Klima-Verwirrung
Waidhofner bekommen weniger Klimabonus als die Vitiser (mit Video)
Waidhofner, Gmünder und Horner bekommen weniger Steuervorteil als die Zwettler. Warum das so ist, ist selbst Spitzenpolitikern nicht klar.
WAIDHOFEN. Alle Einwohner des Bezirks Waidhofen bekommen den maximalen Steuerbonus von 200 Euro. Alle? Nein, die Einwohner der Bezirkshauptstadt Waidhofen bekommen weniger als ihre Nachbarn in Brunn, Thaya oder Vitis, nämlich nur 163 Euro. Wie das geht und ob das gerecht ist? Wir haben nachgefragt.
Zuckerbrot und Peitsche: Wer ab dem Sommer 2022 CO2 freisetzt, von dem werden im ersten Jahr 30 Euro je Tonne eingehoben. Ab 2023 kostet die Tonne CO2 um fünf Euro mehr, ab 2024 liegt der Preis schon bei 45 Euro, 2025 sind es 55 Euro. Mit dem Anstieg des CO2-Preises steigt auch der regionale Klimabonus, den alle Menschen in Österreich, egal ob sie berufstätig, in Pension oder arbeitslos sind, erhalten. Kinder bekommen die Hälfte des Bonus ausgezahlt. Aber es gibt auch Belohnungen, nicht nur bei der Steuerentlastung sowie mit einem regionalen Klimabonus.
Städter kriegen weniger Geld
Wie hoch der Klimabonus ausfällt, ist je nach Region unterschiedlich und wird noch genau berechnet. Der Bonus steigt jährlich parallel zu den Einnahmen. Grundsätzlich gilt: Wer gut an den öffentlichen Verkehr angebunden ist, kann einfach auf klimafreundliche Mobilität umsteigen. So erhalten Erwachsene in der Großstadt 100 Euro, in weniger dicht besiedelten Städten wie Mödling, Krems oder St. Pölten 133 Euro, in Hollabrunn, Amstetten und Deutsch-Wagram schon 167 und in dünn besiedelte Gegenden wie alle 14 von 15 Gemeinden im Bezirk Waidhofen 200 Euro im Jahr. Damit ist Waidhofen rein steuerlich Neusiedl am See und Eferding gleichgestellt - so wie Horn und Gmünd auch. Die Zwettler kassieren den vollen 200 Euro-Bonus.
Ist das gerecht, wo beispielsweise die Vitiser ebenfalls den vollen Bonus erhalten, obwohl hier die einzige überregionale Bahnlinie mit aktiven Bahnhof eine deutlich bessere Verkehrsanbindung verspricht? Ist Waidhofen wirklich so viel besser an den öffentlichen Verkehr angebunden? "Es geht nicht rein um den Verkehr", erklärt Martin Litschauer - der es als Nationalratsabgeordneter der Grünen wissen muss. "Es hängt auch von der Versorgung mit Schulen, Ärzten, Behörden ab", so Litschauer. Denn: Ist diese Versorgung nicht gegeben, dann müssen die Menschen eben auspendeln. Oder kurz: "Öffentlicher Verkehr ist nur ein Faktor. Das ist auch der Grund, warum Vitiser zwar einen überregionalen Bahnhof haben, aber den vollen Klimabonus bekommen", so Litschauer.
Warum ausgerechnet die Zwettler gegenüber den Waidhofnern, Gmündern und Hornern steuerlich begünstigt werden, sei ihm selbst nicht ganz klar, so Litschauer, der verspricht sich die Sache anzusehen.
"Das kann nur jemandem einfallen, der nie im Waldviertel war"
Kritik kommt jedenfalls von Gottfried Waldhäusl, FPÖ: "Dass ein Unterschied zwischen Stadt und Land gemacht wird, ist ja sogar noch nachvollziehbar. Aber ein Waidhofner hat doch die selben Probleme mit dem öffentlichen Verkehr wie jeder andere Waldivertler. Warum die Menschen in der Bezirkshauptstadt weniger bekommen, als jeder andere, das kann nur jemandem einfallen, der noch nie im Waldviertel war."
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