Verein "Superhands" der Johanniter Wien
Eltern pflegen ist kein Kinderspiel
Hilfe für jene, die selbst helfen: Der Verein "Superhands" unterstützt Kinder und Jugendliche, die ein Familienmitglied pflegen.
WIEN. „Ich bin einfach in die Rolle hineingerutscht“, sagt Miriam. Sie war 15 Jahre alt, als ihr Vater an Lungenkrebs erkrankte und aufgrund von Metastasen schlagartig pflegebedürftig wurde. Die Mutter war Vollzeit berufstätig, daher half die Schülerin. „Für mich war das selbstverständlich.“ Miriam wechselte Verbände, klebte Schmerzpflaster, verabreichte Medikamente und half im Haushalt.
Miriam ist kein Einzelfall: Rund 3,5 Prozent der Wiener Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 18 Jahren pflegen Angehörige. Kopfschmerzen, Rückenbeschwerden, Albträume und Müdigkeit sind jedoch nur einige der Symptome, die junge Pflegende neben den Sorgen um den Kranken plagen. Kostenlose Hilfe bietet dabei die Initiative "Superhands" der Johanniter.
Information, Beratung, Vernetzung
"Wir können zwar die Situation nicht ändern – eine chronische Erkrankung in der Familie ist ein Fakt. Aber wir möchten die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien durch Information, Beratung und Vernetzung unterstützen und entlasten", so Anneliese Gottwald.
Die diplomierte Gesundheits- und Krankenschwester gründete "Superhands" vor zehn Jahren und arbeitet in ihrer Pension ehrenamtlich dafür: "Ich war sehr lange in der Pflege, da fällt einem viel auf. Ich hab mich immer gefragt, wenn ich hinter mir die Tür zugemacht habe, wie es mit den Kindern weitergeht – wenn die Mutter verstorben ist oder der Vater starke chronische Krankheitsschübe hat."
Keine Zeit für Freunde
Die größte Herausforderung ist es, überhaupt an die so genannten "Young Carers" heranzukommen: "Sie sehen sich nicht als pflegende Jugendliche. Für viele ist das einfach ein Stück weit normal." Wenn dann jedoch keine Zeit mehr für Freunde bleibt oder die schulischen Leistungen nachlassen, wird es problematisch.
"Wir hören in erster Linie zu. Dann versuchen wir etwa Kontakte zur psychischen Unterstützung herzustellen oder zu Pflege-Organisationen", so Gottwald. "Häufig wissen die Familien einfach zu wenig über Angebote und finanzielle Zuwendungen wie Pflegegeld Bescheid."
Das Angebot von "Superhands" richtet sich übrigens auch an das soziale Umfeld und Multiplikatoren wie Ärzte, Pflegekräfte, Lehrer und Psychologen: "Wir wollen erreichen, dass die Young Carers wahrgenommen werden. Damit auch Kinder von kranken Eltern Kind oder Teenager sein können!“, plädiert Gottwald.
Zur Sache: Hilfe von "Superhands"
Beratung gibt es jeden Montag und Donnerstag von 15-17 Uhr unter 0800/888787 oder auf www.superhands.at – kostenlos und anonym.
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