Franz Josefs-Bahn
Gmünd-Wien schaffen wir in 72 Minuten
Pro Franz Josefs-Bahn-Sprecher Gerald Hohenbichler im Interview über die aktuellen Ausbaupläne bis Horn, Politiker, die nur Auto fahren und wie "seine" ideale Bahnverbindung vom Waldviertel nach Wien aussehen würde.
Sie kämpfen seit 40 Jahren für die Franz Josefs-Bahn. Warum zuckeln wir immer noch auf der Strecke der 150 Jahre alten k.u.k.-Staatsbahn herum?
HOHENBICHLER: Es hat immer geheißen, eine Neubaustrecke wäre unwirtschaftlich und unfinanzierbar. Dabei haben wir bereits Gutachten aus dem Jahr 1991, schon da hat man sich ernsthaft Gedanken über einen Neubau gemacht. Da hat man sogar schon Kurvenradien eingezeichnet, war also in der Planung schon weit. Damals hätte der Totalausbau 4,5 Milliarden Schilling gekostet.
Gut, diese Pläne sind jetzt bald 30 Jahre alt. Warum sind die nicht längst umgesetzt?
Damals wurde Hamburg-Berlin-Prag-Wien-Budepest als Transversale der Franz Josefs-Bahn erwähnt. Das wäre ein internationaler Korridor. Seit 1991 steht das im Landesverkehrskonzept. 1997 wurde es plötzlich als unwirtschaftlich eingestuft.
Politiker, die mit dem Auto bis nach Stockerau fahren, regen mich auf. Gerald Hohenbichler, Pro FJB.
Im aktuellen Rahmenplan kommt nur ein Ausbau bis Horn vor...
Das Waldviertel endet nicht nördlich von Horn, sondern beginnt hier erst richtig. Alle Investitionen fließen derzeit in ausschließlich in den Horner Bezirk. Von Göpfritz aufwärts passiert nichts mehr. Für die Waidhofner gibt es gar nichts. Die angekündigten 10 Minuten kommen gar nicht uns zu Gute, weil die Horner nicht mehr die 12,5 Kilometer nach Sigmundsherberg fahren müssen. Ein ansprechendes Angebot wirkt anziehend. Aktuell sehe ich nur Ideen aus den 70er-Jahren. Da brauchen wir keine 127 Millionen.
Was würden Sie mit dem Geld für die Horner Spange machen?
Sofortiger Einsatz von acht typenreinen Cityjets bringen 15 Minuten bringen pro Richtung. Für einen Tagespendler sind das 30 Minuten Lebenszeit, fünf mal in der Woche. Höchstgeschwindigkeit 140 km/h bei Walpoltenreith und Hirschbach. Das kostet nicht einmal was, das kriegen wir durch umdisponieren hin. Mit 22 Millionen, die jetzt für so genannte "Re-Investitionen" vorgesehen sind, wären schon Grundstücksablösen für das Allentsteiger Knie möglich, von Matzlesschlag beginnend, bis zum Allwangspitz.
Das Allentsteiger Knie gilt als eines der wichtigsten Begradigungsvorhaben.
Richtig, Schon vor 95 Jahren war geplant, das Knie abzukürzen. Jetzt sind es 17 Kilometer, nachher sind es sieben.
Wenn Sie sich Ihre Version der Franz Josefs-Bahn ausmalen dürften, wie würde die aussehen?
Ich würde einen kombinierten Ausbau machen. Zweigleisig mit Begradigungen. Das hätte man schon bis 2020 erledigen müssen. Deshalb wäre es wichtig im Rahmenplan 2022 bis 26 den Grundstein für eine Schnellfahrstrecke zu legen. Zwei Trassen, zwei Gleise. Eine hochrangige Spange südlich von Horn. Irnfritz, Hötzelsdorf, Geras und Sigmundsherberg wären nicht ausgeschlossen, ganz im Gegenteil. Das wäre eine zweitrassige Führung jeweils eingleisig. Dann könnte man auf der Bestandsstrecke 160 im Vor- und Nachlauf zw. Göpfritz-Eggenburg mit den bisherigen REX-Zügen und auf der Neubaustrecke 200 mit den transnationalen SPRINTER-Zügen Wien-Budweis fahren. Gmünd-Wien ist in 72 Minuten möglich.
Das klingt teuer...
Das Gesamtprojekt würde 1,2 Milliarden Euro kosten. Jetzt läge es in der Hand des Landesrates, hier die Grundlagen zu schaffen und ein sinnvolles Konzept vorzulegen. Wir könnten die 162 Kilometer um 32 Kilometer verkürzen. Damit wäre der Grundstein für ein Angebot im 21. Jahrhundert und Angesichts des Klimawandels gelegt.
Woran scheitert der Ausbau?
An der Finanzierung und an kommunalen Einzelinteressen. Oft wird da nicht über die Gemeindegrenzen hinausgedacht. Dazu kommt die Panikmache der Bestand würde zugedreht, was aber nicht stimmt. Das sind jene Spitzenpolitiker, die mit dem Auto vom Waldviertel bis nach Stockerau fahren und dann in die Schnellbahn steigen. Das regt mich auf.
Warum wäre der Bahnausbau gerade jetzt wichtig?
Wir spüren doch die Klimakrise. Da fängt jetzt bei vielen ein Umdenken an. Gerade bei der Mobilität bekommt die Bahn den Stellenwert zurück, den sie in der Vergangenheit schon hatte. Der bisherige Nachteil der fehlenden Investitionen kann sich jetzt in einen Vorteil umkehren, nachdem nicht stückchenweise ausgebaut wurde. Der große Wurf ist damit schon längst überfällig. Hier muss in der gesamten Region investiert werden und nicht nur ein Fleckerl in und um Horn. Außerdem ist die FJB die kürzeste Verbindung Wien-Prag mit 350 Kilometer. Das ist 50 Kilometer kürzer als die Nordbahn. Da wird das Waldviertel unterschätzt. Die Franz Josefs-Bahn ist eine internationale Strecke.
Wovon wird’s abhängen?
Entscheidend ist, dass sich gewichtige Politiker finden, die den Ausbau vorantreiben, aber da gibt es keine treibende Kraft. Die kommunale Geschlossenheit wird eine Rolle spielen. Das gibt es bei der Straße, aber leider nicht bei der Bahn. Die Bevölkerung ist mit großer Mehrheit hinter dem Ausbau. Regierung hat die Chance uns zur ländlichen Vorzeigeregion zu machen.
Werden wir zwei einen Modernisierung noch erleben?
(lacht) Selbst wenn es schnell geht, dann braucht unsere Idee 15 Jahre. Aber wir sind in Österreich, realistisch erleben wir den Baubeginn, aber wir kämpfen ja für Generationen.
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