Glaube / Religion / Psychotherapie
Kirche und Homosexualität / Trans*Identität – Teil 2

Die Religionen, Kirchen und Freikirchen tun sich schwer mit Homosexualität, Bisexualität und Trans*Identitäten (Menschen, die transgender, transident, transsexuell, nicht binär, genderfluid, polygender sind).

Ja, ich weiß als ehemaliger Theologie-Student, dass u.a. im 3. Mosebuch, im Buch Leviticus und im Römerbrief Homosexualität verboten wird.
Als Psychotherapeut bin ich allerdings den Bedürfnissen der Menschen verpflichtet. Jedes darüber Hinweggehen ist eine Ideologie und ein massiver Zwang und somit schwere psychische Gewalt. Zudem ist es immer schwerer psychischer Missbrauch an Kindern, Jugendlichen und Menschen, wenn wir ihnen ihre Gefühle ideologisch ausreden und ihnen eintrichtern, dass ihre Bedürfnisse und Emotionen falsch seien. Es handelt sich dabei nicht nur um eine Gehirnwäsche, sondern viel mehr um eine Gefühlswäsche.

Derartige Übergriffe sind schädlich, giftig für die Psyche, mitunter sogar traumatisierend und können Mensch depressiv oder suizidal werden lassen, besonders dann, wenn diese religiös-toxischen Normen und Botschaften von den Eltern, von geliebten Vertrauenspersonen oder der Peer-Group kommen. Kinder und Jugendliche verinnerlichen dann, dass sie sich verbiegen oder falsche, aufgesetzte Gefühle vortäuschen müssen (dieses Phänomen bezeichnet man in der Psychotherapie als „hysterisch“ oder „histrionisch“), und dass sie nur geliebt werden, wenn sie ihre authentischen Bedürfnisse und Gefühle unterdrücken und vorgeben etwas zu sein, was sie nicht sind. Sie lernen zudem, dass ihre Gefühle und Bedürfnisse falsch seien.
Es entsteht dann ein falsches Selbst. Die betroffenen Personen fühlen ihre ureigenen Emotionen und Bedürfnisse gar nicht mehr und spalten sie mithilfe diverser Abwehrmechanismen ab. Spüre ich kurz mein Bedürfnis oder gehe ihm sogar nach, kann das schwerste Ängste und Schuldgefühle auslösen bis hin zum Versündigungswahn. Das Abspalten von Bedürfnissen kostet selbstredend enorm viel Kraft und Energie. Dies hat zur Folge, dass die Opfer von religiöser-psychischer Gewalt depressiv werden, psychosomatisch erkranken, ein schlechteres Immunsystem bekommen, unter Angst und Panikstörungen leiden, Substanzen missbrauchen oder süchtig werden. Auch Traumafolgestörungen, Psychosen und Suizidalität können auftreten.
Zudem werden die Opfer selbst umso anfälliger für Ideologien, radikale Weltbilder und Schwarz-Weiß-Denken. Sie geben ihre Kränkungen, Verletzungen und Traumatisierungen an andere weiter und werden nicht selten selbst zu Täter*innen.

Das Gewissen in der Psychotherapie: die PERSON

In der Psychotherapieschule der Logotherapie und Existenzanalyse sprechen wir von der PERSON, der inneren Stimmigkeit, dem Gewissen, wenn wir unseren Handlungen und Verhaltensweisen mit ganzem Herzen zustimmen können. Es stimmt dann im tiefsten Innersten, wir schwingen mit uns selbst mit und geben uns ein inneres „Ja!“. Die Person (bzw. das Gewissen) ist auch vernünftig, anleitend, wertschätzen, mitfühlend und liebend. Sie gibt mir Kraft, schiebt mich an, durchdringt mich, ist oft ein innerer Widerpart zu äußeren Schwierigkeiten (etwa Homophobie, Trans*Phobie), ist immer im Dialog mit mir und führt mich zum inneren Erleben: „Das bin wirklich ich.“
In anderen Psychotherapierichtungen gibt es das Bild vom inneren „Wissen“ oder der „Inneren Weisheit“, die zu uns sprechen und wissen, was uns gut tut.

Die Person sagt, was für mich jetzt das jeweils Richtige ist. Dabei spricht das Gewissen bzw. die Person oft viel subtiler und leiser zu mir als es etwa das Über-Ich tut, das mich mitunter mit schweren Schuldgefühlen malträtiert, wenn ich gegen soziale Normen verstoße. Ich muss dann in mich sorgfältig hineinspüren: So kann ich etwa Schuldgefühle empfinden, wenn ich masturbiere (Über-Ich, Verstoß gegen religiöse Normen), obwohl mein Gewissen (die Person) zu mir ganz leise spricht, dass Selbstbefriedigung für mich gut und stimmig ist und ich mich selbst verfehlen würde, wenn ich diese Seite meiner Sexualität nicht ausleben würde. Ich könnte dies dann eines Tages bereuen.

Fragen, die mir helfen können, mit meiner Person bzw. meinem Gewissen in einen Dialog zu treten, können etwa sein:

- Wenn Du morgen aufwachst und es ist ein Wunder geschehen, wie würdest Du deine sexuelle Orientierung bzw. deine Identität leben?

- Was würdest Du dann körperlich spüren (im Muskeltonus, in und auf der Haut, in der Atmung)?

- Welche Emotionen würden in Dir hochkommen?

- Was würdest Du dann anders machen?

- Wie würdest Du leben, wenn Dich alle Menschen unterstützen würden?

- Was würde ich tun, wenn ich mehr Mut hätte?

- Wenn ich alt wäre, wie müsste ich gelebt haben, um es nicht zu bereuen? Was dürfte dann nicht zu kurz gekommen sein? Was könnte ich bereuen?

- Wie würden andere Menschen es bemerken, dass Du auf einmal authentisch Deine Sexualität bzw. Trans*Identität auslebst?

- Wie würde so ein Tag aussehen, an dem Du ganz authentisch Deine Orientierung bzw. Trans*Identität leben könntest?

- Gibt es jetzt schon Möglichkeiten, mehr und authentischer Deine Sexualität/Identität auszuleben?

- Was wären erste, ganz kleine Schritte in die richtige Richtung?

LGBTs (lesbische Frauen, schwule Männer, bisexuelle Menschen, trans*Personen) erleben sich auf körperlicher Ebene auf einmal wie befreit, also weicher, freier, gelöster, fließender, wenn sie authentisch ihre sexuelle Orientierung oder Trans*Identität ausleben können. Die Atmung wird mitunter tiefer und langsamer (Zwerchfellatmung, Bauchatmung), die Muskeln lockern und entspannen sich. Auf emotionaler Ebene spüren LGBTs Emotionen wie Glück, Freude, Erleichterung, Zuversicht, Hoffnung, Selbstbewusstsein, Selbstachtung, Liebe und Selbstbewusstsein.
Hingegen fühlen sich LGBTs, die ihre Identität bzw. sexuelle Orientierung unterdrücken müssen, bedrückt. Enge, innere Verhärtungen der Organe und der Tiefenmuskulatur, Stresssymptome, Verspannungen im Hals und Nacken, Migräne, ein erhöhter Puls, Muskelverspannungen, Druckgefühle und Anspannungen machen sich körperlich bemerkbar. Die Atmung wird gepresster und flacher. Emotionen wie Angst, Verzweiflung, Selbsthass, Ekel vor sich selbst, Hoffnungslosigkeit, Wut und Trauer können sich einstellen.

Das Richtige, Authentische, Gewissenhafte und Personale zu leben ist dennoch oft schwierig. So kann ich z.B. Widerstände oder Diskriminierung erleben, wenn ich offen als LGBT lebe, obwohl es im Tiefsten Innersten für mich stimmt. Ich bin mir dann selbst treu, gehe mit mir selbst gut um und lebe innerlich frei, erlebe aber dennoch psychische Gewalt und Diskriminierungen vonseiten der Gesellschaft, dem Außen. Normen müssen sich immer hinterfragen und mir Raum lassen für mein personales Spüren, für mein Gewissen. Ansonsten sind sie starr, leblos und tot, etwa dann, wenn mit alten Bibelzitaten gegen Homosexualität gewettert wird.

Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)

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