So machen die Waidhofner Karriere mit Lehre
Zwei Lehrlinge aus dem Bezirk im Portrait: von der Liebe zum Handwerk und dem Drang selbst Hand anzulegen.
GROSS SIEGHARTS. Aktuell fehlen in Niederösterreich rund 15.000 Facharbeiter, Unternehmen aus dem Bezirk Waidhofen warten schon längst nicht mehr darauf, dass die fix und fertig ausgebildete Fachkräfte zu ihnen kommen, sondern nehmen das Ruder selbst in die Hand und bieten Lehrstellen für die Spezialisten von Morgen. Wer nicht selbst ausbildet, hat langfristig keine Chance auf qualifizierte Mitarbeiter, lautet das Motto.
Vom "einfachen" Lehrling zum Chef mit mehreren Mitarbeitern - wie das geht beweist die Firma Innenbau Peschel aus Groß Siegharts. Was im Jahr 2000 mit zwei Mitarbeitern und einem Lieferwagen begann, ist heute ein Betrieb mit 15 Mitarbeitern. Chef und Firmengründer Andreas Peschel hat selbst als Lehrling im Hoch- und Tiefbau begonnen, später kam noch eine Ausbildung als Stuckateur und Trockenbauer in der Steiermark dazu. Nach der Meisterprüfung wurde Peschel sogar einer der wenigen gerichtlichen Sachverständiger für Trockenbau in Österreich.
Für den Unternehmer liegen die Vorteile der Lehre auf der Hand: "Es geht um die Praxisnähe. Wir arbeiten heute mit vielen sehr komplexen Baustoffen, teilweise auch in sehr komplexen Räumen, da wird es mit einer rein theoretischen Ausbildung sehr schwierig", ist Peschel überzeugt.
Verschönerungsprofis
Noch am Anfang ihrer Karriere stehen die beiden Lehrlinge Lukas Führer und Daniel Jordan, die ihre Ausbildung bei dem Sieghartser Bauunternehmen absolvieren. Beide haben wie ihr Chef den Beruf des Stuckateurs und Innenausbauers ergriffen. Lukas (16) aus Irnfritz kam bereits in der Hauptschule auf den Geschmack: "Als die Schule saniert wurde, dachte ich, das will ich mir näher anschauen". Auch der Beruf des Maurers hätte ihn interessiert, aber das "Aus alt mach neu" seines jetzigen Berufs reizte ihn mehr. Vor allem auch Stuckarbeiten an teils historischen Decken haben es dem 16-Jährigen angetan - er schätzt die Kreativität und künstlerische Arbeit. Ob er sich vorstellen kann einmal der Chef einer eigenen Firma zu werden? "Vorstellen kann ich mir das schon. Mir ist auf jeden Fall klar, dass ich diesen Beruf weitermachen werde".
Einen ungewöhnlichen Weg wählte Daniel Jordan. Nach seiner HTL-Matura in Mödling studierte der heute 25-Jährige zwei Jahre lang Architektur - bis er seiner Schwester bei der Sanierung ihres Hauses half. "Von da an war mir klar, dass ich raus auf die Baustellen will. Ich wollte schon immer das Praktische mit dem Theoretischen verbinden. Mich hat die Arbeit an den Wänden und Decken so fasziniert, dass ich das professionell machen wollte und noch einmal bei Null angefangen habe", erklärt Jordan. Matura und später eine Lehre ist eher ungewöhnlich, ob er das noch einmal so machen würde? "Auf jeden Fall. Man hat den Vorteil, dass man schon ein wenig älter ist und ein bisschen Lebenserfahrung mitbringt". Was ihn am Beruf des Stuckateurs und Innenausbauers reizt? "Man erlangt die Fähigkeit Räume optisch zu verändern und zu verschönern - ich glaube, dass dieser Beruf in Zukunft immer gefragter sein wird".
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