Wer hat Angst vorm bösen Wolf? Jäger fordern kontrollierten Abschuss
Ein Großteil der Menschen steht der Rückkehr des Wolfes positiv gegenüber - aber es gibt auch kritische Stimmen, die den kontrollierten Abschuss fordern.
WAIDHOFEN. Das Wolfsrudel am Truppenübungsplatz Allentsteig ist österreichweit einzigartig. Aktuell ist die Wolfsfamilie in Allentsteig im Wachsen. Zu den bereits ansässigen zwei erwachsenen Tieren und den drei noch verbliebenen Jungwölfen aus dem Vorjahr stoßen nun sechs weitere Jungwölfe. Insgesamt umfasst das Rudel nun wahrscheinlich elf Tiere. Christian Pichler, WWF-Artenschutzexperte, dazu: "Das ist nicht nur für den heimischen Artenschutz ein großer Gewinn, auch die Populationen der Nachbarländer werden langfristig davon profitieren. Denn Österreich spielt eine wichtige Rolle als Schnittstelle der europäischen Wolfspopulationen."
74 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher stehen der natürlichen Rückkehr des Wolfes „sehr positiv“ oder „eher positiv“ gegenüber. Die kleine Gruppe der Jäger unter den Befragten schließt sich dieser positiven Stimmung an. Dies sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung zum Thema „Wolf in freier Wildbahn“, die vom Linzer market-Institut im Auftrag des WWF durchgeführt wurde.
„Angesichts der zahlreichen negativen Wortmeldungen einzelner Vertreter der Jagd und der Landwirtschaft in letzter Zeit wollten wir wissen, wie Österreich wirklich denkt“, erläutert WWF-Wolfsexperte Christian Pichler und stellt fest: „Der Wolf ist Österreichs jüngster Quereinsteiger mit den besten Umfragewerten. Eine solche Zustimmung kann sich wohl jeder Politiker nur wünschen.“
Gerüchteküche
Doch nicht überall ist man mit dem verstärkten Auftreten des Wolfes glücklich. Mehrere Berichte aus der Gegend um Kaltenbach liegen den Bezirksblättern vor - hier ist die Stimmung ambivalent. Tierhalter fürchten um ihre Bestände. Zwar vermeidet man das Wort "Abschuss", aber: "Es muss etwas getan werden", so ein Tierhalter der einige Risse unter seinen Mufflons beklagt, gegenüber den Bezirksblättern.
Unter der Jägerschaft ist hinter vorgehaltener Hand oft von "ausgesetzten Wölfen" die Rede - sprich, die Tiere seien gezielt in die Region gebracht wurden. Dem widerspricht man aber am Truppenübungsplatz Allentsteig: durch genetische Analysen konnte man die Herkunft der Tiere festmachen. Konkret stammen die Allentsteiger Wölfe ursprünglich aus der Lausitz in Polen.
Jäger fordern gezielten Abschuss
Bezirksjägermeister und Landesjägermeister-Stellvertreter Albin Haidl aus Modsiedl steht der Rückkehr des Wolfes eher kritisch gegenüber. "Als der Wolf bei uns noch heimisch war, war die Situation eine völlig andere. Heute hat sich unsere Mobilität unsere Freizeitgestaltung aber auch unsere Land- und Forstwirtschaft sowie die Viehhaltung massiv geändert. Für eine unkontrollierte Zahl an Wölfen ist da kein Platz", so Haidl im Gespräch mit den Bezirksblättern. Ein Rudel würde etwa 20 Tonnen Fleisch im Jahr verzehren, schätzt der Landesjagdverband. "Das kann am Truppenübungsplatz ein, zwei Jahre gut gehen. Aber dort ist das Muffelwild mittlerweile ausgerottet und das Rotwild leidet jetzt darunter." Es sei nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf auf landwirtschaftliche Nutztiere wie Schafe zurückgreift. Denn: "Spontaner Vegetarier wird der Wolf wahrscheinlich eher nicht, wenn ihm das Wild ausgeht". Auch Grundeigentümer würden früher oder später unter einer unkontrollierten Vermehrung der Wölfe leiden, gibt Haidl zu bedenken. Deshalb wären gezielte Abschüsse eine Möglichkeit, den Bestand zu kontrollieren. "Aber dazu braucht es eine EU-weite Entscheidung, denn der Wolf hat ganzjährige Schonzeit.
WWF will Wolfsgipfel
Beim WWF interpretiert man das Umfrageergebnis so: "Die große Mehrheit der Österreicher will keine wolfsfreien Zonen und Abschüsse der streng geschützten Tiere, sondern erwartet von der Politik Maßnahmen für ein konfliktfreies Miteinander. Was es jetzt so rasch wie möglich braucht, ist ein Wolfs-Gipfel unter Führung des Umweltministeriums mit Einbindung aller Interessensgruppen“, erklärt Pichler.
Mehr zum Nachwuchs im Wolfsrudel am Truppenübungsplatz Allentsteig finden Sie hier.
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