Die Kräuter-Detektivin ermittelt wieder
Eunike Grahofer veröffentlicht mit dem "Pepi Onkel" ihr zweites Werk über das Kräuterwissen der einfachen Menschen - und muss dabei eine Spürnase beweisen, die eines Kriminalisten würdig ist
WAIDHOFEN. Wissen Sie was "Hirselbehn" sind? Vermutlich nicht, es sei denn sie stammen aus genau jenem Waldviertler Dorf, wo sich dieser Ausdruck für eine Erdbeersorte durchgesetzt hat - oder Sie heißen Eunike Grahofer.
Die Pflanzen-Expertin hat sich wieder aufgemacht und für ihr neues Buch "Der Pepi Onkel" das Pflanzenwissen der "einfachen Leut" gesammelt. Keine leichte Aufgabe, denn wie das erwähnte Beispiel zeigt, ist man beim Kräuterwissen, das in den Dörfern geteilt wurde, sehr von regionalen Gebräuchen abhängig. Selbst die Bezeichnung für ein und die selbe Pflanze ist oft von Ort zu Ort unterschiedlich.
Grahofer hat die Kräuter und Pflanzen aus den alten Überlieferungen identifiziert, die Rezepturen verständlich gemacht und für die heutige Zeit festgehalten. Dazu hat sie in die Geschichten des "Pepi Onkels" und ihrer beiden weiteren Interviewpartner noch subtil die wissenschaftliche Erklärung für die Wirkung der verschiedenen Pflanzen einfließen lassen. Keine leichte, aber eine wichtige Aufgabe: "Die Generation, die noch das Wissen über Pflanzen von ihren Vorfahren mitbekommen hat, stirbt langsam aus", erklärt die Autorin beim Besuch der Bezirksblätter.
Dabei kommt oft mehr ans Licht, als reines Wissen über Pflanzen: So heißt gebackener Hollunder in Heidenreichstein "Holler-Krapfen". Grahofer hat recherchiert und den Grund dafür gefunden. Während der Hochblüte der Textilindustrie kamen viele Arbeiter aus Oberösterreich in die Burgstadt - und brachten den Begriff für die beliebte Speise mit, was sich bis heute gehalten hat.
Dabei war es oft gar nicht so leicht den Menschen ihre Rezepte zu entlocken. Den Satz "Das ist ja gar nichts besonderes. Das wächst ja eh da hinten im Garten", hat die Waidhofnerin während ihrer Recherchen häufiger gehört. "Für die Menschen, die damit aufgewachsen sind, ist das alltäglich. Für uns ist dieses Wissen aber enorm wertvoll", ist Grahofer überzeugt.
Auf die - zugegeben etwas naive Frage - ob ihr denn nicht langsam die Kräuter, Blüten und Blätter mit erstaunlicher Wirkung ausgehen, antwortet die Autorin: "Es gibt in Mitteleuropa etwa 400.000 Pflanzenarten. Ich glaube nicht, dass mir bald fad wird". Auf die Frage ob es noch einen Dritten Teil dieser Buchserie geben wird antwortet Grahofer: “Material hätte ich dafür noch genug.”
Der "Pepi Onkel" ist am 30. September beim Freya Verlag erschienen, umfasst 225 Seiten und ist im regulären Buchhandel um 19,90 Euro erhältlich. Das Vorgänger-Buch "Die Leissinger Oma" ist ebenfalls erhältlich.
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