Sexuelle Belästigungen
Mehrere Vorwürfe gegen Wiener Fechttrainer
Laut einem Bericht soll der sportliche Leiter eines Wiener Fechtvereins mindestens eine Sportlerin sexuell belästigt haben. Das Opfer zeigte den Mann an und soll aus dem Verein rausgeworfen worden sein. MeinBezirk.at wurde ein Disziplinarverfahren gegen den Lehrer bestätigt, das Ergebnis will man nicht öffentlich preisgeben.
WIEN. Die Mädchen seien selbst schuld, wenn sie kurze Röcke anhaben - so oder ähnlich rechtfertige wohl ein Mitglied eines Wiener Fechtvereins das Verhalten seines Kollegen und Trainers, gegen den es Vorwürfe der sexuellen Belästigung gibt. Die Rede ist von einem Verein, dessen Trainer laut einem "Falter"-Bericht Mädchen im Fechtunterricht belästigt haben soll.
Im Sommer vergangenen Jahres soll bei einem Fechtturnier der Trainer ihr zum wiederholten Mal den Arm um die Hüfte gelegt und sie ungefragt zu sich gezogen haben. Am Abend sprach sie dann mit anderen Sportlerinnen und die Mädchen erzählten, dass sie seit Jahren schlimmere Dinge gewohnt seien, der Trainer komme regelmäßig in die Umkleide. "Die waren noch keine 15. Da ist mir total schlecht geworden", wird das nicht genannte Opfer vom "Falter" zitiert. Auch andere Mädchen berichten über Berührungen und sexuelle Anspielungen, einmal habe ein Trainer 2021 gefragt, ob die Fechterinnen Vibratoren besitzen und benutzen.
Die heute 25-Jährige beschloss, die Übergriffe zu melden. Sie hatte mehr als drei Jahre Berührungen am Gesäß und sexualisierte Kommentare erfahren. Zuerst meldete sie die Vorwürfe dem nicht genannten Verein, rief dann den Frauennotruf und die Mädchenberatung an. Am Ende ging sie zur neu gegründeten Vertrauensstelle "Vera", die vom Bundesministerium für Kunst, Kultur und Sport gegründet wurde. Sie erstattete auch Anzeige und meldete sich bei dem Dachverband des Fechtklubs.
Aus Verein rausgeworfen
Das Ergebnis: Sie und ihr Freund wurden nach einem halben Jahr aus dem Verein rausgeworfen. Laut dem Bericht handelt es sich bei dem Trainer um eine österreichische Koryphäe im Fechtsport, der mehrmals zu den Olympischen Spielen fuhr und einen internationalen Titel gewann. Er bezeichnet die Vorwürfe als "unrichtig": "Ich werde anwaltliche Hilfe einholen und mich gegen die unberechtigten Vorwürfe mit den gebotenen Mitteln zur Wehr setzen".
Der Präsident des Vereins wollte Konsequenzen ziehen, doch ein anderer Vorstandsmitglied stärkte dem beschuldigten Trainer den Rücken, sodass schließlich der Vorstand neu gewählt werden musste. Bei einer Mitgliederversammlung im vergangenen Sommer wurde die Frau des Trainers als Vize- und eine gute Bekannte als Präsidentin bestimmt - beide sind laut dem Bericht keine Fechterinnen.
Bei einer Sitzung warf der Verein der betroffenen Frau vor, weibliche Clubmitglieder dazu gedrängt zu haben, gegen den sportlichen Leiter auszusagen und ihr Freund habe an "externen Orten" gegenüber clubfremden Personen "schlecht über den Club geredet".
Österreichischer Fechtverband: "Null Toleranz!"
Zurück zur Anzeige: Gemeinsam mit "Vera" kontaktierte das Opfer die Gender-Beauftragte des Dachverbands des Fechtclubs im Februar. Nach einem halben Jahr kam es zu einem Disziplinarverfahren. Es soll zur Entscheidung gekommen sein. Jedoch habe das Verfahren nicht öffentlich stattgefunden, weshalb man auch keine Auskunft geben kann.
Das bestätigte der Österreichische Fechtverband (ÖFV) gegenüber MeinBezirk.at. "Leider" kann man keine Auskunft über den Ausgang und die weiteren Schritte geben. "Es wurde eine Disziplinarkommission gebildet und ein Verfahren eröffnet, um den Sachverhalt zu klären. Wir haben eine Verantwortung unseren Mitgliedern gegenüber, dulden hier keine Missstände und haben null Toleranz!", heißt es. Die Anschuldigungen, die den Verband erreichen, nimmt man "natürlich ernst".
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