Wirbel in Wien
Fiaker offen für Volksbefragung über ihre Zukunft
Eine Volksbefragung über die Zukunft der Fiaker? Ja - wenn es nach den Fiakerbetreibern geht: Das erklärte nun Fiaker Wolfgang Fasching in einer Fernsehdiskussion.
WIEN. Die Diskussion poppte rechtzeitig zu den ersten heißen Tagen des Jahres Mitte Mai auf: „Zunächst stellt sich die Frage abseits von Hitze, ob der Einsatz von Fiakern in einer Großstadt überhaupt noch zeitgemäß ist. Ich halte das für ein bisschen aus der Zeit gefallen“, erklärte Tierschutzminister Johannes Rauch (Grüne) damals im Fernsehen. Nun zeigte sich der Fiakerbetreiber Wolfgang Fasching offen für eine Volksbefragung.
Die Wiener Wirtschaftskammer reagierte auf die Aussagen des Tierschutzministers im Mai prompt mit Empörung, weil "wissenschaftliche Fakten außer acht gelassen" würden. "Populistische Aussagen sind absolut fehl am Platz, wenn es um die Existenz einer ganzen Branche geht“, erklärte Davor Sertic, Spartenobmann Transport und Verkehr, und lud zu einem Runden Tisch.
"Auch Menschen leiden unter Hitze"
Die Gewerkschaft PRO-GE nutzte die Gelegenheit, um auf das Leiden der (menschlichen) Arbeitnehmer - etwa auf Baustellen oder im Gastgewerbe - hinzuweisen. "Es ist zu begrüßen, dass sich Sozial- und Tierschutzminister Rauch um das Wohl der Fiaker-Pferde sorgt. Ebenso erfreulich wäre es, wenn vonseiten der Bundesregierung das gleiche Engagement in Bezug auf ArbeitnehmerInnen, die in der Hitze arbeiten müssen, an den Tag gelegt wird“, so Alois Stöger, Leitender Sekretär der Produktionsgewerkschaft.
Als es zwischenzeitlich zu einem Fiaker-Unfall kam - Fiakerpferde rannten samt führerloser Kutsche von der Beatrixgasse bis zum Ring -, forderte der Verein gegen Tierfabriken (VGT) ein sofortiges Verbot, während Tierschutz Austria angeführt von Madeleine Petrovic eine Petition gegen Fiaker in der Innenstadt startete: „Das derzeit geltende Fahrverbot ab 35 Grad ist zu wenig und muss strenger kontrolliert werden", erklärte Petrovic und forderte die Stadt Wien auf zu gewährleisten, dass "die Fiakerpferde nicht unnötig leiden müssen."
Volksbefragung über Fiaker?
Mehr oder weniger ins selbe Horn stößt nun die Bürgerinitiative "oekoreich" von Sebastian Bohrn-Mena und fordert eine Volksbefragung über die Fiaker. "Was bei Fußgängerzonen geht, muss doch auch möglich sein, wenn es um das Wohl oder Elend von fühlenden Wesen geht. Fragen wir doch einfach die Wienerinnen und Wiener, ob der Tierschutz in Wien in diesem Bereich wirklich gelebt werden soll oder nicht", regte der einstige Initiator des Tierschutzvolksbegehrens und nunmehrige Sprecher von oekoreich an.
Anlass war eine Fernsehdiskussion auf oe24tv, in der Fiaker-Betreiber Wolfgang Fasching auf Bohrn-Menas Frage, ob die seine Berufsgruppe für eine Volksbefragung offen sei, mit "ja" antwortete. Sollten die Wiener eine Abschaffung befürworten, würden die Fiaker dies auch akzeptieren. Bohrn-Mena fordert nun den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig auf, eine entsprechende Befragung vorzubereiten.
Roman Reissig, Fachgruppengeschäftsführer des Beförderungsgewerbes mit Personenkraftwagen in der Wirtschaftskammer Wien, erneuert hingegen die Forderung nach einem "Runden Tisch mit Politikern und Experten. Wir sollten weg von emotionalen Diskussionen und uns nur auf wissenschaftliche Fakten konzentrieren."
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