Azteken-Krone in Wien
Aktivisten tauschen Audioguides im Weltmuseum aus
Seit hunderten Jahren befindet sich ein wertvoller Kopfschmuck im Wiener Weltmuseum, der einst den Azteken gehörte. Schon lange gibt es nun Bestrebungen, das Schmuckstück nach Mexiko, in sein Ursprungsland, zurückzuholen. Eine Gruppe mexikanischer Aktivisten ließ sich nun etwas Besonderes einfallen, um die Debatte wieder anzuheizen.
WIEN. Der Quetzalfeder-Kopfschmuck, der heute im Weltmuseum Wien liegt, ist ein prachtvolles und einzigartiges Stück. Er ist wohl um das Jahr 1515 entstanden und kam nach der Eroberung Mittelamerikas durch die Spanier in den Besitz von Erzherzog Ferdinand II. und damit ins heutige Österreich.
Die Krone, die aus Federn des Quetzalvogels und mehr als eintausend Goldplättchen besteht, ist heute eines der bekanntesten Ausstellungsstücke des Weltmuseums. Lange wurde sie dem aztekischen Herrscher Montezuma zugeschrieben – wahrscheinlicher ist aber, dass der Kopfschmuck einem Priester gehörte.
Mexikaner wollen die Krone zurück
Schon länger gibt es seitens Mexiko Bestrebungen, die geraubte Krone an seinen Ursprungsort zurückzubringen. Eine Gruppe mexikanischer Aktivistinnen und Aktivisten wollte nun mit einer Aufsehen erregenden Aktion initiieren, dass hier wieder mehr Schwung in die Sache kommt.
Wie die Initiative in einem YouTube-Video zeigt, fuhren zwei Aktivisten nach Wien und tauschten im Jänner einige Audioguides im Weltmuseums aus. Laut einem ORF-Bericht handelte es sich hier um die Filmemacher Yosu Arangüena und Sebastian Arrechedera.
Die beiden gingen wie normale Besucher ins Museum und tauschen die Audioguides mit gleich aussehenden Geräten aus, die aber eine andere Version der Geschichte erzählen: aus der Sicht eines aztekischen Nachfahren. Die Aktion lief unter dem Namen "Audioguides of the Truth" - Audioguides der Wahrheit. Es gibt sie in den Sprachen Spanisch, Deutsch und Englisch.
Ein spirituelles Symbol
Man will damit erreichen, dass die Federkrone wieder nach Mexiko wandert. "Für die Österreicherinnen und Österreicher ist sie ein exotisches Objekt. Aber für die Mexikanerinnen und die Mexikaner sowie die Nachfahren der Azteken bedeutet sie viel mehr. Es ist ein spirituelles Symbol, das nach Hause zurückkehren muss", so schreiben die Aktivistinnen und Aktivisten in der Videobeschreibung.
Das Weltmuseum äußerte sich in einer Stellungnahme gegenüber dem ORF, dass die Aktion ein "spannender Beitrag zur aktuellen Diskussion im Umgang mit dem postkolonialen Erbe in ethnografischen Museen" sei.
Ein Rücktransport sei bisher daran gescheitert, dass die Krone einen Transport schlicht nicht überleben würde – sie würde dabei zerstört, was auch durch mexikanische Restaurierende zwischen 2010 und 2012 bestätigt worden sei.
SPÖ-Abgeordnete mit Antrag im Parlament
Trotzdem ist die Rückkehrdebatte nicht so einfach beizulegen. Und so hörte sich auch die SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr den "Audioguide der Wahrheit" an, wie im Video der aktivistischen Gruppe zu sehen ist. Sie brachte auch einen Entschließungsantrag im Parlament ein, um die Rückkehr der Federkrone nach Mexiko erneut zu prüfen. Dieser Antrag wurde dem Kulturausschuss zugewiesen.
Was nun mit dem kolonialen Erbe im Weltmuseum Wien passiert, bleibt abzuwarten. Die Diskussionen um das Objekt werden wohl weitergehen.
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