Wie sexy ist die Stadt? Waidhofen ist Schlusslicht

WAIDHOFEN. Einen niederschmetternden Befund stellt eine Studie über die Attraktivität von Innenstädten Waidhofen aus: Die Bezirkshauptstadt landete abgeschlagen auf dem letzten Platz. Im Auftrag der Wirtschaftskammer hat die CIMA Beratung + Management GmbH eine Einzelhandelsstruktur-Untersuchung erstellt. Dieses Dokument gilt als Standardwerk, was Kaufkraft, Handel und Attraktivität der Städte betrifft.

"Altmodisch, wenig gepflegt"

Zwar wird in der Analyse ausdrücklich auf die schmucken Altbauten in Waidhofen hingewiesen, jedoch brauchen viele Fassaden dringend eine Sanierung. Auch der Platz um das Rathaus kommt gut weg, aber: "Außerhalb dieser Verweilzone lässt das Ambiente zu wünschen übrig. Ortsgestaltung und -infrastrukturen wirken veraltet. Sowohl asphaltierte Bereiche als auch unschöne Pflasterungen lassen den Platz zusätzlich ungepflegt erscheinen", heißt es in der Untersuchung. Dazu kommen laut den Autoren noch die hohe Verkehrsbelastung und starke Lücken im Branchenmix. Wenig schmeichelhaft ist auch der Befund über Waidhofens "Shopping-Meile", die Böhmgasse. Nicht nur, dass Verweilmöglichkeiten wie Bänke und Co. fehlen, auch bei der Ausstattung wie Mülleimern, Begrünung und dem Parkleitsystem sehen die Autoren deutliche Mängel. Das Urteil: "Die Aufenthaltsqualität in der Böhmgasse wird als niedrig eingestuft. Hohes Verkehrsaufkommen und zahlreiche Leerstände prägen das Erscheinungsbild. Der Bereich wirkt unsauber und wenig gepflegt." Das Fazit der Stadt-Tester: Waidhofen belegt aus 15 niederösterreichischen Städten klar den letzten Platz - nur Mistelbach spielt in einer ähnlichen Liga. Bürgermeister Robert Altschach kann die Kritik nur bedingt nachvollziehen: "Das empfinde ich nicht so. Das Wichtigste für uns ist die Frequenz - da spielt ein Straßenbelag, der vielleicht nicht so attraktiv ist, keine große Rolle." Aus diesem Grund sei auch der starke Verkehr keine Belastung, sondern trage ebenfalls zur Frequenz bei, so Altschach: "Mit einer Fußgängerzone würde die Innenstadt aussterben." Zusätzlich wurde die Kaufkraft der Waidhofner untersucht. Das Fazit: Die Menschen haben um 7,1 Prozent weniger in der Geldbörse als bei der letzten Untersuchung im Jahr 2005.
Für den Ökonomen Josef Baum ist diese Entwicklung kein Wunder: "Trotz der insgesamt positiven Beurteilung des Einkaufszentrums wurde durch die mangelnde Abstimmung mit dem Zentrum dadurch die Mobilität noch stärker auf das Auto konzentriert. Wenn immer mehr Anteil des Einkommens für die Automobilität verwendet werden muss, weil es weniger Arbeitsplätze und kaum einen öffentlichen Verkehr gibt, bleibt weniger Geld fürs Leben - eben minus sieben Prozent."