Great Talents der Kammermusik
Das „Simply Quartet“ im Wiener Konzerthaus
Wien - Das Wiener Konzerthaus bietet im Zyklus „Great Talent“ jungen Musikern die Chance ihr Können zu zeigen. Am Samstag 20. Jänner 2024 spielte das „Simply Quartet“ im Bereich Kammermusik Haydn, Schumann und Dvorak. Die Musikergruppe wurde in Shanghai gegründet und übersiedelte nach Wien, um sich hier intensiv mit dem Quartettspiel auseinanderzusetzen. Auch wollte man unter Anleitung von Professoren der Wiener Musikuniversität (mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst) Haydns Kompositionen näherkommen, was sie an diesem Abend mit dem Streichquartett in G-Dur zeigten. Es entstand 1799 und war Haydns vorletztes vollendetes Streichquartett. Die Entstehung fiel in die Zeit, als „Die Schöpfung“ uraufgeführt und das Oratorium „Die vier Jahreszeiten“ begonnen wurde. Haydns Schöpfungszeit ging dem Ende zu. Er litt unter Depressionen. In diesen seinen letzten Werken fand er wieder zur Einfachheit zurück, aber auch dabei experimentierte er noch wie ein Junger.
Anschließend gab man Robert Schumanns „Streichquartett in A-Moll, das er seinem Vorbild Felix Mendelsohn Bartholdy gewidmet hatte. Es entstand 1842, einem Jahr, in dem er fast ausschließlich Kammermusikalisches komponierte. Schumann hatte zwar schon in den vorangegangenen Jahren Streichquartette komponiert, sie blieben aber unveröffentlicht oder fragmentarisch erhalten. In diesem Schaffensjahr hatte er speziell Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart studiert, was sich in seinen Arbeiten, wie diesem Streichquartett in A-Moll, niederschlug. In der Einleitung nahm er aber auch einen direkten Bezug zu Ludwig van Beethovens Streichquartett op. 132. Auch Clara Schumann war begeistert, als sie schrieb „Das war ein großes Entzücken für mich . … Ich kann über die Quartette Nichts sagen, als dass sie mich entzücken bis in´s Kleinste. Da ist Alles neu, dabei klar, fein durchgearbeitet und immer quartettmäßig.“ Sie bekam dieses Streichquartett zu ihrem 23. Geburtstag geschenkt. Die jungen Musiker gaben es mit derselben Intensität wieder, wie wahrscheinlich 1842, als es Clara Schumann vorgetragen wurde.
Nach der Pause dann das Klavierquintett in A-Dur von Antonin Dvorak, zu dem man den Wiener Pianisten Stefan Mendl hinzugezogen hat. Mendl hatte bei Professor Manfred Wagner Arzt und Alexander Jenner Unterricht bekommen. Er war Solist im In- und Ausland und spielte in verschiedenen Trios, wie etwa dem Haydn-Trio. Mit dem „Wiener Klaviertrio“ hatte er im Konzerthaus über viele Jahre einen eigenen Zyklus. Seit 2015 unterrichtet er an der Wiener Musikuniversität Klavierkammermusik.
Das vorgetragene Klavierquintett ist eines der populärsten Werke Dvoraks, das melodienreich ist und eine positive und freudige Musik wiedergibt – so wie Dvorak selbst als Person war.
Das Publikum quittierte mit heftigem Applaus, sodass es zu einer Zugabe von Brahms kam.
Es ist gut und wichtig, dass das Wiener Konzerthaus mit dem Zyklus „Great Talent“ junge Musiker auf die Bühne bringt. Nicht Nachwuchsmusiker, sondern reife, aber junge Musiker.
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