Dauerhaft Ersatz mit Bussen
Droht Almtalbahn endgültig das Aus?

- Die Almtalbahn ist bei den ÖBB auf die Streichliste gekommen und könnte durch Busse ersetzt werden.
- Foto: ÖBB
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Die Existenz der Almtalbahn steht seit Jahren auf der Kippe. Immer wieder wurde die Verbindung zwischen Wels und Grünau im Almtal infrage gestellt. Neue Pläne aus dem Infrastrukturministerium schüren nun die Sorge vor dem endgültigen Aus. Der Aufschrei in der Region ist groß.
WELS, GMUNDEN. Mit dem neuen Rahmenplan 2025–2030 wurde jetzt abgesteckt, was sich ÖBB und Ministerium leisten wollen und können. Auch wenn Mobilitätsminister Peter Hanke (SPÖ) verspricht, dass „die Investitionen in die Schiene auch in den kommenden Jahren auf sehr hohem Niveau bleiben": Bei den ÖBB wird der Rotstift angesetzt. Wie überall im Bund heißt es jetzt sparen, sparen, sparen. "Angesichts der herausfordernden budgetären Situation ist es selbstverständlich, dass auch die ÖBB einen Beitrag leisten", sagt ÖBB-Chef Andreas Matthä.
Konkret konnte es vor allem den kleinen Regionalbahnen an den Kragen gehen – jene, die "besonders wenig frequentiert wurden und damit überproportional kostenintensiv sind", so die ÖBB. Explizit wird hier die Almtalbahn genannt. Gemeinsam mit dem Land OÖ sollen hier Alternativen erarbeitet werden. Sprich: Das Land soll mehr mitzahlen. Sonst droht das Aus: "Denkbar ist hier eine Umstellung auf attraktive Busverbindungen mit gleichwertigem Taktangebot", heißt es vonseiten der ÖBB.
"Treppenwitz der Geschichte"
Kurios ist, dass erst vor wenigen Jahren groß investiert wurde, um die Almtalbahn zum Teil mit Strom fahren zu lassen. Noch dazu wurde Steuergeld in den Ausbau der Haltestellen gesteckt. Unverständnis und Wut in der Region sind groß. "Das treibt mir die Zornesröte ins Gesicht", sagt der Welser Bürgermeister Andreas Rabl (FPÖ). "Es wurden gerade Millionen für den Welser Lokalbahnhof ausgegeben und die Strecke saniert. Und jetzt soll eingestellt werden. Das ist doch der Treppenwitz der Geschichte!"
Für die Anbindung des ländlichen Raumes wäre das eine "Katastrophe und das völlig falsche Signal": Da will man zukunftsfähige Verkehrsplanung und den Umstieg auf die Schiene und dann so etwas. Das ist eine Bankrotterklärung der Verkehrspolitik." Ausserdem habe der angedachte Schienenersatzverkehr weder die Kapazitäten noch die Verlässlichkeit, die Almtalbahn zu ersetzen.
"Das treibt mir die Zornesröte ins Gesicht. Das ist eine Bankrotterklärung der Verkehrspolitik."
Andreas Rabl, Bürgermeister von Wels
"Der Plan ist die Elektrifizierung und dabei muss es bleiben, sonst wären die bereits investierten Millionen verloren", sagt auch der Welser Umwelt- und Klimastadtrat Thomas Rammerstorfer (Grüne).
"Mittelalter"
Kritik kommt auch aus der eigenen Partei des Infrastrukturministers: „Es ist mir völlig schleierhaft, wie nach solch umfassenden Sanierungsmaßnahmen eine Einstellung des Bahnbetriebs überhaupt zur Diskussion stehen kann. Das widerspricht jeglicher Logik", sagt der Welser SPÖ-Parteichef Klaus Schinninger. Parteikollege und Verkehrsstadtrat Stefan Ganzert ergänzt: „Die Almtalbahn ist eine Lebensader für viele Pendlerinnen und Pendler im südlichen Oberösterreich. Ihre Stilllegung wäre ein Rückschritt ins verkehrspolitische Mittelalter."
"Eine Katastrophe"
Auch in Wels-Land ist der Unmut groß, zum Beispiel in Sattledt. Hier hält die Almtalbahn auf ihren Weg ins Salzkammergut – noch. "Ich bin total verwundert", sagt Bürgermeister Gerhard Huber (ÖVP). "Alle Übergänge wurden in den vergangenen Jahren mit viel Geld der Gemeinde gesichert, mit Signalen und Schranken. Wenn man so mit Steuergeld umgeht, da kann ich nur den Kopf schütteln."
Es sei damals zugesichert worden, dass die Bahn langfristig bestehen bleibe. Man habe ja auch die Elektrifizierung vorangetrieben. "Und jetzt eine 180-Grad-Wende, das ist überhaupt nicht nachvollziehbar."
Für die Region und die Gemeinde wäre es eine "Katastrophe": "Die Bahn ist wichtig für uns, für die Einpendler nach Wels ebenso wie für die Menschen, die zu uns zum Arbeiten kommen." Von einem Ersatz auf der Straße halte er nichts: "Bus ist keine Alternative, noch dazu ist der Verkehrsraum Sattledt ohnehin überlastet."
"Die Bahn ist wichtig für uns, Bus ist keine Alternative, noch dazu ist der Verkehrsraum Sattledt ohnehin überlastet."
Gerhard Huber, Bürgermeister von Sattledt
"Kurzsichtig und verantwortungslos"
Auch die Wirtschaft läuft Sturm: „Das ist ein fatales Signal für die gesamte Wirtschaftsregion Wels und Wels-Land. Gerade für Pendler würde das "Aus" massive Einschränkungen und Mehrbelastungen bedeuten", so die beiden WKO Obmänner Alexander Huber (Wels-Land) und Franz Edlbauer (Wels-Stadt) unisono. "Darüber hinaus ist die Almtalbahn ein bedeutender Faktor für den Freizeitverkehr in und aus dem Almtal – sowohl ökologisch als auch touristisch. Völlig unverständlich ist zudem, dass erst kürzlich beträchtliche öffentliche Investitionen in die Infrastruktur der Strecke geflossen sind. Wer jetzt stilllegt, handelt kurzsichtig und verantwortungslos.“
"Riesiges Potenzial"
Harrsche Kritik übt auch der der Bezirkssprecher der Grünen Wels-Land, Nationalratsabgeordneter Ralph Schallmeiner: „Die Almtalbahn hat riesiges Potenzial. Dafür muss sie ausgebaut und abgesichert werden – vor allem zwischen Wels und Sattledt, wo sie so umgebaut werden muss, dass die Intervalle verkürzt werden können." Die Bahn könne eine echte Lebensader für das Almtal sein. "Einzig, man muss sich um diese kümmern“, so Schallmeiner.
Landesrat schäumt
Auch auf Landesebene ist die Empörung groß. Der zuständige Landesrat Günther Steinkellner (FPÖ) reagierte in einer Presseaussendung mit scharfen Worten: „Diese Ankündigung kam ohne Vorwarnung, ohne Einbindung und ohne Augenmaß. Wer ernsthaft erwägt, Bahnverbindungen im stärksten Wirtschafts- und Industriebundesland Österreichs zu schwächen, der hat den Blick für die Realität der Regionen verloren“
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