Südtiroler Platz
Volksschüler demonstriert für sicheren Gürtel-Radweg
Am 24. Juni ruft der zehnjährige Volksschüler Jonathan erneut zu einer Raddemo auf. Gefahren wird von der Sonnwendgasse bis zur Waltergasse, wohin der Favoritner jeden Tag zu seiner Wiedner Volksschule radelt. Das Problem: es liegen viele Gefahrenstellen für Fahrradfahrerinnen und -fahrer auf dem Weg.
WIEN/WIEDEN/FAVORITEN. Zehn Minuten lang radeln der zehnjährige Favoritner Jonathan und sein jüngerer Bruder Clemens jeden Morgen zu ihrer Wiedner Volksschule in der Waltergasse 16. Ein gefährliches Unterfangen, wie sie aus Erfahrung wissen.
Daher hat Jonathan am 10. Juni eine Raddemo mit 50 bis 60 Teilnehmern organisiert - 20 davon waren Kinder. Eine zweite Demo folgt am 24. Juni um 7.10 Uhr in der Sonnwendgasse Ecke Gudrunstraße. Die BezirksZeitung hat Jonathan für einen Lokalaugenschein auf seinem Schulweg begleitet.
Schlechte Sichtbeziehungen
Der Weg beginnt für die Kinder jeden Morgen in der Sonnwendgasse. Das ist noch der einfachere Weg der Route. Denn entlang der Sonnwendgasse in Richtung Hauptbahnhof gibt es einen baulich getrennten Weg für Radfahrerinnen - und fahrer auf beiden Seiten der Fahrbahn. Nur bei Zebrastreifen für Fußgängerinnen und Fußgänger hört der Weg kurz auf, um stattdessen in weiße Bodenmarkierungen überzugehen.
Die gefährlichsten Stellen vor dem Südtiroler Platz sind die, wo die Sonnwendgasse eimal die Gertrude-Fröhlich-Sandner-Gasse und dann den Hauptbahnhof kreuzt. Bei beiden gibt es das gleiche Problem. "Der Radweg ist hier nicht ersichtlich und viele Autofahrer wissen nicht, dass es auch eine Ampel für Radfahrer gibt. Wenn es dann auf allen Seiten grün wird, kann das schon ein Problem werden", erzählt Iris. Sie ist die Mutter von Isidor, einem Freund von Jonathan und Clemens, der ebenfalls regelmäßig mit dem Fahrrad in die Schule fährt.
"Die Rechtseinbieger kommen dann auf den Radweg rein. Da wird es oft knapp für uns Radfahrer", sagt auch Jonathan. Deswegen würden sich laut Iris einige Radler gar nicht trauen, diesen Weg zu nehmen.
Bushaltestelle auf Radweg
Gleich neben dem Hauptbahnhof gibt es eine Unterführung unter den Gleisen, in welcher der Radweg zum Südtiroler Platz weitergeht. Das Problem ist jedoch, dass ein Bus hier seine Haltestelle hat. "Wir müssen den immer umfahren", erklärt Clemens.
Da die Busfahrerinnen und -fahrer hier Pause machen, wissen die Radlerinnen und Radler nie, wann diese wieder losfahren und müssen sie beim Umfahren ständig im Auge behalten.
Unübersichtliches Ampelsystem
Richtig brenzlig wird es dann beim Gürtel, über den die Burschen und ihre Freunde auf die Wieden kommen. "Zuerst müssen wir schnell über die Straßenbahnschienen fahren, um zum Fahrradweg zu kommen", führt Jonathan fort.
Dann teilt sich der Radweg in mehrere Inseln mitten im Autoverkehr. Doch nicht nur Radlerinnen und Radler benutzen diesen Weg, sondern auch Fußgängerinnen und Fußgänger. "Die Ampelschaltung für die Fußgänger ist hier so unkoordiniert, dass man ewig warten muss. Es gibt vier aufeinanderfolgende Zebrastreifen mit Ampel. Wenn man beim ersten bei Rot steht, werden plötzlich die zweite und dritte Ampel grün. Man muss sich also beeilen, um über die Straße zu kommen, sobald die erste auch irgendwann grün wird", erklärt Elisabeth, die Mutter der Burschen.
Zu enge Straße
Auch der Gegenverkehr der Autos stellt die Radlerinnen und Radler vor Probleme. Auf der anderen Seite fahren wiederum die Fernbusse nach rechts in den Busbahnhof direkt auf dem Fahrradstreifen. Hier wurde Jonathan fast überfahren. "Es wäre gut, wenn es eine bessere Querung für alle Verkehrsteilnehmer außer Autos gibt", sagt Elisabeth.
Vom Gürtel geht es dann weiter über den Südtiroler Platz zur Graf-Starhemberg-Gasse. Hier endet der Radweg und die Kinder müssen stattdessen auf der Straße mit den Autos fahren. "Man muss ständig Abstand zu den schräg parkenden Autos halten, weil man nicht sieht, ob das Auto vor dir rausfahren will", so Jonathan. "Gleichzeitig gibt es hinter dir Autos, die vorbei fahren wollen."
Der Weg zurück gegen die Einbahn ist noch gefährlicher, weil die Radlerinnen und Radler dann an den eng entgegenkommenden Autos vorbeimüssen. Wenn die Autos längsparken würden, so zeigt sich Elisabeth überzeugt, gebe es mehr Platz für alle Verkehrsteilnehmer.
Politiker gesprächsbereit
Was sich Jonathan und seine Freunde sich noch wünschen? Mehr Radbügel vor ihrer Volksschule. Denn momentan gibt es nicht genug und viele der Schülerinnen und Schüler stellen ihre Räder oder Roller beispielsweise an Verkehrszeichen oder den Zäunen von öffentlichen Pflanzenbeeten ab.
Was sagt nun die Politik zu den Forderungen? "An uns hat sich bisher noch niemand gewendet", sagt Gerhard Blöschl (SPÖ), Vorsitzender der Mobilitätskommission in Favoriten: "Ich werde dieses Thema aber in der nächsten Mobilitätskommission an die zuständige Fachabteilung MA 46 herantragen."
Auch Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ) weiß, wie kompliziert der Verkehr am Südtiroler Platz ist. Jedoch weist sie auch darauf hin, dass es in den angrenzenden Straßen noch ein Angebot gibt, den man nutzen kann. "Ich weiß, dass es welche unten in der Graf-Starhemberg-Gasse gibt, die kaum benutzt werden", so Halbwidl.
Aber sie sei auch offen für Anregungen, was man beim Radweg besser machen kann und schlägt vor, dass sich die zuständige Magistratsstelle sich die Ampelanlage am Südtiroler Platz genauer anschauen kann. "Ich treffe mich gerne mit den Betroffenen, um zu sehen, was man gemeinsam machen kann", so Halbwidl.
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