Fachkräfte verzweifelt gesucht
Trotz Arbeitslosen-Rekord finden Betriebe in der Region keine geeigneten Kräfte. Das sind die Jobs mit den größten Chancen.
WAIDHOFEN. Liest man die Schlagzeilen der vergangenen Wochen, dann kann man es kaum glauben. Alle reden von Arbeitslosigkeit aber es gibt Firmen im Bezirk, die keine Fachkräfte finden. Etwa die Firma Herka in Kautzen. Chefin Lieselotte Pfeiffer: „Man muss sich zu helfen wissen, sonst könnten wir den Betrieb nicht aufrecht erhalten.".
So wie Lieselotte Pfeiffer geht es derzeit vielen Chefs im Waldviertel. Derzeit könnten die Firmen 33.700 Fachkräfte beschäftigen, nur 32.700 der Stellen sind besetzt. Das heißt es gibt 1.000 weniger ausgebildetes Personal als Jobs. Schaut man ins Jahr 2019 ist es noch deutlicher: Die Firmen werden in der Region 34.700 Jobs anbieten aber die Zahl der Fachkräfte wird nicht weiter steigen.
125 Mitarbeiter beschäftigt die Firma Herka mit ihren Standorten in Kautzen und Gmünd. "Wir müssen unsere Mitarbeiter selbst anlernen, weil Textiltechniker im Waldviertel mittlerweile kaum noch zu bekommen sind", so die Firmenchefin.
Die Firma Herka produziert seit fast 90 Jahren hochwertige Frottierwaren wie Handtücher, Bademäntel und Bettwäsche. Ohne die Fachkräfte aus Tschechien oder mit türkischem Hintergrund würden die Maschinen wohl bald stillstehen, so Pfeiffer. "Das ist aber beim Führungspersonal ähnlich. Wenn sie jemanden qualifizierten suchen müssen sie schon Glück haben, dass jemand aus Wien ins Waldviertel zurückkommt." Und das obwohl man bei dem Kautzener Traditionsunternehmen sogar besser zahlt als die Konkurrenz im Speckgürtel rund um Wien.
Eine Entwicklung die auch Edith Zach vom AMS Waidhofen kennt. Vor allem Schlosser, Schweißer und Tischler sind ebenso gefragt wie Ärzte und Kranken- oder Altenpfleger. Mittlerweile herrscht aber auch ein Mangel an Fachkräften in der Gastronomie. "Das liegt auch an den Arbeitszeiten. Viele Wochenend- und Nachtdienste sind schwer mit der Familie vereinbar", erklärt Zach. Überraschend: Friseurinnen werden im Bezirk derzeit händeringend gesucht. Das hat laut Zach einen einfachen Grund: Viele ausgelernte Friseurinnen machen sich selbstständig, bevor sie in ein weniger gut bezahltes Angestelltenverhältnis treten.
Zachs Resümee: "Eine gute Ausbildung ist ein guter Schutz vor Arbeitslosigkeit. 45 Prozent der Arbeitssuchenden im Bezirk haben nur einen Pflichtschulabschluss". Textil-Spezialistin Lieselotte Pfeiffer drückt es so aus: "Wir brauchen Zuzug. Sich im Waldviertel abzuschotten ist der falsche Weg."
Die Branchen mit den besten Aussichten im Bezirk:
• Metallverarbeitung - Schlosser, Schweißer
• Gastronomie
• Gesundheitswesen - Ärzte, Pfleger, Heimhilfen
• Bäcker
• Fleischer
• Tischler
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