Ein Welser der sein Grätzl zusammenhält
Der letzte Löwe der Otto-Loewi-Straße
Gottfried Roschitz war seit den 90er-Jahren in der Otto-Loewi-Siedlung in Wels tätig. Dabei arbeite der heute 70-Jährige stets mit aller Kraft für das Miteinander der Menschen. In dieser Zeit ist ihm schon einiges untergekommen. Jetzt kam aber die Zeit der Pension.
WELS. Die Otto-Loewi-Siedlung in der Gartenstadt bildet wohl einen kleinen "Mikrokosmos". Die geförderten Wohnungen werden heute großteils von Familien mit Migrationshintergrund bewohnt: 366 Haushalte und über 29 verschiedene Kulturkreise – da ist ein Miteinander oft schwer.
Seit den 90er-Jahren arbeitet Gottfried Roschitz für die Siedlung und ihre Bewohner. "Ich war für Wohnungsübergaben, Kontrollen, Müllentsorgung und vieles mehr zuständig", erzählt der ehemalige Hausmeister. Sein Vorteil: Er kennt die Leute und sie ihn. "Ich habe mich rundum um alles gekümmert und war oft erste Ansprechperson – mit dem Reden kommt auch das Vertrauen – und ohne Vertrauen geht nichts", erinnert sich Roschitz. Da kam ihm schon einiges Kurioses unter: Vom Hühnerstall inklusive Gockel am Balkon einer Wohnung, über brennende Müllcontainer bis hin zu 80 gestarteten Feuerlöschern: "Fad ist mir nie geworden – du brauchst halt immer einen ruhigen Kopf", erklärt der 70-Jährige und weiter: "Ich bin mit allen gut ausgekommen und kenne meine 'Pappenheimer' – in den meisten Fällen konnten gemeinsame Lösungen gefunden werden." Die eine oder andere Aussage bei der Polizei blieb aber dennoch nicht erspart.
Quartier Gartenstadt
Mit 63 Jahren wäre die Pension angestanden. Doch der ehemalige Leiter der Sozialen Hilfen am Magistrat kam mit einer Idee auf ihn zu. Das Pilotprojekt "Quartier Gartenstadt" sollte das Miteinander der Siedlungsbewohner fördern – Gemeinwesenarbeit in Wels. Mittendrin Gottfried Roschitz: "Ich schien der richtige Mann dafür zu sein, weil ich hier wohne und so gut mit den Leuten kann. Außerdem hat mich die soziale Idee dahinter gereizt." Darüber hinaus habe es Herausforderung, aber auch Freunde versprochen. Gemeinsam mit dem damaligen Leiter des Quartiers wurden Projekte für alle Altersgruppen durchgeführt: Lernhilfen, Sport und Treffs. Veranstaltungen wie Nikolausfeiern, Internationale Kochabende oder Zeugnisfeste.
Alles mit tatkräftiger Unterstützung der "Guten Seele" der Einrichtung. "Sich um alles zu kümmern und die Verantwortung dafür zu übernehmen, heißt auch immer da sein", erklärt Roschitz und weiter: "Man hilft beim Aufbauen und schaut, dass die Räume sauber bleiben – das ist mehr als nur Auf- und Zusperren." Außerdem war er immer mit Rat und Tat für Akteure wie auch für die Bewohner zur Stelle: "Alle sind zu mir gekommen und ich habe mich der Sachen angenommen." Besonderes Engagement zeigte Roschitz bei den Quartier-Flötenspatzen des Eisenbahnermusikvereins, die er auch bei Proben und Aufführungen begleitete.
"Mit 70 ist dann Schluss – es war eine schöne und erfüllende aber trotzdem intensive und fordernde Arbeit – ich war täglich im Dienst", so der frisch gebackene Pensionist und weiter: "Der wohlverdiente Ruhestand ist jetzt auch recht." Jetzt wolle er die Tage mit Spaziergängen und Flanieren im Kaffeehaus verbringen. Doch ganz zurückziehen kann und will sich der "Löwe" und Einzelkämpfer nicht: "Die Leute kommen nach wie vor zu mir und fragen mich um Hilfe – es liest ja keiner die Aushänge", lacht Roschitz.
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