Abzocke von einsamen Herzen im Internet
Vorsicht vor Liebesbetrug
- Die Seepiraten waren "Thomas" auf dem Weg nach Japan dicht auf den Fersen - wie er schreibt.
- Foto: Sabine Ivankovits
- hochgeladen von Sabine Ivankovits
(siv). Ein gutausehender Mann meldet sich über eine Internetplattform und bekundet Interesse. Das Herz beginnt zu klopfen. Auch das meinige. Aber nicht, weil ich mich Hals über Kopf in den Unbekannten verliebt habe, sondern weil ich ihn sofort als Love Scammer identifiziert habe. Love Scammer sind eine Art Online-Heiratsschwindler. Sie gaukeln Frauen - aber auch Männern - vor, sich in sie zu verlieben. Schönen Worten folgen bald Forderungen nach Geld. Ich habe mich zum Schein auf "Thomas Howard" eingelassen, um zu erfahren, wie das so funktioniert mit der Abzocke. Am Schluss habe ich mich auch als Journalistin zu erkennen gegeben und um ein paar Antworten gebeten. Beantwortet wurden sie nicht, es kam nur die Meldung, dass er keine Zeit hat, mir zu antworten.
Ins Foto verliebt
"Thomas" hat sich natürlich gleich in mein Foto verliebt. Und kam auch schnell zur Sache. Er ist Schiffsbau-Ingenieur, lebt in St. Pölten, kommt aber eigentlich aus Kanada. Allerdings war sein verstorbener Vater ursprünglich aus der Gegend. Deswegen kann er auch so gut Deutsch. Da dürfte ihm wohl eher ein Übersetzungsprogramm geholfen haben.
Die Reise nach Japan sollte seine letzte sein. Danach wollte er sich selbständig machen, indem er Trauben aus Japan für die Weinproduktion nach Südamerika exportiert, und Palmfett nach Mexiko. Sein Vater hatte ihm einiges an Vermögen hinterlassen, mit dem er seine Geschäfte tätigen wollte. Diese Hinterlassenschaft - mehrere goldene Uhren, Schmuck und viel Bargeld - hatte er auf seiner Reise mit an Bord. Blöd nur, dass dem Schiff somalische Piraten auf den Fersen waren. Aber Thomas hatte eine Lösung - er schickt mir ein Paket mit seinen Wertgegenständen, um sie in Sicherheit zu bringen. Allerdings konnte er die Versandkosten in Malaysia (an die 2.500 Dollar) nicht selbst bezahlen. Das Paket war noch nicht versandfertig und man wusste daher die genauen Kosten noch nicht, als er wieder in See stechen musste. Und die Bezahlung ginge nur in bar, ob ich das nicht übernehmen könnte? Na klar, ich hätte ja als Sicherheit sein wertvolles Paket. Mit falschem - unaussprechlichen - Namen und falscher Adresse nahm mich mit der Frachtfirma Kontakt auf. Um es abzukürzen: Natürlich habe ich kein Geld an die Buchhalterin in die Ukraine überwiesen, die es dann bar der Firma übergeben wollte. Nachdem ich "Thomas" noch eine zeitlang hingehalten habe, habe ich die Beziehung mit ihm abgebrochen, weil ich mich angeblich neu verliebt hätte. Das schien ihn allerdings nicht zu stören, weil ich ja noch erkennen würde, dass er der Einzige ist, der mich wirklich liebt. Und er wollte wissen, ob ich denn schon dass Geld für sein Paket überwiesen hätte. Nein.
Geschäft mit der Einsamkeit
Allen einsamen Menschen, die Liebe im Internet suchen, sei Vorsicht angeraten. Wenn Sie - wie bereits passiert - George Clooney anschreibt, sich unsterblich in Sie verliebt, die Liebe aber wegen seiner Noch-Ehefrau geheimhalten muss, dann könne Sie ihm das gerne glauben. Aber schicken Sie ihm kein Geld. Und auch keinen anderen Promis oder Nicht-Promis. Sobald Geld ins Spiel kommt - Finger weg.
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