Erich Schleyer
Ein Glückskind wird 80
Der Geschichtenerzähler über seine Jugend in der DDR, seine Flucht in den Westen und seine Liebe zu Wien.
WIEN. Kaum ein Erwachsener in Österreich ist nicht in seiner Kindheit mit dem Geschichtenerzähler und Schauspieler Erich Schleyer groß geworden. "Erichs Chaos" oder "Der schiefe Turm" waren Dauerbrenner im ORF-Kinderprogramm und haben viele Menschen beim Erwachsenwerden begleitet.
Am 1. März feiert der Protagonist dieser Sendungen, der Alsergrunder Erich Schleyer, seinen 80. Geburtstag. "So eine Zahl ist relativ. Es geht mir gut und ich trete bereits etwas leiser", so Schleyer. Doch an Rückzug denkt der Künstler noch lange nicht. Regelmäßig steht der Geschichtenerzähler noch auf den Bühnen der Stadt und bringt vor allem Kinderaugen zum Leuchten. "Das ist eindeutig meine Lieblingsbeschäftigung. Ich mag es sehr, wenn sie ganz gespannt dasitzen und mir fasziniert zuhören", sagt der Theatermann.
Bis jetzt war Schleyer in mehr als 350 Filmrollen zu sehen, unter anderem im "Tatort", im "Kaisermühlen-Blues" sowie in "Derrick" und "Der Alte".
Fast ein Skandal
Aufsehen erregte er allerdings mit seiner Rolle des Dr. Frank N. Furter in der "Rocky Horror Picture Show", die er im Schauspielhaus verkörperte. "Das war damals eine wilde Zeit. Diese Rolle war wie für mich gemacht", erinnert sich der Jubilar, der unter Regisseur George Tabori auch im Burgtheater erfolgreich tätig war.
Aufgewachsen im Krieg
Seine Kindheit verbrachte Schleyer in Dresden. Aufgewachsen ist er während des Zweiten Weltkriegs mit Hunger und Bombenangriffen. "Ich kann mich noch an die Sirenen erinnern, die uns vor den Bomben gewarnt haben. Wir Kinder haben damals in einer völlig zerbombten Stadt gespielt", sagt Schleyer. Die Flucht nach Westdeutschland glückte dem Künstler im Jahr 1968, als er sich auf einer Auslandsreise nach Düsseldorf mit einem Sprung aus einem Hotelfenster von seiner Schauspielgruppe entfernen konnte. Via Düsseldorf, Köln, Hamburg, München und Zürich fand Schleyer schließlich den Weg nach Wien, wo er bis heute lebt.
Feier mit Freunden
Zu seinem runden Geburtstag lädt Schleyer Freunde und Wegbegleiter zu einer kleinen Feier in ein Hotel am Alsergrund ein. "Ich will keine Geschenke. Ich freue mich aber schon sehr auf viele vertraute Gesichter", so der fast 80-Jährige, der in Zukunft wieder vermehrt Reisen nach Asien unternehmen will.
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