Lost Places: Expedition ins verlorene Schloss Pottendorf – mit Video

26Bilder

WIEN. Robert Bouchal setzt sich seinen weißen Helm, der mit einer Stirnlampe ausgestattet ist, auf und schiebt den Bauzaun ein Stück beiseite. "Als ich 1991 das erste Mal hier war, hat man das Schloss nicht gesehen, da es komplett überwachsen war. Wie eine vesunkene Stadt im Dschungel", erzählt der Höhlenforscher und schlüpft durch die Lücke. Hinter ihm schiebt sich sein Freund Johannes Sachslehner durch den Spalt und schüttelt betroffen den Kopf. "Dass man diesen geschichtsträchtigen Ort so verkommen hat lassen. Ist das Dach geöffnet, ist das das Todesurteil für ein Gebäude." Während der Historiker andächtig über die Wiese zum Haupteingang des Schlosses Pottendorf schreitet, ist Höhlenforscher Bouchal bereits im imposanten Tor, über dem das steinerne Wappen der Familie Esterházy thront, verschwunden.

Seit Jahren sind Bouchal und Sachslehner gemeinsam unterwegs und spüren verlassene Bauwerke auf. Die interessantesten Objekte werden in gemeinsamen Büchern verewigt, wie das Schloss Pottendorf im jüngsten Werk "Streng geheim! Lost Places rund um Wien". Die Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert, die im 18. Jahrhundert zu einem barocken Lustschloss umgebaut wurde, befindet sich südlich von Wien und ist seit sechzig Jahren dem Verfall preisgegeben. "Das Interessante ist, dass das Schloss alles überstanden hat. Erst mit dem Abzug der Sowjets, die bis 1955 in dem Schloss gewohnt haben, beginnt der Tod", erzählt Bouchal im Eingangsbereich, dessen Boden mit Stroh bedeckt ist. Das Dach ist eingestürzt, die Wände abgeschlagen und beschmiert, der Raum rechts von Eingang mit Bauschutt und alten Holzbalken angefüllt. "Aus Schlössern werden Ställe", bemerkt Sachslehner mit einem Blick auf einen großen Salzstein am Boden. Die hier untergebrachten Ziegen sind mittlerweile verschwunden, ebenso wie Sachslehners Co-Autor Bouchal, der sich mit eingeschalteter Stirnlampe durch einen dunklen Gang ins Hintere des Schlosses wagt.

Erst die Geschichte macht den Ort interessant

"Uns gefällt das Spannungsfeld, das Morbide an einem Lost Place, aber bei uns beiden ist die Haupttriebfeder die Geschichte. Zu wissen, was an einem Ort einst passiert ist, wie hier die alt-österreichische, feudale Welt", erklärte Sachslehner und führt in den überwucherten Innenhof, den sich Dornenhecken mit zerbrochenen Ziegelsteinen teilt. "Diese Unmittelbarkeit ist das Spannende, im Gegensatz zu einem Museum, wo Dinge kuratiert, aufbereitet und mit Schildern versehen sind. Hier sieht man noch Reste der alten Kassette und kann noch Stuck über manchen Türrahmen erkennen", so Sachslehner, der die Plünderung von verlassenen Orten ebenso schlimm findet wie den Verfall. "Wir nehmen nichts weg, keine Andenken, wir hinterlassen nur Fußabdrücke. Das ist ein Ehrenkodex unter und Explorern. Ebenso wie das Geheimhalten der Orte; auch wir veröffentlichen nur das Offensichtliche", so Bouchal und führt über das verbliebene Treppenhaus in den ersten Stock, während sich Sachslehner nur schwer vom Anblick der beiden Buckelquadertürme trennen kann. "Diese Türme stammen noch aus dem frühen Mittelalter und sind sehr selten in Österreich – ich weiß jetzt gar nicht, wo es noch welche gibt." Doch auch das Ende des ersten Turms scheint besiegelt: Das Dach ist eingestürzt, die Mauern dem Regen ausgeliefert. "Das Reich der Tauben", murmelt Sachslehner und klettert über Schutthaufen und angekohlten Holzbalken in seinen Lieblingsort des Schlosses, den Kuppelraum.

Vereinzelte Überreste blau-roter Farbe sowie ein kleiner Abschnitt eines griechischen Musters lassen die einstige Pracht des Raumes erahnen. "Hier spürt man noch die barocke Lebenslust und Lebensfreude", sinniert Sachslehner und klettert über Schutt und Ziegelsteine zurück zur Eingangshalle, um sich zur Kapelle hinter dem Schloss zu begeben. "Die Kapelle wird jetzt saniert. Wenigstens sie wird gerettet", erklärt der Historiker, doch sehr überzeugend klingen seine Worte nicht. "Natürlich geht mit einer Renovierung die Morbidität verloren, die einen Lost Place ausmachen", gibt Sachslehner zu und schlendert den Burggraben entlang zurück zur Lücke im Zaun. Vorbei an den Resten einstiger Balkone und Überdachungen, die den Blick durch morsche Holzrahmen in das Innere der Ruine freigeben. "Hier am Balkon ist man in der Sonne gesessen und hat sich von einem Butler bedienen lassen", schwelgt der Historiker in der feudalen Vergangenheit, während Bouchal bereits am Bauzaun wartet und von der Zukunft berichtet: "In dem Buch befindet sich nur 15 Prozent unseres Wissens. Wir arbeiten bereits am nächsten Buch, das im Frühjahr 2019 erscheinen wird. Es geht nicht wirklich um Lost Places, es ist ein bisschen anders, aber wir lüften ein riesiges Geheimnis in Wien!" Wir sind gespannt und freuen uns auf die nächste Expedition.

Zur Sache

"Streng geheim! Lost places rund um Wien" von Robert Bouchal und Johannes Sachslehner ist im Styria Verlag erschienen, hat 240 Seiten und kostet 27 Euro. ISBN 978-3-222-13602-3
Weitere Infos unter www.bouchal.com, Videos von Lost-Places-Expreditionen gibt´s auf Robert Bouchals Youtube-Kanal.

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Spaß am Erlernen einen neuer Sprache? Das umfangreiche Kursangebot Sprachenzentrum der Universität Wien sorgt dafür, dass jede(r) das Passende für sich findet. | Foto: Sprachenzentrum der Universität Wien
5

Sprachenzentrum der Universität Wien in 1090 Wien
Sprachen lernen auf universitärem Niveau

Das Sprachenzentrum der Universität Wien bietet Sprachkurse für unterschiedliche Niveaus und mit verschiedenen Ausrichtungen an. Dank moderner sprachdidaktischer Grundlagen und Lehrmethoden lässt sich die polyglotte Reise leicht und dauerhaft aneignen. Früher hieß es: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr" – heute weiß man, dass es nie zu spät zum Lernen ist. Wer bereit ist, eine neue Sprache zu lernen, trainiert nachweislich seine kognitiven Fähigkeiten und bleibt geistig länger...

Anzeige
Foto: Großfeldzentrum

BAND Wettbewerb 2024 - GFZ
Talente gesucht!

Musikbegeisterte, Gesangstalente, und alle, die schon immer davon geträumt haben, Ihre musikalische Leidenschaft auf die Bühne zu bringen, haben jetzt die große Chance, diesen Traum wahr werden zu lassen. Beim BAND Wettbewerb im GFZ werden aufstrebende Talente aller Altersklassen gesucht, die bereit sind, ihr Können vor einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Wer sich diese Chance nicht entgehen lassen möchte, der bewirbt sich ab sofort mit seiner Band auf der Website www.gfz.at, auf der...

Anzeige
Im Traumatelier von Nina Labner werden Klientinnen und Klienten unterstützt ihre Träume und Wünsche von einem erfüllteren Leben zu verwirklichen. | Foto: Traumatelier
8

Traumatelier in 1180 Wien Währing
Mittels Kunsttherapie die allgemeine psychische Gesundheit verbessern

Die Kunsttherapie ermöglicht das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen und die allgemeine psychische Gesundheit zu verbessern. Im Traumatelier in Währing wird Unbewusstes sichtbar gemacht. Die Kunsttherapie ist eine junge künstlerische Therapie, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts aus amerikanischen und europäischen Einflüssen entwickelt hat. Besonders im psychiatrischen, psychosomatischen und psychosozialen Bereich hat die Kunsttherapie an Bedeutung gewonnen, da die Teilnehmer lernen, ihre...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Anzeige
In der Autowerkstatt Bieber können sich die Kundinnen und Kunden darauf verlassen, dass ihr Auto in den besten Händen ist. | Foto: Autowerktstatt Bieber
4

Autowerkstatt Bieber in 1040 Wien Wieden
Reparaturen und Serviceleistungen für alle Auto- und Motorradmarken

Mitten im Herzen Wiens befindet sich die Autowerkstatt Bieber, die seit über einem halben Jahrhundert professionelle Kfz-Reparaturen durchführt und zahlreiche Serviceleistungen anbietet. Wer ein Auto besitzt, dem ist klar, dass von Zeit zu Zeit der eine oder andere Check notwendig ist, um das Fahrzeug fahrtüchtig zu halten. Dabei zählen der Ölwechsel oder die §57a-Begutachtung zu den Reparaturen, die standardmäßig durchgeführt werden müssen. Bei einem Lackschaden oder komplexeren Reparaturen...

Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Spaß am Erlernen einen neuer Sprache? Das umfangreiche Kursangebot Sprachenzentrum der Universität Wien sorgt dafür, dass jede(r) das Passende für sich findet. | Foto: Sprachenzentrum der Universität Wien
Foto: Großfeldzentrum
Im Traumatelier von Nina Labner werden Klientinnen und Klienten unterstützt ihre Träume und Wünsche von einem erfüllteren Leben zu verwirklichen. | Foto: Traumatelier
Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
In der Autowerkstatt Bieber können sich die Kundinnen und Kunden darauf verlassen, dass ihr Auto in den besten Händen ist. | Foto: Autowerktstatt Bieber

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.