Knochenfund bei Karlskirche
So läuft eine Ausgrabung auf einer Baustelle ab

Christoph Öllerer leitet die Ausgrabungen am Karlsplatz. Er ist für die Organisation sogenannter Rettungsgrabungen zuständig.  | Foto: Salme Taha Ali Mohamed
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  • Christoph Öllerer leitet die Ausgrabungen am Karlsplatz. Er ist für die Organisation sogenannter Rettungsgrabungen zuständig.
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Christoph Öllerer von der Stadtarchäologie Wien erzählt im Interview mit MeinBezirk.at, wie Ausgrabungen auf Baustellen, wie aktuell in der Argentinierstraße, ablaufen, wie die gefundenen Skelette dort hinkamen und was sie uns alles verraten können. 

WIEN/INNERE STADT/WIEDEN. Bei Bauarbeiten für den neuen Radweg auf der Argentinierstraße stießen Bauarbeiter auf menschliche Überreste. Die Stadtarchäologie ebenso wie die MA 28 - Straßenverwaltung und Straßenbau und das Bundesdenkmalamt wurden eingeschaltet. Man geht davon aus, dass es sich hierbei um historische Funde eines ehemaligen Friedhofs handelt - mehr dazu unten.

Ende Jänner wurden auf der Baustelle in der Argentinierstraße menschliche Überreste gefunden. Welche neuen Erkenntnisse konnte man seitdem gewinnen?
CHRISTOPH ÖLLERER: Es wurden fünf Grabgruben mit Skeletten von insgesamt sieben Individuen gefunden. In einer Grabgrube waren nur dislozierte Knochen. Auch die Grabbeigaben waren interessant. Da gab es verschiedene Perlen, die vermutlich von einer Halskette stammen, einen Armreif, Kreuze sowie Nägel und Holzreste von den ehemaligen Särgen.

Wird die Baustelle weiterhin archäologisch betreut?
Ja. Wir können nicht ausschließen, dass bei den Aushubarbeiten weitere Bestattungen zum Vorschein kommen. Aber wir werden die Fläche außerhalb der Bauarbeiten nicht weiter ausgraben, weil wir die Totenruhe nicht stören wollen und die Bestattungen als Bodendenkmale gelten. Sie sind unter der Erde am besten aufgehoben, wie man daran sieht, dass sie jetzt 250 Jahre überdauert haben. 

Sie erwähnten, dass der Fund der Bestattungen eine Überraschung war, da eigentlich einige Meter weiter ein Friedhof gelegen ist. Wo konnte man diesen finden?

Nach historischen Plänen aus dem 18. Jahrhundert ist der Bürgerspitalsfriedhof weiter westlich unter dem Gebäude der alten Technischen Universität am Karlsplatz 13 gelegen. Er wurde 1571 angelegt und hat vornehmlich Verstorbene aus dem gleichnamigen Krankenhaus aufgenommen. Im 17. und 18. Jahrhundert wurden hier auch Männer, die hingerichtet wurden, begraben. Dadurch erhielt der Friedhof auch den Namen "Arme Sünder Gottesacker". 

Die große Friedhofsreform 

Warum gibt es den Friedhof nicht mehr?
1784 gab es unter Kaiser Josef II. eine große Reform, bei der aus hygienischen Gründen alle Friedhöfe außerhalb des Linienwalls, also des heutigen Gürtels, verlegt werden mussten. Offensichtlich wurden nur die Grabsteine und -einfassungen ohne die Gebeine abtransportiert und das Gebiet dann eingeebnet. In dem Fall wurde dann eine Straße darüber gebaut. 

Was passiert mit den Gebeinen, nachdem Sie sie ausgegraben haben?
Die Funde kommen zu uns ins Haus, werden gewaschen, beschriftet und fotografiert. Die Skelette werden dann umfassend anthropologisch auf Geschlecht, Alter, mögliche Deformationen, Krankheitsbilder und, wenn möglich, Todesursache untersucht. Bei den Grabbeigaben schauen wir, ob wir sie datieren und dadurch neue Ergebnisse erlangen können, die erklären, warum es hier Bestattungen gab. Bei der wissenschaftlichen Aufarbeitung versuchen wir die Scherben zu einem Teil oder zu einem Ganzen eines Gefäßes zusammenzusetzen. Es wird ein Katalog gemacht, gezeichnet und dann Vergleichsbeispiele und Parallelen gesucht. Wenn die Funde fertig aufgearbeitet sind, kommen sie ins Depot vom Wien Museum. Man kann sie dann für Ausstellungen oder Forschungen verwenden. Aber wir sind noch nicht mit der Grabung fertig, das wird noch etwas dauern. 

Im Gespräch mit der BezirksZeitung verrät Öllerer, was es mit dem Friedhof nahe der Karlskirche auf sich hat und warum dieser unter anderem "Arme-Sünder-Gottesacker" genannt wurde.  | Foto: Salme Taha Ali Mohamed
  • Im Gespräch mit der BezirksZeitung verrät Öllerer, was es mit dem Friedhof nahe der Karlskirche auf sich hat und warum dieser unter anderem "Arme-Sünder-Gottesacker" genannt wurde.
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Können Sie dadurch auch bestimmen, ob eines der Skelette Vivaldi war?
Absolut nicht. Das können wir heute nicht mehr bestimmen, außer wir finden eine Grabbeigabe, die darauf deutet, zum Beispiel ein Säckchen mit Violinsaiten oder ein Gegenstand, auf dem sein Name steht.

Was gehört zu den Aufgaben der Wiener Stadtarchäologie?
Wir sind Teil der Museen der Stadt Wien und haben ein relativ großes Aufgabenspektrum, das aus Ausgrabungen, Forschung und Publikationen, also Öffentlichkeitsarbeit, besteht. Der Bereich Ausgrabungen sind derzeit 100 Prozent Rettungsgrabungen. Das ist, wofür ich zuständig bin. Ich habe mit allem zu tun, was mit Archäologie und Baustelle betrifft, von Gutachten für Umweltverträglichkeitsprüfungs-Verfahren und Stellungnahmen für Großbauvorhaben bis hin zu plötzlichen Funden von menschlichen Überresten.

Was genau machen Sie da?

Ich organisiere die Rettungsgrabungen. Wenn wir die Genehmigung vom Bundesdenkmalamt erhalten, wird gegraben. Es stellt sich auch immer die Frage um Fundeigentum. Wenn man die Gegenstände zum Beispiel unterhalb einer öffentlichen Straße findet, ist es kein Problem, denn dann gehört es der Stadt Wien. Aber wenn es jetzt ein privater Baubetreiber ist, der jemanden mit den Ausgrabungen beauftragt hat, gehören ihm gemäß dem Denkmalschutzgesetz die Funde. Im optimalen Fall überlässt dieser die Funde dem Wien Museum. 

Mehr über den Knochenfund gibt hier: 

Gebeine sollen zur Karlskirche zurückkehren

Ausgrabungen nach Knochenfund bereits begonnen
Knochenfund bei Baustelle auf der Argentinierstraße
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