17. September 2015: Einmal mit scharf und Luft nach oben, bitte
Was war eigentlich zuerst da? Die Henne oder das Ei? Ähnlich knifflig verhält es sich bei den diesjährigen Wahlgeschenken. Denn auch hier stellt sich die Frage, was zuerst da war: Die Idee, welche Geschenke man heuer verteilt - oder die dazu passenden schlechten Wortspiele.
So könnte es es sich, rein hypothetisch natürlich, innerhalb der Parteien abgespielt haben:
Bei der SPÖ war der Spruch richtungsweisend. Die Roten haben sich im Vorhinein auf „Scharf auf Wien“ geeinigt. Ein bissl fad - im Grunde passend zum bisherigen Wahlkampf. Zum genre-typischen Wahlgeschenke-Wortspiel wird der grundsolide Spruch erst durch die Verpackung, auf die er gedruckt ist: Drin sind nämlich Chiliflocken.
Die FPÖ hingegen hat sich zuerst Gedanken darüber gemacht, welches Geschenk sie gerne unters Volk bringen wollen. Gewonnen haben unter anderem Hundehalstücher. An sich eine schöne Idee. Aber wie positioniert man sich thematisch? Nachdem das Ausländerthema gerade ein bisschen weniger gut geht, weil die Solidaritätswelle mit den Flüchtlingen nach wie vor anhält, hatten die Blauen hinsichtlich ihrer ansonsten eingeschränkten Themenvielfalt, nur eine Wahl: Strache höchstpersönlich muss mit dem Hundehalstuch in Verbindung gebracht werden. Keine leichte Aufgabe, gemeinsam mit dem Ahnherren aller schlechten Wortspiele aber durchaus schaffbar. Ergebnis: “Ich finde HC ‘wau’”.
Nach dem Slogan „Saubere Umwelt. Saubere Politik“ von der Nationalratswahl 2013, wollten die Grünen ihrem Saubermann-Image mit dem Spruch „Wir bleiben sauber“ auch heuer weiterhin treu bleiben. Aber welches Wahlgeschenk eignet sich dazu diese Message bestmöglich zu transportieren? Tja, es wären ja nicht die Grünen, wenn man nicht irgendwie den Öko-Twist zum Radlfahren schaffen würde. Denn geworden sind es schlussendlich Fahrradsattelschoner.
Bei der ÖVP liegt der Schluss nahe, dass wiederum zuerst die Wahlgeschenke ausgesucht worden sind. Aber was druckt man auf Post-its? Wenn die eigenen Themen - Bildung, Arbeitsplätze, Autofahrer - sich nicht eignen, um damit die Klebezettel aufzuwerten, bleibt immer noch die gute, alte Kunst des Auf-die-anderen-Parteien-Losgehens. "Denkzettel für Rot-Grün" ist es schließlich geworden. Die SPÖ scheint überhaupt den Wahlkampf der ÖVP zu beeinflussen: Die "Wahlzuckerl"der Schwarzen sind nämlich rote Gummiherzen.
Last but not least: Die Neos wünschen sich laut ihrer Wahlplakate „Eine echte Veränderung für Wien“. Aber wie überträgt man diesen Gedanken auf ein Werbegeschenk? Mal überlegen. Echte Veränderung erreicht man durch frischen Wind. Auch noch nicht so gut für ein Werbegeschenk. Aber frischer Wind ist ja irgendwie auch Luft. Und „Luft für Veränderung“ würde ausgezeichnet auf die schon vorbestellten Wasserbälle passen. Da macht es auch gar nichts, dass „Luft für Veränderung“ überhaupt keine gängige Redewendung ist. Wird schon keiner merken. "Luft nach oben" wär vielleicht passender gewesen.
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