70 Jahre danach – Zwettl erinnert sich
So bleibt Geschichte lebendig: Museumsfest zum Saisonauftakt im Stadtmuseum
ZWETTL(ms). Der Gauleiter von Niederdonau, Hugo Jury, wählte in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1945 im Haus Gerungser Straße 10 den Freitod. Am Morgen des 9. Mai rückten die ersten Soldaten der Roten Armee in Zwettl ein. Wer weiß noch, wie Zwettl um diese Zeit im Kern ausgesehen hat? Josef Hofbauer hat das alles Schwarz auf Weiß in Bildern gesammelt. Nun lässt er die Bevölkerung ein wenig hineinblicken in das alte Zwettl, wenn das Stadtmuseum besonders schöne und vor allem seltene, gar einzigartige Ansichtskarten in der Sonderschau „Vor 70 Jahren: Zwettl um 1945“ zeigt. Stadtrat Erich Stern eröffnete am 1. Mai die brandaktuelle Sonderpräsentation zum Ende des Zweiten Weltkrieges und würdigte die Arbeit von Kurator Friedel Moll, Obmann Reinhard Gundacker und deren Mitstreiter im Museumverein. Heute werde das Kriegsende als Befreiung gesehen, aber in den vielen Originaldokumenten und Objekten, die die Schau ergänzen, wird die Unsicherheit und Not von damals deutlich. Überfälle, Einbrüche, Diebstähle, Vergewaltigungen, Selbstjustiz: Gewalt war zum Alltag geworden. Die Besucher des Museumsfestes – etwa Brigadier i.R. Franz Teszar, Oberst i.R. Franz Ettmayer, Karl Fichtinger, Johnny Artner, Helmut Hahn – sind sicher, dass die neue Sonderausstellung viele Menschen anlocken wird.
Nachgeschenkt
Wieder ein Gedenkjahr - und was für eins!
2014 war das Jahr, in dem an den Ausbruch des 1. Weltkriegs erinnert wurde. 100 Jahre waren seit Sarajewo vergangen. Die Sonderausstellung „Patriotismus, Not und Elend – Zwettl im Ersten Weltkrieg“ wurde am 1. Mai wiedereröffnet, geht also heuer in die zweite Saison. Viel Lob und Anerkennung hat der Museumsverein dafür bekommen – auch von Schulen, Vereinen, bei Betriebsausflügen oder von anderen Museen. Für die Menschen von damals ist das große Interesse an der Sonderausstellung ein Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung. Und jetzt, 2015, gibt es eine zweite Sonderschau. Am 8. Mai ist es 70 Jahre her, dass der 2. Weltkrieg zu Ende ging, der mehr als 55 Millionen Meschen das Leben kostete – am Ende lag das Land in Trümmern. Und heute? Heute streiten wir über Europa, den Euro, die Kosten und darüber, wer was bezahlt und wer der große Gewinner ist. Es mag ja vieles unfertig sein in diesem Europa, aber immerhin: seit 1945, seit 70 Jahren, hat es keinen Krieg mehr gegeben. Allein das ist eine Sonderausstellung wert.
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