Kultur im Lockdown
Theater klagen über mangelnde Planungssicherheit
Der verlängerte Lockdown sorgt bei manchen Theatern in der Inneren Stadt für düstere Prognosen.
INNERE STADT. Dass der Lockdown jetzt doch verlängert wurde, hat einige überrascht – unter anderem auch die Kulturbetriebe der Stadt. Geplante Vorstellungen mussten abgesagt und Verträge mit Ensembles verlängert werden, Planungssicherheit gibt es so gut wie gar keine.
Ein Beispiel dafür ist das Theater Drachengasse. Dieses hat eigene Produktionen auf die Beine gestellt, die jetzt so gar nicht stattfinden können. So wurde zum Beispiel die Uraufführung des eigens produzierten Stücks "Das weiße Dorf" für 18. Jänner angesetzt und musste durch das Kippen des Freitestens und den verlängerten Lockdown nun abgesagt werden.
Das bringt natürlich einige Probleme mit sich, wie die Leiterin des Theaters, Katrin Schurich, berichtet: "Anders als viele andere Theater haben wir kein fixes Ensemble. Das heißt, wir schließen Verträge mit Künstlern für Stücke ab, die gar nicht gespielt werden können." Natürlich stehe man hinter den Schauspielern und verlängere die Verträge. "Wenn es aber nicht bald Planungssicherheit gibt, sieht meine Prognose eher düster aus", so Schurich.
Finanziell abgesichert
Vorerst gibt es aber keine Sorge um den Fortbestand des Theaters. "Wir bekommen glücklicherweise Unterstützung von der Regierung", berichtet Schurich. Was die kommenden Saisonen 21/22 angeht, ist Schurich aber weniger optimistisch. Unterstützung bräuchte das Theater auch bei den Tests. "Es wäre uns eine Riesenhilfe, wenn man uns dabei helfen würde, die Mitarbeiter regelmäßig zu testen", erklärt Schurich. Vom Publikum ist dabei noch keine Rede: "Wir hätten ganz einfach nicht den Platz, um alle Gäste vor den Vorstellungen durchzutesten", so Schurich.
Sorgen gibt es auch in Bezug auf das Publikum selbst. "Die Frage ist: Selbst wenn wir wieder spielen dürfen, kommt das Publikum auch zu den Vorstellungen?", gibt die Theaterleiterin zu bedenken. Man freue sich auf jeden Fall sehr darauf, wieder Zuschauer im Theater begrüßen zu dürfen.
Sechs Wochen Vorbereitung
Ähnlich ist die Situation bei einer wesentlich größeren Bühne: Das Burgtheater und Direktor Martin Kušej klagen ebenfalls über mangelnde Planungssicherheit. "Ständig zu planen und wieder zu verwerfen, ist nicht nur zermürbend, es entstehen schlichtweg Kosten", so Kušej. Auch im Burgtheater waren Vorstellungen ab dem 22. Jänner geplant. Reisen wurden organisiert, Abonnenten informiert – und wieder müssen die Pläne gekippt werden. "Wir benötigen einen entsprechenden Planungsvorlauf, um eine Wiedereröffnung seriös auf die Beine zu stellen", so der Direktor. Sechs Wochen braucht das Haus am Ring, um alle Prozesse sämtlicher Spielstätten wieder auf Schiene bringen zu können.
"Vielleicht sollten wir damit anfangen, dass die Kulturbetriebe in Österreich wieder denselben Stellenwert erhalten wie der Handel, die Gastronomie, die Hotellerie oder die dem Wintersport zugehörigen Betriebe", betont Direktor Kušej.
Infos unter www.drachengasse.at und www.burgtheater.at
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