Happy Birthday, Cliniclowns
Seit 30 Jahren fürs Lachen im Einsatz
Die Cliniclowns setzen sich für Humor als Therapie ein und bringen damit mehr Lebensfreude in die Spitäler.
WIEN. 1991 wurde der gemeinnützige Verein Cliniclowns Austria als erster europäischer Verein dieser Art in Wien unter dem Ehrenschutz des damaligen Bürgermeisters Helmut Zilk (SPÖ) gegründet. Seitdem haben die Cliniclowns mehr als 1,6 Millionen Patienten besucht und ihnen rund acht Millionen Lachminuten beschert. Generalsekretärin Liane Steiner über die Anfänge, emotionale Momente und wo es noch mehr Clown-Einsätze braucht.
Vor 30 Jahren wurde der gemeinnützige Verein Cliniclowns Austria gegründet. Was hat sich seither getan?
LIANE STEINER: Gott sei Dank sehr viel! Damals waren Besucher in Spitälern nicht gerne gesehen. Die Angst war groß, dass die Clowns Störfaktoren sein könnten. Der damalige Bürgermeister Helmut Zilk hat sich dann für uns eingesetzt. Das AKH hatte damals ein Image-Problem, daher meinte er: "Alles, was dieses Haus menschlicher macht, müssen wir probieren." Wir durften auf der Kinderdialyse eine Probevisite machen. Dort hat man sehr schnell gesehen, dass unser Einsatz nicht nur für die Kinder, sondern auch für das Personal und die Angehörigen einfach ein Durchatmen ist, ein willkommenes Aufbrechen des doch sehr strengen Spitalalltags.
Wie viele Clowns zaubern kranken Menschen ein Lächeln ins Gesicht?
Begonnen haben wir mit einem Clown-Paar, Dr. Roman Szeliga und der irischen Schauspielerin Kathy Tanner. Mittlerweile haben wir 73 Clowns und betreuen 56 Spitäler und Pflegeeinrichtungen in fünf Bundesländern.
Wie hat sich die Pandemie auf die Arbeit der Cliniclowns ausgewirkt?
Es war natürlich heftig, da wir nicht mehr in die Spitäler durften. Wir mussten unsere Visiten einstellen. Wir haben dann versucht, unsere Patienten über Skype, Video und Telefon zu erreichen. Außerdem haben wir eine wöchentliche TV-Sendung produziert, die wir im Internet ausgestrahlt haben. Doch der persönliche Kontakt hat gefehlt.
Sie verabschieden sich heuer in die Pension. Was waren für Sie die berührendsten Momente?
Da gibt es so viele. Cliniclown zu sein, ist wahnsinnig berührend, aber auch schwierig. Einmal hat ein Zehnjähriger einen Clown am Kostüm gezupft und gesagt: "Geh bitte, kannst du dich um meine Mama kümmern? Ich weiß eh, dass ich gehen muss. Für mich ist das okay, aber sie packt das gar nicht." Das sind Gänsehautmomente.
Der Verein finanziert sich durch Spenden. Wie mühsam ist das im Jahr 2021?
Wir haben zahlreiche Unterstützer wie die Generali Gruppe, die Bäckerei Der Mann oder auch Wein & Co. Jedoch ist es eine Spur mühsamer geworden, da wir mit April unseren Hauptsponsor Merkur Markt verloren haben. Merkur wurde ja von der Rewe Group aufgelassen und Billa hat keine der Kooperationen von Merkur übernommen. Daher sind wir auf der Suche nach einem neuen Hauptsponsor.
Was wünschen Sie sich für die nächsten 30 Jahre?
Dass es den Cliniclowns finanziell gut geht und sie weiter wachsen können, besonders die Präsenz in den Altersheimen.
Wie hoch ist denn der Bedarf an Clown-Visiten bei Senioren?
Alte Menschen sind sehr einsam. Da ist der Clown meistens der einzige Besucher, der alle zwei Wochen vorbeischaut und Interaktionen setzt. Auch eine sehr berührende Geschichte, die zeigt, wie wichtig die Präsenz der Cliniclowns ist: Ein Mann lag im Sterben und der Clown wollte gehen. Plötzlich hat der Mann die Hand des Clowns ergriffen und ihn nicht gehen lassen. Und dann haben sie gemeinsam gesungen. Der Mann hat gelacht und gestrahlt. Zwei Stunden später ist er verstorben. Danach hat sich seine Tochter bei uns bedankt, weil sie ihren Papa lachend in Erinnerung behalten hat. Es sind schöne Momente, aber die muss man auch aushalten können.
Die Cliniclowns unterstützen
Aktuell betreuen 73 Clowns 56 Spitäler und Pflegeeinrichtungen in fünf Bundesländern. Der Verein finanziert sich hauptsächlich durch Spenden. Spendenkonto: IBAN: AT32 1200 0006 5624 3300, BIC: BKAUATWW
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