Appell an die Regierung
"Nachtgastronomie sollte noch im Juni geöffnet werden"
Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr hat als Reaktion auf die Platzsperre am vergangenen Wochenende Vertreter der Polizei, der Jugendarbeit und der Clubkultur zum runden Tisch eingeladen. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert.
WIEN. Der Donaukanal und der Karlsplatz wurden mit dem Ende des Lockdowns Anlaufpunkt für viele Jugendliche, die noch nach der Sperrstunde um 22 Uhr weiter feiern wollten. Wo die Polizei noch vor wenigen Wochen den Dialog gesucht hat, ist es mit dem Karlsplatz vergangenes Wochenende sogar zum Platzverbot gekommen.
Die Polizei wurde auch mit Flaschen beworfen, "was ins unserer Stadt keinen Platz hat", pocht Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS). So weit will es Wiederkehr künftig nicht kommen lassen und hat ein neues Maßnahmen-Paket präsentiert, "mit dem wir aber sicher nicht alle Probleme von heute auf morgen lösen können", so der Jugend-Stadtrat.
Der Vizebürgermeister richtet im Zuge der Pressekonferenz einen klaren Appell an die Bundesregierung: "Bei der derzeitigen Infektionslage sollten die Clubs noch im Juni wieder aufsperren können", sagt Wiederkehr. Denn der größte Problemfaktor wäre die weiterhin geschlossene Nachtgastronomie, wo auch die Clubs hineinfallen. "Auch eine spätere Sperrstunde um 24 Uhr wird daran nur wenig ändern", so der Vizebürgermeister. Natürlich käme eine Öffnung nur mit eigenen Präventionskonzepten in Frage.
"Awareness-Teams" und Popfest
Was die Maßnahmen angeht, werden ab sofort sogenannte "Awareness-Teams" unterwegs sein. Von 19 bis 4 Uhr werden vier dieser dreiköpfigen Teams an den Hot-Spots der Stadt unterwegs sein und den Dialog mit den Feiernden suchen. "Diese Teams haben viel Erfahrung mit Festivals und Open-Air-Festen", betont Wiederkehr, "mit diesen Teams soll die Situation deeskaliert werden." Konkret sollen die Teams die Feiernden auf die Verhaltensregeln hinweisen. So soll vermieden werden, dass die Polizei zu gröberen Mitteln greifen muss.
Wo diese Teams im Einsatz sein werden, steht bis dato noch nicht fest. Abzusehen ist aber, dass wohl der Donaukanal und der Karlsplatz die ersten Einsatzgebiete werden. "Diese Teams sind sehr flexibel und können sehr schnell an anderen Plätzen sein, wenn es die Situation verlangt", sagt Wiederkehr. So könnte man sich auch vorstellen, dass die Teams etwa auf der Kaiserwiese im Prater im Einsatz sein werden.
Ein weiteres Platzverbot kann der Vizebürgermeister aber nicht ganz ausschließen. "Das entscheidet die Polizei, je nach Gefährdungslage", sagt Wiederkehr.
Kultur für die Jugend
Was das Angebot zum Feiern unter freiem Himmel angeht, will die Stadt mehr Möglichkeiten bieten. "Ein großes Dankeschön an Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, mit der wir beschlossen haben, dass ein eigener Club-Zweig beim heurigen Kultursommer stattfinden wird", sagt Wiederkehr. Zwar wird die Clubkultur da hochgehalten, ob es bei den Veranstaltungen auch Platz zum Tanzen geben wird, ist aber noch unklar. "Wie dieser Club-Zweig aussehen wird, ist von den Maßnahmen der Bundesregierung abhängig", so der Vizebürgermeister.
Auch das Popfest, das normalerweise am Karlsplatz stattfindet, soll in anderer Manier heuer stattfinden. Statt dem Karlsplatz wird es die Arena Wien, kostenlos bleibt es weiterhin. "Damit soll sichergestellt werden, dass die jungen Erwachsenen der Stadt genügend Möglichkeiten haben Kultur zu konsumieren", so Wiederkehr.
Viele schöne Plätze in Wien
Nicht nur an die Bundesregierung, sondern auch an die Jugend der Stadt richtet Wiederkehr einen Appell: "Wir haben so viele schöne Orte in Wien, an denen man sich treffen kann. Es muss nicht immer der Donaukanal oder Karlsplatz sein", so der Stadtrat für Jugend. Als Alternative nennt Wiederkehr zum Beispiel die Donauinsel.
Sollte die Sperrstunde entsprechend weit nach hinten verlegt werden und die Nachfrage nach der Nacht-U-Bahn steigen, stünde man in gutem Kontakt mit den Wiener Linien, um über eine Verlängerung der Fahrzeiten zu diskutieren.
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