Arbeiterkammer
Wien braucht für die Zukunft mehr Grün am richtigen Ort

Daniela Lehner und Lilli Licka (r.) in Favoriten in einem Bereich, in dem es kaum Grün und keinen Baum gibt.  | Foto: Christian Fischer
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  • Daniela Lehner und Lilli Licka (r.) in Favoriten in einem Bereich, in dem es kaum Grün und keinen Baum gibt.
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Wien ist eine sehr grüne Stadt. Aber wie sieht es mit der Verteilung aus? Die Arbeiterkammer hat die Universität für Bodenkultur mit einer Studie in beauftragt. Ergebnis: Es gibt viel Grün, aber ungerecht verteilt.

WIEN/FAVORITEN/RUDOLFSHEIM. Wien gilt als eine Metropole, die viele Grünflächen besitzt. Aber wie sind diese verteilt? Und wie sieht das für die Wienerinnen und Wiener aus? Laut Arbeiterkammer (AK) haben knapp 40 Prozent der Wienerinnen und Wiener weder Balkon, noch Terrasse oder gar einen Garten. 

In Favoriten wird gerade im Supergrätzl versucht, mehr Grün nach Innerfavoriten zu bekommen. Hier ist jedenfalls noch viel Platz für Grün möglich. | Foto: Rafferseder/Climate Lab
  • In Favoriten wird gerade im Supergrätzl versucht, mehr Grün nach Innerfavoriten zu bekommen. Hier ist jedenfalls noch viel Platz für Grün möglich.
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Das heißt für diese Gruppe an Menschen, dass es bei heißen Tagen nur im Freien die Möglichkeit für eine Abkühlung gibt. Das besonders deshalb, da laut AK auch rund 38 Prozent der Familien mit Kindern in Wien auf weniger als 21 Quadratmetern wohnt.

Grün ist ungerecht verteilt

Man rechnet damit, dass bis 2050 die Höchsttemperatur im Juli in Wien um 7,5 Grad steigen wird. Das heißt, dass die Grünflächen und vor allem die Bäume noch mehr Bedeutung für eine Abkühlung bekommen. Gut haben es dann Menschen, die gleich ums Eck den schattigen Baum haben.

Doch Kommunalpolitik-Experte Christian Pichler sieht hier Probleme: "Wir werden immer mehr Hitzetage in Wien bekommen. Wer in den sehr dicht besiedelten Vierteln etwa im 10., 11., 15. oder 20. Bezirk wohnt und kein Geld für Sommerurlaub oder Klimaanlagen hat, braucht mehr Grünraum im Wohnumfeld."

So sehen die "BeRTA"-Module aus, die in Favoriten gestartet haben. Noch gibt es allerdings nicht viele davon. | Foto: Julia Beck - tatwort
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Die Universität für Bodenkultur, die von der AK mit einer Studie beauftragt wurde, zeigt, dass die Grünraumverteilung nicht gerecht verteilt ist. Eine Schlussfolgerung ist etwa, dass mehr rasch erreichbares Grün notwendig wäre, um den Klimawandel besser aushalten zu können. "Wohnungsnahes Grün im Umkreis von 250 Metern von der Wohnung ist ein Ziel der Stadt", heißt es in der Studie. "Bis jetzt trifft das aber für einen Teil der Bevölkerung nicht zu."

Favoriten und Rudolfsheim als Beispiel

Als Beispiel wird etwa Favoriten und Rudolfsheim-Fünfhaus genannt. So leben rund um die Quellenstraße in Favoriten rund 3.500 Menschen, darunter viele ältere Menschen und Familien mit Kindern. Das Durchschnittseinkommen liegt bei etwa 21.000 Euro pro Jahr. Diesen Menschen stehen etwa 0,9 Quadratmeter Grünraum pro Person zur Verfügung. Wünschenswert wäre laut Lilli Lička von der Universität für Bodenkultur 3,5 Quadratmeter.

Der "G’mischte Block" in Innerfavoriten soll die Menschen zusammenbringen und viel Grün enthalten. So könnte die Zukunft aussehen: Beim Bau gleich grün mitplanen. | Foto: t-hoch-n Architektur
  • Der "G’mischte Block" in Innerfavoriten soll die Menschen zusammenbringen und viel Grün enthalten. So könnte die Zukunft aussehen: Beim Bau gleich grün mitplanen.
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Die Studie schlägt vor, im Straßenraum mehr Bäume zu pflanzen sowie Flächen zu entsiegeln. Auch sollten Nebenstraßen zu "Straßenparks" mit Bäumen und Wiesen angelegt werden. Sport- und Spielflächen wie Familienbäder sollten auch außerhalb der Saison geöffnet werden.

Mit nur zehn Prozent Grünflächen liegt der 15. Bezirk weit unter dem Wien-Schnitt. Das Westbahngelände könnte das ändern.  | Foto: R. Marktl
  • Mit nur zehn Prozent Grünflächen liegt der 15. Bezirk weit unter dem Wien-Schnitt. Das Westbahngelände könnte das ändern.
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Ähnlich ist es im Westbahnviertel im 15. Bezirk, wo ebenfalls viele Menschen mit wenig Platz auskommen müssen. Rund zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner sind im Umkreis von 250 Metern nicht mit Grünraum versorgt. Hier schlägt die Studie vor, Dachflächen- und Fassadenbegrünungen zu forcieren. Auch sollten Teile des ÖBB-Geländes für Parks genutzt werden.

Braucht Rudolfsheim mehr Bäume?

Fünf-Punkte-Paket

"Umso wichtiger ist es jetzt, mit der Bauordnung und dem Stadtentwicklungsplan klare Regeln festzulegen, damit mehr Freiflächen und mehr Grün genau dahin kommen, wo sie dringend gebraucht werden", so Pichler. Die AK hat auch ein fünf-Punkte-Paket gefordert:

  • Für die Stadtplanung braucht es eine Grünraumverpflichtung. Bei Neubauten soll auch die Begrünung des Umfelds festgelegt werden. Private Bauherren sollen zu Mindeststandards verpflichtet werden.
  • Bei jedem Neubau sollen unversiegelte Flächen mit Platz zum Verweilen oder Fassadenbegrünungen verpflichtend sein. So wäre mehr Grün in der Stadt auch eine Aufgabe von privaten Investoren.
  • Mehr Grün muss konsequent umgesetzt werden, vor allem in Grätzln, in denen viele sozial benachbarte Menschen leben.
  • Bei Umgestaltung von Straßen und Plätzen müssen viel Grün, Mikro-Erholungsräume und entsiegelte Flächen entstehen. 
  • Vorhandenen Lebensraum besser nutzen, etwa Sportplätze oder Turnhallen für mehr Menschen öffnen.

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