Warnstreik
Fahrradboten und Essenszusteller legen ihre Arbeit in Wien nieder
Die Lohnverhandlungen zwischen Arbeitgebern und Fahrradkurieren stocken weiterhin. Die Essenslieferanten legen jetzt ihre Arbeit nieder. Es fehle an "Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber", begründet die Gewerkschaft der Kuriere.
WIEN. Ein, zweimal Wischen, ein Klick und kurz darauf steht das Essen vor der Tür. Fahrradkuriere von Foodora und Co. beliefern täglich unzählige Wienerinnen und Wiener. Gut 4.000 Fahrradbotinnen und -boten sind auf Österreichs Straßen unterwegs, der Großteil von ihnen in Wien. Doch am Donnerstag, 7. März, müssen viele hungrig auf ihre Bestellung warten.
Denn wie der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) mitteilt, gehen die Fahrradboten in einen Warnstreik. Grund dafür sind die aktuell laufenden Kollektivvertragsverhandlungen für die Radkuriere. Es handle sich dabei um "gezielte zweistündige Warnstreiks in Wien sowie in den Landeshauptstädten Graz, Innsbruck und Klagenfurt". Zwischen 13 und 16 Uhr sollen Beschäftige und ihre Räder stillstehen.
"Fehlende Kompromissbereitschaft"
Hintergrund des Streiks: Vier Verhandlungsrunden gab es bereits, die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Lohnerhöhung von 5,8 Prozent angeboten. Gefordert werden von der Gewerkschaft Vida jedoch 8,7 Prozent, was die Inflation abdecken solle. Bereits in den vergangenen Wochen gab es Betriebsversammlungen, die überwiegende Mehrheit der Beschäftigten habe sich dabei für den Arbeitskampf ausgesprochen. Am vergangenen Montag folgte der einstimmige Beschluss zum Streik von den Betriebsräten bei einer Konferenz, der ÖGB hat jetzt die Streikfreigabe erteilt.
"Die fehlende Kompromissbereitschaft der Arbeitgeber hat uns und den Beschäftigten keine andere Wahl gelassen", erklärt Toni Pravdic, KV-Verhandlungsleiter von Vida. "Wenn wir hier von Lohnerhöhungen sprechen, dann reden wir von Beschäftigten in einer Niedrigentlohner-Branche, in der die Arbeitgeber den Beschäftigten bei 1.730 Euro brutto im Monat für 40 Stunden pro Woche keine Teuerungsabgeltung gönnen wollen", kritisiert Pravdic.
Weitere Streiks möglich
"Das drückt natürlich auf die Motivation der Beschäftigten, die mit ihren Nettolöhnen derzeit knapp an der aktuellen Armutsgrenze liegen", ergänzt Fabian Warzilek, Betriebsratsvorsitzender bei Lieferando. Die Arbeitnehmer müssten bei jedem Wetter und mit hoher körperlicher Anstrengung ihre Arbeit verrichten, die Leistung würde sich einfach nicht Lohnen.
Auch weitere Streikmaßnahmen schließt Pravdic von Vida nicht aus: "Sollten die Arbeitgeber ihr Gewissen noch erforschen und an den Verhandlungstisch zurückkehren wollen, wir sind jederzeit verhandlungsbereit. Falls nicht, kann eine Fortsetzung bzw. Ausweitung der Arbeitskampfmaßnahmen nicht ausgeschlossen werden." Die Stimmung in den Belegschaften sei jedoch "längst am Überkochen", warnt Pravdic.
Streiks vor Lieferando-Hauptquartier
Während der Arbeitsniederlegung wird es auch eine Streikkundgebung der Boten sowie der Gewerkschaft geben. Diese wird ebenso zwischen 13 und 15 Uhr stattfinden. Als passenden Ort hat man sich das Hauptquartier von Lieferando in der Kolingasse 12/1a (Alsergrund) ausgesucht.
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