Deutlicher Käuferschwund
Wiener Straßenzeitung "Augustin" in der Krise
Die Wiener Straßenzeitung "Augustin" kämpft derzeit mit einem deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen. Diese sollen um bis zu einem Fünftel eingebrochen sein.
WIEN. Müsste man mit verbundenen Augen erraten, in welcher Stadt man sich gerade befindet und es "Augustin, Augustin" tönt, wüsste man es sofort: Es ist Wien. So sehr prägen die Verkäuferinnen und Verkäufer der Straßenzeitung "Augustin" seit jeher das Wiener Stadtbild.
Jetzt soll sich das Blatt sich in der Krise befinden. Eine Ausgabe kostet aktuell drei Euro – die Hälfte davon geht an eben jene Verkäufer die vor allem Wohnungslose, sozial Bedürftige und Asylwerber sind. Die andere Hälfte dieser drei Euro an den Verein "Sand & Zeit, Wien".
Gürtel wird enger geschnallt
Seit der Pandemie kämpft die Zeitung mit einem deutlichen Rückgang der Verkaufszahlen. Wurden vor Corona noch rund 20.000 Augustin-Zeitungen pro Monat verkauft, waren es zuletzt um rund 4.000 weniger, heißt es in einem ORF-Beitrag. Der Trend sei international zu sehen. Auch bei vergleichbaren Zeitungen in den USA oder Australien seien die Verkaufszahlen deutlich zurückgegangen.
Der deutliche Käuferschwund soll auf die aktuelle Teuerungskrise zurückzuführen sein. Viele Menschen würden genauer hinschauen, wofür sie ihr Geld ausgeben. Man hat bereits auf die sinkenden Verkaufszahlen reagiert und ist auf Sparkurs. So mussten etwa TV- und der Radio-Kanal aufgegeben werden. Auch wurden die Sozialarbeiter-Stunden reduziert und diverse Projekte auf Eis gelegt, so eine Sprecherin der Straßenzeitung gegenüber dem ORF.
Im kommenden Jahr will der Verlag neue Wege gehen, um zusätzliche finanzielle Mittel zu generieren. So setzt man ab Februar auf Fundraising. Offen dagegen ist, ob es mit dem neuen Presseförderungs-Gesetz künftig vielleicht auch Geld für den „Augustin“ gibt. Das Gesetz ist derzeit in Begutachtung. Derzeit gibt es noch eine entscheidende Hürde für ein kleines Medium wie den "Augustin". So kämen für die Förderung nur jene Medien in Frage, die mindestens drei vollzeitangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben – das ist beim "Augustin" aktuell nicht der Fall.
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