Was machen die "Kabelmonster" in Wien?
Erdwärme kann klimaschonend zur Energieerzeugung verwendet werden. Dazu werden im Südosten Wiens derzeit Messungen durchgeführt.
WIEN. "Mit hoher Wahrscheinlichkeit gibt es im Südosten Wiens große Heißwasservorkommen in tiefen Erdschichten", sagt Gudrun Senk, die Leiterin des Bereichs Regenerative Erzeugung bei Wien Energie. "Beim Projekt 'GeoTief' erforschen wir jetzt den Untergrund mit Seismik-Messungen, um das genau zu wissen." Die Heißwasservorkommen sollen an das bestehende Fernwärmenetz angeschlossen werden und dieses so leistungsfähiger und nachhaltiger gestalten.
Dazu werden Mess-Sensoren, sogenannte Geophone, in öffentlichen Parks und auf Wiesen ausgelegt - auch im Grünen Prater und in der Freudenau. "Dann fährt ein Wanderkonvoi aus drei Impulsfahrzeugen durch das Messgebiet. Alle 20 Meter halten sie an und erzeugen kurze Bodenvibrationen, indem mit einer hydraulischen Rüttelplatte etwa 60 Sekunden lang auf den Boden gestampft wird", erklärt Senk. Die Impulse werden von den verschiedenen Erdschichten unterschiedlich reflektiert und von den Geophonen aufgezeichnet. So bekommen wir ein dreidimensionales Bild vom Untergrund."
Das Verfahren wurde im Bergbau entwickelt und kommt ganz ohne Probebohrungen aus, da nur mit Schall gearbeitet wird.
"Kabelmonster" im 2. Bezirk
Valerie Stoderegger kommt gerade von einem Ausritt mit dem Pferd im Grünen Prater zurück: "Auf einer Wiese hinterm Lusthaus sind mir die vielen Kabel aufgefallen. Ich bin abgestiegen und habe mir das Gerät aus der Nähe angesehen", erzählt sie. "Auf die Idee, dass es sich um Bodenmessgeräte handelt, wäre ich aber nie gekommen."
"Kabelmonster" im 11. Bezirk
Evelyn und Thomas spazieren gerade über den Leberberg: "Unter dem Herbstlaub sind die vielen Kabel kaum zu sehen, trotzdem sind sie uns gleich aufgefallen. Wir wussten aber nicht, was das sein könnte - etwa eine Bombe?" erzählt Evelyn. "Interessant ist, dass auf den Boxen irgendetwas mit 'Seismic' vermerkt ist, darum war eine Erdbebenmessung unsere nächste Überlegung." Auch beim Zentralfriedhof hätten die beiden einige Sensoren entdeckt, merkt Thomas an.
"Kabelmonster" im 22. Bezirk
Stefanie Princ spaziert gerade mit ihrem Hund in der Nähe des Opel-Werks in Aspern. "Mein Hund hat an den Kabeln geschnuppert und ist gleich wieder weitergelaufen. Ich bin aber stehengeblieben und habe mich gefragt, was das sein könnte", erzählt sie. "Auch beim Inline-Skaten auf der Donauinsel sind mir diese Messgeräte schon aufgefallen."
Nachhaltige Energie
Die Heißwasservorkommen befinden sich in einer Tiefe von mehreren Hundert bis einigen Tausend Metern. Sie haben daher nichts mit konventionellen Erdwärmeheizungen etwa von Einfamilienhäusern zu tun, deren Erdwärmesonden nur etwa 100 Meter in die Tiefe reichen.
Auf der Suche nach Heißwasser wurden im Jahr 2012 in der Seestadt Aspern bereits Probebohrungen durchgeführt, die letztlich aber erfolglos waren - und mehr als 16 Millionen Euro verschlangen.
Mit den aktuellen Messungen, die genaue Untergrundbilder liefern, soll genau das verhindert und auch Geld gespart werden: GeoTief kostet "nur" fünf Millionen Euro, liefert dafür allerdings auch eine genaue Karte des Untergrunds des Südostens der Stadt. Damit können Heißwasservorkommen "punktgenau" gefunden und ans Fernwärmenetz angeschlossen werden. Die "Kabelmonster" werden bis zum Abschluss vom Projekt "GeoTief" in einigen Wochen im Einsatz sein.
Alle Infos: Projekt GeoTief
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