzstatistik aber nicht herauslesen. "Ganz im Gegenteil: 2021 ist eigentlich diesbezüglich ein völlig unauffälliges Jahr. Aber: die Gewitter, die es gegeben hat, waren häufig ungewöhnlich heftig mit deutlich höheren Schäden. Auch darauf werden wir uns einstellen müssen."

Deutlich weniger Schnee

Der Klimawandel ist auch im Winter spürbar. "Wenn es um anderthalb Grad wärmer wird, schneit es beispielsweise nur mehr bis 700 Meter und nicht mehr bis 500. Gerade der Trend zeigt, dass die letzten Winter zum Teil irrsinnig warm waren - mit entsprechend wenig Schnee und Kälte." Eine der Folgen: die Vegetation erwacht früher zum Leben und wird dadurch deutlich anfälliger für Spätfroste.

Das Argument, das letzte Frühjahr sei relativ kalt gewesen und vielleicht sei alles gar nicht so schlimm, lässt Weber nicht gelten: "Es kann auch in Zeiten des Klimawandels theoretisch sein, dass der nächste Winter der Kälteste seit 100 Jahren wird. Da ist das Missverständnis: Es wird selbst in zehn Jahren Regionen geben, wo es grade ein bisserl zu kalt ist. Wenn aber 90 Prozent des Planeten zu warm und 10 Prozent zu kalt sind, dann ist das ein klares Signal. Das größte Problem beim Klimawandel ist die subjektive Wahrnehmung, man muss die Entwicklungen immer global und über einen längeren Zeitraum betrachten. Zu kalte Phasen kann es nach wie vor geben, sie werden nur immer unwahrscheinlicher."

"Wir müssen das in den Griff kriegen!"

Insgesamt kommt Österreich zwar einigermaßen glimpflich davon, jedenfalls im Vergleich zu anderen Regionen auf der Erde. Können wir also nach dem Motto "Wird schon nicht so schlimm werden" weitermachen? "Der Klimawandel ist die größte Krise unserer Zeit. Mir macht das durchaus Sorgen, dass ganze dicht besiedelte Landstriche unbewohnbar werden und massive Fluchtbewegungen und sogar Kriege stattfinden werden. Wir müssen das jetzt in den Griff kriegen. Wenn sich Länder auf dem Papier zu Klimazielen verpflichten, reicht das nicht. Änderungen müssen her. Ohne Verzicht wird es nicht gehen. Jeder einzelne kann und muss etwas beitragen, in Österreich wie in den USA oder in China. Klimawandel ist keine Glaubensfrage. Noch ist es nicht zu spät und die Menschheit hat in der Vergangenheit schon ähnliche Krisen wie das Ozonloch oder den sauren Regenbewältigen können."

Mehr zum Thema finden Sie auf der Seite der ZAMG.

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