Wiener Fotoprojekt
Fenstergeschichten aus dem Lockdown
Die Fotografin Wynn Florante sammelte an den Fenstern der Stadt Eindrücke vom Leben im Lockdown.
WIEN. März 2020. Wien im Lockdown. Wynn Florante "besuchte" Menschen und fotografierte diese von der Straße aus an ihren Fenstern. "Das war gar nicht so leicht, schließlich musste die Perspektive passen", sagt sie. "Ich wollte nicht nachträglich irgendetwas in die Bilder hineinschummeln oder retuschieren." So entstanden 24 Fenstergeschichten, aus Erdgeschossfenstern und dem ersten Stock, vier davon sind seit einem Monat als Big Picture in der Alserbachstraße 15 zu sehen.
Zusätzlich zu den Fotos stellte Wynn Florante per E-Mail drei Fragen zur aktuellen Situation: Wie sehr beeinflusst dich die aktuelle Krise in deinem Leben? Kannst du mir mindestens fünf Dinge nennen, die du machen wirst, nachdem das vorbei ist? Was kannst du den Menschen aus dieser außergewöhnlichen Situation mitgeben? Die Antworten waren unglaublich spannend und mitreißend und kann man im Detail auf ihrer Homepage nachlesen.
Lockdown als kreative Chance
„Auslöser für mein Projekt war ein Telefonat mit einer Freundin aus Norwegen, die von gemeinsamen Fitnesstrainings der gesamten Wohnanlage auf den Balkons erzählt hat. Und natürlich die Bilder von singenden Menschen aus Italien“, erinnert sich Florante. „Ich fragte mich, gibt es dieses positive Gemeinschaftsgefühl in dieser herausfordernden Zeit des Daheimbleiben-Müssens auch bei uns?"
Die Idee, die Menschen dort aufzusuchen, wo sie sich gerade in dieser außergewöhnlichen Situation befinden, war geboren. "Ich hatte damals ja auch 90 Prozent meiner Klienten verloren und deshalb Zeit, ein eigenes Projekt zu verwirklichen und Raum für meine Kreativität zu schaffen. Von Depression keine Spur, ich selbst war voller Tatendrang“, sagt sie.
Florante begann über Social Media für ihr Projekt "Covid-19 Vienna Home Project - Bleibt´s Z´Haus" Menschen zu suchen, die ihr am Fenster Modell stehen wollten, um zu zeigen, wie positiv sie diese Zeit überstehen und Perspektiven aufzuzeigen. Binnen kürzester Zeit meldeten sich zahlreiche Teilnehmer und Wynn begann mit ihrem E-Scooter durch Wien zu düsen, um die Menschen an ihren Fenstern "zu besuchen". "An ein Plakat habe ich damals noch gar nicht gedacht, das hat erst später ein Fotoliebhaber und Sponsor ermöglicht."
Fotografie als Leidenschaft
Die 29jährige Wynn Florante kam mit 14 Jahren aus ihrer philippinischen Heimat nach Wien, wo ihre Mutter bei der UNO arbeitet. Nach jahrelanger Tätigkeit in der Gastronomie und als Social Media Expertin erfüllte sie sich im November 2017 ihren Traum und machte ihre Leidenschaft zum Fotografieren zum Beruf. Neben der Food Fotografie beschäftigt sie sich mit Business-, Interior- und Produktfotografie und arbeitet derzeit an einem neuen Portraitprojekt zum Thema „Menschlichkeit“. „Weil Menschen und was sie wirklich bewegt das Faszinierendste an meiner Arbeit sind“, sagt sie.
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