Als die Frauen das Eis eroberten: Der Wiener Eislauf-Verein und seine lange Geschichte
Historikerin Agnes Meisinger hat die 150-jährige Geschichte des Wiener Eislauf-Vereins recherchiert.
WIEN. Zwei Jahre lang hat die Historikerin die Archive durchforstet und den Wiener Eislauf-Verein bis in die letzten Winkel durchstöbert. Das Ergebnis: ein 271 Seiten starkes Werk über diese einzigartige Institution mit unzähligen historischen Aufnahmen.
Wie kamen Sie auf die Idee, ein Buch über den Wiener Eislauf-Verein zu schreiben?
AGNES MEISINGER: Es gibt so gut wie keine Publikationen über den Wiener Eislauf-Verein. Gerade mal eine Jubiläumsschrift zum 100-jährigen Bestehen, und die war alles andere als vollständig. Das war der Startschuss für meine Recherchen.
Wie sind Sie diese Recherchen angegangen?
Ich habe natürlich beim Eislauf-Verein selber begonnen zu recherchieren. Oberflächlich war nicht viel zu finden, aber unterirdisch im Keller dafür umso mehr. Wir sind auf einen alten Stahlschrank gestoßen, der wahrscheinlich schon 20 bis 30 Jahre lang nicht geöffnet wurde und haben dort unglaubliche Schätze gefunden: alte Tätigkeitsberichte, Rechnungsabschlüsse, Gesprächsprotokolle und viele Kisten mit alten Fotos. Es war unbeschreiblich.
Welche Geschichte hat Sie persönlich am meisten fasziniert?
Die Geschichte rund um das erste Damen-Eishockey-Team, das 1929 gegründet wurde. Zu dieser Zeit wurde zwar schon in den skandinavischen Ländern Frauen-Eishockey gespielt, aber in Mittel- und Westeuropa war das zu dieser Zeit überhaupt kein Thema. Es zeigt, wie fortschrittlich der Eislauf-Verein damals war und wie er den Frauensport gefördert hat. Wir haben dazu auch Bildmaterial gefunden. Mich hat es so fasziniert, dass Frauen dort in richtiger Eishockey-Montur, also in Hosen und mit Körperschutz, gespielt haben.
Gegen wen hat denn das Damen-Eishockey-Team damals gespielt?
Der Eislauf-Verein hatte eigentlich zwei Damen-Teams, also konnten sie gegeneinander spielen. Außerdem hatte auch der Partnerverein in Budapest eine Damenmannschaft, gegen die sie regelmäßig antraten. Sogar die Medien berichteten über das eine oder andere Testspiel. Leider wurde die Frauenmannschaft nach drei Jahren wieder aufgelöst, da es massive Kritik gegeben hat.
Was macht den Wiener Eislauf-Verein so besonders?
Er ist einer der ältesten Sportvereine der Welt. Einer, der alle politischen und wirtschaftlichen Umbrüche und Zäsuren überlebt hat. Es gibt keinen vergleichbaren Verein, der das überstanden hat. Dieser Verein ist von Wienerinnen und Wienern gemacht und bis heute getragen worden, und das ist etwas ganz Besonderes. Er ist ein Gesellschaftsverein, ein Vergnügungsverein und gleichzeitig ein sehr erfolgreicher Sportverein gewesen und ist es immer noch.
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