30 Jahre Fall des Eisernen Vorhangs
"Ein- und Ausreise unvorstellbar"
BEZIRK. Heuer jähren sich der Fall des Eisernen Vorhangs und der Abbau der Grenzbefestigung zwischen Österreich und Tschechien zum 30. Mal. Die Bezirksblätter haben Zeitzeugen befragt, wie sie das historische Ereignis im Jahr 1989 erlebten. Diese Woche im Gespräch: Peter Coreth, der Gründer vom Museum Humanum in Fratres.
Kunst ist grenzüberschreitend
"Ich erinnere mich noch an die Euphorie damals. Der Vorhang war weg, die Menschen waren neugierig und hatten eine Vision von einem völlig neuen, geeinten Europa", erinnert sich Peter Coreth zurück. Diese Vision ist heute eher zur Illusion geworden. Die anfängliche Neugier für die fremden Menschen, das fremde Land, die fremden Gebräuche ließ mit der Zeit nach. Langsam aber sicher stellte sich mit der Zeit eine Selbstverständlichkeit ein. "Ich hätte zum Beispiel damals niemals gedacht, dass ich einfach so über die Grenze spazieren könnte", lacht Coreth. Die Grenze ist nun nicht einmal mehr so wahrnehmbar war damals, die Menschen sind es mittlerweile gewohnt, einfach so in unser Nachbarland einkaufen oder Mittagessen zu fahren. Über die Grenzräume hinweg sind Gemeinsamkeiten entstanden. "Einzig die Sprachbarriere ist nach wie vor vorhanden. Die Kunst ist jedoch ist grenzüberschreitend und verbindet die Menschen miteinander. Wir in Fratres haben es uns zur Aufgabe gemacht, mit Veranstaltungen dazu beizutragen, die gemeinsame Kultur bewusst zu stärken." Der Museumsgründer spricht aus Erfahrung, denn im Museum Humanum waren schon einige tschechische Künstler und Politiker zu Gast: "Der Umgang heute ist gewohnt und unaufgeregt, man kennt einander. Das so aufgebaute Kontaktnetzwerk ist sehr wertvoll", betont Coreth.
Gemeinsame Geschichte verbindet
"Die 40 Jahre Kommunismus haben natürlich Wunden geschlagen", so der Zeitzeuge. Doch langsam aber sicher heilt die Zeit alle Wunden, wie man so schön sagt. Nach dem Fall in den 90er Jahren befand sich Tschechien im großen Aufbau. Danach folgten Privatisierungen und eine totale Ökonomisierung. In Österreich ist das lange davor schon passiert. Veränderte Mentalitäten und Fortschritte in der Nachbarschaft waren die Folgen. Nun stellt sich die Frage, wie es weitergehen soll. "Wir müssen uns die Frage unserer Identität neu stellen. Was haben wir alles gemeinsam. Zusätzlich zur Kunst verbindet uns schließlich die gemeinsame Geschichte und die mitteleuropäische Identität", fasst Coreth zusammen.
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