Zahl der Anträge auf Heimplätze steigt stark an
Mit dem Ende des Pflegeregresses steigt die Zahl der Ansuchen massiv: wie die Heime mit dem Ansturm umgehen.
BEZIRK WAIDHOFEN. Seit Anfang 2018 ist der Pflegeregress Geschichte. Der Zugriff des Staates auf Privatvermögen, wenn ein Mensch im Pflegeheim zieht, wurde abgeschafft. Was das für Betroffene heißt? Sie müssen nicht mehr fürchten, dass die staatliche Pflege ihren gesamten Besitz auffrisst.
Was für Betroffene eine gute Nachricht ist, stellt aber die Länder vor massive Probleme: denn sie müssen für die Mehrkosten aufkommen. Zwar stellte der Bund rund 100 Millionen Euro zur Verfügung, diese Summe reicht - laut den Ländern - aber bei weitem nicht die Mehrkosten abzudecken.
Das Aus des Pflegeregresses hatte aber noch einen weiteren Effekt: die Anträge für eine Aufnahme in ein Pflegeheim sind seit dem Vorjahr sprunghaft angestiegen. Niederösterreichweit um über 50 Prozent von 1051 Anträgen im ersten Quartal 2017 auf 1.580 Anträge im ersten Quartal 2018. Auch im Bezirk Waidhofen ist die Zahl der Ansuchen sprunghaft angestiegen. 2017 wurden nur 23 Anträge behandelt - 2018 sind es bereits 35. Zwar kann der Bedarf aktuell noch einigermaßen gedeckt werden - schließlich erfüllen nicht alle Anträge die Anforderungen, aber auf lange Sicht ist mit Mehrkosten von bis zu 500 Millionen Euro zu rechnen, warnt das Land Niederösterreich.
Erich Weißkirchner leitet die Pflegeheime in Raabs und Eggenburg. Auch vor Ort spüre man eine gestiegene Nachfrage nach Pflegeplätzen. Hatte man früher drei bis vier Vormerkungen für einen Platz im Pflegeheim, sind es jetzt doppelt so viele, so der Direktor. Aber: ein Notstand sei dennoch nicht zu erwarten. Erstens freue man sich in den Heimen über gesteigerte Nachfrage, zweitens helfen sich die Waldviertler Pflegeheime gegenseitig aus, wenn alle Plätze belegt sind. "Das funktioniert in dringenden Fällen eigentlich sehr gut, wenn etwa eine Person beispielsweise einige Monate in Litschau betreut wird, bevor sie nach Raabs kommt", erklärt der Leiter.
Dass die Zahl der Anträge steigt, sei laut Weißkirchner nur logisch. Für eine Aufnahme im Pflegeheim ist allerdings Pflegestufe 4 Voraussetzung, was oft nicht erfüllt wird. "Wir müssen eben genauer hinschauen und uns mit der Hauskrankenpflege besser absprechen. Wichtig ist uns aber in dringenden Fällen zu helfen. Einfach zu sagen: ,Es ist kein Platz‘, kann es nicht sein. Dringende Fälle bekommen einen Platz und Notsituationen können wir mit gegenseitiger Hilfe unter den Häusern abfedern."
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.