EU-Pläne bringen lokale Wasserversorgung in Gefahr
Eine neue Richtlinie der Union könnte das Aus für Gemeindebrunnen bedeuten. Dabei geht es anders, wie ein Beispiel aus dem Bezirk zeigt.
BEZIRK WAIDHOFEN. Im Großteil der Orte im Bezirk Waidhofen stammt das Trinkwasser aus Brunnen und Wasserwerken der Gemeinden. Das könnte sich aber bald ändern. Denn eine neue Richtlinie der EU sieht strengere Kontrollen und Grenzwerte vor als bisher. EU-Parlamentarier Lukas Mandl schlägt Alarm: „Die neue Richtlinie würde für die Betreiber örtlicher Wasserwerke grob eine Verzehnfachung der Kosten bedeuten. Große Versorger können sich das leisten, aber für viele kleine Anlagen könnte das das Aus bedeuten.“
Teurer Konsumentenschutz
Was als Konsumentenschutz gedacht war, könnte also am Schluss teuer für die Konsumenten werden. Denn entweder müssen die erhöhten Kosten auf den Wasserpreis aufgeschlagen, oder das Wassser überhaupt von einem Drittanbieter zugekauft werden. Im Bezirk Waidhofen reagieren die Verantwortlichen auf die EU-Pläne.
Schauplatz Loibes: Die Wasserversorgung des Dorfs wird durch einen Hochbehälter mitten im Wald gesichert. Die Besonderheit: hier kommen keinerlei Chemikalien zum Einsatz, ja nicht einmal Strom für eine Pumpe wird benötigt, wie Wassermeister Leopold Lebersorger erklärt: "Hier kommt klares Quellwasser direkt in die Haushalte". Rund 100.000 Euro wurden in einen neuen Hochbehälter investiert - mit Wänden aus Glasfasern.
"Niedrigere Grenzwerte heißt mehr Chemie"
Das muss sich erst einmal rechnen, erklärt Stadtrat Ulrich Achleitner, denn die Loibeser verbrauchen im Jahr etwa 4.000 Kubikmeter Wasser - eine minimale Menge, dementsprechend mager fallen auch die Einnahmen aus. Kämen die EU-Pläne wie vorgesehen mit zehn Kontrollen im Jahr, würde das die Anlage deutlich verteuern, denn alleine die Hauptuntersuchung kostet 1.600 Euro. Den Nutzen von dichteren Kontrollen zweifelt Achleitner ohnehin an: "Ich kann eine Probe ziehen, zehn Minuten später passiert etwas und plötzlich ist das Wasser verunreinigt". Nicht, dass das in Loibes schon einmal vorgekommen wäre: die Prüfwerte lagen bislang immer deutlich unter den gesetzlichen Grenzwerten.
Diese Grenzwerte weiter abzusenken um die Qualität zu steigern halten Lebersorger und Achleitner auch für wenig sinnvoll, denn: "Um noch niedrigere Werte zu erreichen, muss man deutlich mehr Chemie einsetzen". Chemie, auf die man - wie in Loibes - gerne verzichtet. "Wollen wir wirklich Wasser, das intensiv nach Chlor riecht? Wer schon einmal in Griechenland oder Italien auf Urlaub war, kennt das", fragt der Wasser-Stadtrat.
"Ich trinke zehn Mal lieber unser Quellwasser, als das Wasser aus der PET-Flasche, das 40 Mal mehr kostet und einen gewaltigen ökologischen Fußabdruck hinterlässt", so Achleitner, der der Diskussion auch etwas Positives abgewinnen kann. Denn durch die EU-Pläne ist das Thema Wasserversorgung im Fokus der Öffentlichkeit. "Die Versorgung mit reinem Wasser ist für uns zu sehr zur Selbstverständlichkeit geworden.
Ähnlich sieht das auch Waidhofens Stadtrat Martin Litschauer (IG Waidhofen/Grüne). Es würde im Ernstfall nichts anderes übrig bleiben, als die Kosten an die Konsumenten weiterzugeben, so Litschauer. "In einer Kleinstadt mit beispielsweise zehn Brunnen gehen derart viele Kontrollen massiv ins Geld".
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