Wiener Stadtgärten
Hier sind Wiens Bau(m)meister zuhause
In Wien werden momentan im großen Stil Baumpflanzungen durchgeführt. Doch welche Bäume eignen sich überhaupt für die Stadt und woher kommen sie?
WIEN. Es ist wohl die größte Schule Österreichs: die Baumschule Mauerbach. Im Durchschnitt werden dort pro Jahr 18.000 bis 20.000 "Schüler" unterrichtet. Die Taferlklassler sind sechs Jahren alt, verlassen die Schule aber bereits im Alter von 13 Jahren. Insgesamt 4.500 Bäume "maturieren" jedes Jahr in der Hoffnung, als Stadtbaum eingepflanzt zu werden.
Rund 500.000 Bäume gibt es in Wien. 100.000 davon säumen die Straßen, der Rest davon befindet sich in den Parks. Doch gerade jene Bäume, die dazu auserkoren wurden, Betonwüsten abzukühlen, müssen besonders hartnäckig sein. "In der Baumschule Mauerbach werden sie abgehärtet und auf ihre Aufgaben in der Stadt vorbereitet", erzählt Stadtgartendirektor Rainer Weisgram.
4.500 Bäume jährlich
In den vergangenen Jahren hat die zuständige MA 42 – Wiener Stadtgärten im großen Stil Bäume gepflanzt. Doch nur ein Bruchteil davon ist wirklich neu: "Wir pflanzen jährlich rund 4.500 Bäume, rund 3.000 davon sind allerdings Ersatzpflanzungen für andere Bäume", erzählt Weisgram.
Denn in Wien gilt das Baumschutzgesetz, nach dem für jeden Baum, der entfernt wird, an derselben Stelle ein Ersatzbaum gepflanzt werden muss. Das passiert meistens im Herbst und im Frühjahr, den optimalen Jahreszeiten für Neupflanzungen.
"Gemeinsam mit Experten haben wir einen Katalog erstellt, in dem 30 für die Stadt geeignete Baumarten enthalten sind", erzählt Weisgram. Als besonders resistent haben sich der Kegel-Feldahorn, der Lederhülsenbaum oder auch Zürgelbäume erwiesen – allesamt Bäume, die aus anderen Ländern importiert wurden. "Die meisten Bäume in Wien haben Migrationshintergrund, sind aber bereits so lange hier, dass sie mittlerweile eingebürgert wurden", grinst Weisgram.
Viele von ihnen sind jedoch der Belastung durch den Klimawandel nicht gewachsen. Besonders die Weiße Kastanie und der Spitzahorn werden künftig seltener auf Wiens Straßen zu sehen sein. Zum Beispiel auf der Ringstraße denn dort werden momentan Schritt für Schritt alte Spitzahorn Bäume durch neue Pflanzen aus der Baumschule Mauerbach ersetzt.
Jungbäume mit Schutzanstrich
Neben der Hitzebeständigkeit muss auch der Ort analysiert werden, an dem ein Baum gepflanzt werden soll. "Man muss die Größe der Baumkrone an die Breite der Straße anpassen", erklärt Weisgram. Um die Jungbäume vor Austrocknung zu schützen, bekommen sie einen weißen Schutzanstrich. Zur optimalen Bewässerung werden dann Gieß-Bags verwendet: Plastiksäcke, die mittels Zippverschluss an den Bäumen befestigt und mit Wasser gefüllt werden. "Mittlerweile wird darauf geschaut, dass bei allen Neupflanzungen eine automatische Bewässerung eingerichtet wird", so Weisgram.
50 Jahre: Das ist die durchschnittliche Lebenserwartung eines Straßenbaums. Unverwüstlich ist hingegen eine Orientalische Platane am Rennweg 14: Der älteste Baum Wiens wurde bereits 1739 gepflanzt. Aber auch er wird irgendwann das Zeitliche segnen. Dann beginnt der Zyklus von Neuem und einem Baum aus der Baumschule Mauerbach gelingt der Karrieresprung zum Stadtbaum.
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