Wiener Linien
Notrufstellen bei U-Bahn-Stationen werden barrierefrei
Bis 2026 werden 550 Notsprecheinrichtungen in U-Bahn-Stationen und Aufzügen durch barrierefreie Notrufe ersetzt. Dieser ist für gehörlose sowie Menschen mit Sprach- und Lernschwierigkeiten geeignet.
WIEN. Es ist spätabends, man wartet auf die nächste U-Bahn. Plötzlich beobachtet man eine heikle Situation oder gerät selbst in eine Notlage. Bisher gab es die Möglichkeit, sich per Sprachverbindung mit der Leitstelle der Wiener Linien zu verbinden. Diese Notrufstelle befindet sich direkt bei dem gut sichtbaren grünen "SOS-Würfel" auf jedem Bahnsteig in Wien.
Nun gibt es aber eine gute Neuigkeit: Der Notruf wird barrierefrei. Die erste neue Notrufeinrichtung wurde bei der U4-Station Friedensbrücke feierlich vorgestellt. Sie wurde nach dem Mehr-Sinne-Prinzip gestaltet. Das bedeutet, dass sowohl gehörlose als auch Menschen mit Sprach- sowie Lernschwierigkeiten von nun an einen Notruf via Touchscreen absetzen können.
Von Braille- bis Pyramidenschrift
Die Bedienelemente sind mit Brailleschrift, taktilen Symbolen sowie einer taktilen Pyramidenschrift versehen. "Es soll jeder, egal in welcher Verfassung er ist, die Möglichkeit haben, einen Notruf abzusetzen", meint Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ), in dessen Zuständigkeit auch die Wiener Linien fallen.
So funktioniert der neue Notruf genau: Die Notruftaste muss drei Sekunden lang gedrückt werden. Daraufhin wird umgehend ein Sprechkontakt zur Betriebsleitstelle der Wiener Linien hergestellt. Zusätzlich erscheint auf dem Touchscreen der Eingabemodus für sprech- und hörbeeinträchtigte Personen. "Bereits ab der ersten Auslösung des Gerätes ist der Notruf dann aktiviert", erklärt Hans-Jürgen Groß, Konzernbeauftragter für Barrierefreiheit der Wiener Stadtwerke-Gruppe.
Mittels Piktogrammen, also grafischen Symbolen, die Informationen oder Daten durch eine klare und vereinfachte Darstellung vermitteln, sowie einfacher Sprache – auf Englisch und Deutsch – kann die Art des Notfalls dokumentiert werden. Dass der Notruf auch ohne Sprechen vonstatten gehen kann, habe nicht nur Vorteile für behinderte Menschen, wie Groß beteuert: "Beispielsweise wenn man die Sprache nicht gut beherrscht oder in einer Notsituation nicht laut sprechen kann." Letzteres sei etwa bei Frauen, die sich belästigt fühlen, der Fall. "Die größte diskriminierte Gruppe in Österreich sind Frauen mit Behinderungen, aber auch Personen mit Lernbehinderungen generell", ergänzt Groß.
"Im Zweifel ist es ein Notfall"
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitstelle stellen sodann den Standort der alarmierenden Person fest und leiten die notwendige Hilfe ein. So werden etwa die Polizei oder die Rettung verständigt. Die Geschäftsführerin der Wiener Linien, Alexandra Reinagl, betont zudem: "Unser Grundsatz lautet: Im Zweifel ist es ein Notfall. Es ist also besser, nicht zu zögern, wenn man einen Notruf absetzen will. Dadurch kann auch unser Betrieb reibungsloser ablaufen."
Bis 2026 sollen die Notsprecheinrichtungen in den U-Bahn-Stationen sowie den Aufzügen zusehends durch barrierefreie Notrufe ersetzt werden. Insgesamt soll es sich dann um 550 neue Notrufstellen handeln. Bis Ende des Jahres werden auch in den U-Bahn-Stationen Spittelau, Jägerstraße und Roßauer Lände neue Notrufe angebracht. Die Kosten für das Projekt kann Finanzstadtrat Hanke nicht genau beziffern: "Jeder Euro, der in eine solche Infrastruktur investiert wird, ist ein gewonnener Euro im Sinne der Sicherheit. Deshalb geht es diesmal nicht um die Höhe der Investition."
Mit den neuen Notrufanlagen sei es aber noch nicht getan. Das Thema Barrierefreiheit werde bei den Wiener Linien auch in nächster Zeit großgeschrieben, wie Alexandra Reingab, Geschäftsführerin der Wiener Linien, erklärt: "Wir arbeiten derzeit an einem Avatar, der in der Wien Mobil-App in den nächsten Jahren eingespielt werden soll." Dabei handle es sich um den Gebärden-Avatar "Iris", der künftig Betriebsinformationen und Störungsmeldungen in Gebärdensprache übermitteln soll.
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