ORF-Sparpaket
Entsetzen über Streichung des Radio-Symphonieorchesters
Der ORF muss kräftig sparen, deshalb geht es jetzt dem Radio-Symphonieorchester (RSO) an den Kragen. Das RSO kostet jährlich neun Millionen Euro ist aber wichtiger Teil der Kunst- und Kulturszene Österreichs, sind sich Wiener Philharmoniker, Wiens Kulturstadträtin und viele weitere Größen der Musik sicher.
ÖSTERREICH. Das RSO hat sich bereits etabliert und hat das zeitgenössische Repertoire zu seinem Markenzeichen gemacht. Es spielt im Wiener Musikverein und Konzerthaus, aber auch bei den Salzburger Festspielen, Wien Modern und dem Musikprotokoll im steirischen herbst zu hören.
"Das RSO stellt für Österreich und auch weit über die Grenzen des Landes hinaus ein unersetzbares und wichtiges Kulturgut dar, das das Musikleben weltweit seit seinen Anfängen maßgeblich geprägt hat", heißt es in einem Statement der Wiener Philharmoniker. "Wie kaum ein anderes österreichisches Orchester hat es so viel zeitgenössische Musik aufgeführt", denn ein recht einzigartiger Schwerpunkt war die Hinwendung zu Neuer Musik.
"Barbarischer Akt" und Verlust kultureller Identität
Viele Philharmoniker und Symphoniker würden darauf achten müssen was sie spielen, um vor allem für ihre Konzerthäuser und Institutionen Einnahmen zu erzielen. Das RSO könne sich hier allerdings freier am Markt bewegen. Intendant der Wiener Symphoniker, Jan Nast, warnt vor der geplanten Umstrukturierung: "Ein Aus für das RSO wäre ein Bruch in der Welthauptstadt der Musik." Das RSO sei maßgebend für die "Pflege der zeitgenössischen Musik".
Von einem "barbarischen Akt" spricht Matthias Naske, Intendant des Wiener Konzerthauses, und sagte gegenüber der APA gegenüber: "Die Umsetzung dieses Vorhabens verletzt die kulturelle Identität dieses Landes und macht Österreich deutlich ärmer." Es wäre schade um mehr als nur die Orchestermusikerinnen und -musiker, seine bedeutende Chefdirigentin und zahlreiche Fachleute hinaus.
Finanzielle Konsequenzen für alle Theater
Beistand gibt es auch von Stefan Herheim, Intendant des Theaters an der Wien: "Ein Ende des Orchesters würde das MusikTheater an der Wien künstlerisch und finanziell in ernsthafte Schwierigkeiten bringen und wäre ein kulturpolitisch fatales Signal in einem Land, dessen weltweit anerkanntes, kulturelles Erbe von Institutionen wie der unseren getragen und erhalten wird."
Intendant des Wiener Musikvereins, Stephan Pauly, spricht von einem unwiderruflichen Einschnitt in das österreichische Musikleben. "Ohne das ORF RSO Wien wäre die jüngere Musikgeschichte anders verlaufen, es ist nicht vorstellbar, wie sie ohne diesen immens wichtigen Klangkörper weitergehen sollte", betonte Pauly. Er appelliert an die Verantwortlichen eine Lösung zu finden.
Frauenbeteiligung und Kulturauftrag des ORF
Wiener Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) sprach in einer Stellungnahme vom RSO als "tragende Säule des österreichischen und Wiener Musiklebens". Deshalb müsse es auch als solche weiter bestehen. "Das RSO ist aus der Musikstadt Wien nicht wegzudenken." Es sei auch ein Botschafter der Wiener Klangkultur in die Welt, erinnerte Kaup-Hasler an den Kulturauftrag des ORF.
Neben dem Kulturauftrag rühmt sich der ORF auch mit seiner Frauenquote. Darauf verwies die IG Freie Kulturarbeit in einer Stellungnahme. Im Orchester machen Frauen nämlich mindestens 40 Prozent des Ensembles aus. "Die geplanten Einsparungen werden in Folge auch zu einer Reduzierung des Frauenanteils im ORF führen", heißt es. Das RSO habe darüber hinaus eine einzigartige Funktion als Auftraggeber für Komponistinnen und Komponisten.
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