"Der Islam ist ein Glaube des Friedens"
Trotz Vorurteilen fühlen sich Moslems im Waldviertel wohl. Die Gräueltaten von Terrorgruppen verabscheuen sie.
WAIDHOFEN (pez). Die Verhaftung eines islamistischen Gotteskriegers im Bezirk Gmünd zeigt: Der internationale Terror reicht bis Niederösterreich. In Folge steigt das Misstrauen gegenüber muslimischen Einrichtungen. Wer sind die rund 100.000 Muslime in unserem Bundesland? Die Bezirksblätter Waidhofen haben Kulturvereine und Moscheen besucht und mit den Betroffenen über ihr Weltbild, Mitglieder und Vorurteile geredet.
Gläubiger Moslem
Einer von ihnen ist in Waidhofen bestens als immer gut gelaunter Gastwirt und Pizzakoch bekannt. Doch was die wenigsten wissen: er ist gläubiger Moslem, lebt nach den Regeln des Koran und des Propheten Mohammed und betet fünf Mal am Tag, ganz so wie es sein Glaube verlangt. Die Rede ist von Turgut Tokat, der mit seinen ebenfalls sehr gläubigen Brüdern die Pizzeria Venezia in Waidhofen betreibt. Auch er spürt Vorurteile, vor allem, wenn er seinen Bart etwas länger wachsen lässt und traditionelle Kleidung trägt. "Man sollte Menschen nicht nach ihrem Aussehen oder ihrem Glauben beurteilen", wirbt der türkischstämmige Wirt mit Spitznamen Giovanni für Toleranz. "Der Islam ist ein Glaube des Friedens, wo das Recht jedes Menschen geachtet wird."
Barbarei durch Terrorristen
Die Taten der Terrorarmee IS in Syrien und dem Irak nennt Tokat nur "barbarisch".
"Nur weil einer von hundert Muslimen schlecht ist, sind nicht alle so". Für ihn ist ganz klar: "Jemand, der einen anderen angreift, handelt nicht nach dem Islam". Er glaubt fest daran, dass sich eine Vorhersage Mohammeds erfüllt: "Schon der Prophet hat vorhergesagt, dass eine Gruppe kommen wird mit Herzen aus Stein. Und der Prophet sagt auch: Mit dieser Gruppe soll man nicht in Verbindung kommen, ihnen weder helfen, noch mit ihnen reden".
"Ein Mensch ist ein Mensch, ganz egal, welchen Glauben er hat"
Trotz mancher Vorurteile fühlt sich Tokat im Waldviertel willkommen. "Als Moslem fühle ich mich in Österreich wohl". Einzig ein Minarett, von wo aus die Gebetsrufe erschallen würde er sich manchmal bei der Moschee in Schrems wünschen. "Aber ich verstehe, dass Nicht-Moslems davon gestört werden". Die Gebetszeiten hält der in Österreich aufgewachsene Tokat übrigens streng ein, obwohl sich diese beinahe täglich ändern, da sie sich nach dem Stand der Sonne richten. Diese verrät ihm eine praktische Handy-App.
Was für ihn der wichtigste Grundsatz in seiner Religion ist? "Man sollte sich immer selbst fragen: Bin ich ein guter Mensch?". Mit anderen Religionen geht Turgut "Giovianni" Tokat ganz locker um: "Ein Mensch ist ein Mensch. Ganz egal welchen Glauben er hat".
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