Dr. Johann Haider – ein stiller Macher und großer Waldviertler

Johann Haider und Andreas Maurer | Foto: Privatarchiv Friedrich Haider
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GROSS GERUNGS. Am 8. Oktober 2021 würde ein ganz großer Waldviertler seinen 100. Geburtstag feiern: Dr. Johann Haider. Aus diesem Anlass wird am 8. Oktober 2021 das Buch „Der stille Macher Johann Haider und seine Mission“ von Josef Kandlhofer und Guenther Steiner im Rathaussaal in Groß Gerungs präsentiert.
Johann Haider ist vor allem als Obmann der Bauernkrankenkasse und später der Sozialversicherungsanstalt der Bauern bekannt. Haider war einer der bedeutendsten Waldviertler Sozial- und Bauernpolitiker. 21 Jahre, von 1962 bis 1983, vertrat er seine Heimat im Nationalrat. Zwei Mal, von 1968 bis 1976 und von 1980 bis 1984 war Haider Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Groß Gerungs. Er war die maßgebliche Person für das Gelingen der Gemeindezusammenlegung zur Großgemeinde Groß Gerungs; neun Gemeinden wurden zu einer zusammengeschlossen. Haider war die herausragende politische Persönlichkeit in Groß Gerungs, deren Weitblick und Verbindungen und deren Visionen für die Gemeinde weiter reichten als die der Bürgermeister der neun Gemeinden.

Für Großgemeinde Zwettl eingesetzt

Auch für die Schaffung der Großgemeinde Zwettl, die am 1. Jänner 1971 entstand, setzte sich Johann Haider entscheidend ein.
Haider hatte den Bürgermeistersessel ursprünglich nicht angestrebt, er wollte jedoch die seiner Meinung nach nicht zielführende Zusammenlegung nur der Gemeinden Groß Gerungs und Hypolz verhindern. Im Mai 1968 trug man ihm das Bürgermeisteramt an. Nach dem überzeugenden Wahlsieg bei der Gemeinderatswahl am 24. November 1968, bei dem die ÖVP 19 der 23 Mandate errang, glaubte Haider, sich dem Vertrauensbeweis nicht verschließen zu können. Am 14. Dezember 1968 wurde Johann Haider zum Bürgermeister gewählt.
Eines der ersten Projekte von Haider war der Fertigbau der Hauptschule sowie der Bau eines Hallenbades mit Sauna. Der Hauptschulbau war auch ein wesentlicher Anstoß für die Gemeindezusammenlegung gewesen.

Infrastruktur-Ausbau

Vom Beginn an war es Bürgermeister Haider ein Anliegen, die Infrastruktur in der flächenmäßig großen Gemeinde zu verbessern. Straßenbau, Güterwege sowie eine Kanalisation wurden ebenso geschaffen wie der Ausbau der Ortsbeleuchtung und des Telefonnetzes. Haider kämpfte auch für den Erhalt des Bezirksgerichts in Groß Gerungs und für die Schmalspurbahn.
Ein großer Erfolg war die Ansiedelung der Bekleidungsfirma Respo, die Mitte der 1970er Jahre mehr als 200 Arbeitsplätze in Groß Gerungs schuf. Das große Projekt seiner zweiten Amtszeit war das Herz-Kreislauf-Zentrum in Groß Gerungs. Die Eröffnung des Hauses erfolgte am 1. Juli 1983. Heute ist das Herz-Kreislauf-Zentrum der wichtigste Betrieb in der Region und bietet 250 Menschen einen Arbeitsplatz. Eng mit dem Herz-Kreislauf-Zentrum hängt die Stadterhebung von Groß Gerungs zusammen. Für Johann Haider war die Erhebung zur Stadt auch die persönliche Krönung seiner Arbeit als Bürgermeister.
Geboren am 8. Oktober 1921 als vierter Sohn eines Kleinbauern in Oberrosenauerwald besuchte Haider das Stiftsgymnasium in Melk und war ursprünglich für den Priesterberuf bestimmt. Der Krieg – ab 1941 war Haider an der Front – und die Tatsache, dass er seine spätere Frau Maria kennenlernte und nach dem Krieg den elterlichen Betrieb mit dem Vater allein führen musste, haben diesen Berufsweg zerschlagen. Am 1. Oktober 1946 begann er im Niederösterreichischen Bauernbund zu arbeiten. Bauernbunddirektor Eduard Hartmann wurde sein Förderer und ermöglichte ihm auch das Studium der Rechtswissenschaft, das Haider 1951 in Rekordzeit abschloss.

Vielfältige Aufgaben im Bauernbund

Die Ortsgruppen im Waldviertel aufzubauen, war eine seiner ersten Aufgaben im Niederösterreichischen Bauernbund. Sehr bald war Haider aber auch mit Fragen der Sozialversicherung befasst. Im Dezember 1957 wurde das Landwirtschaftliche Zuschussrentenversicherungsgesetz beschlossen. Die Bauern erhielten dadurch einen bescheidenen Zuschuss zur traditionellen Altersversorgung, dem Ausgedinge. Schon im Februar 1958 hat Haider einen allgemeinverständlichen Kommentar zu diesem Gesetz verfasst.
1966 war ein Schlüsseljahr im Leben des Johann Haider. Im April wurde er quasi über Nacht Staatssekretär im Innenministerium in der Alleinregierung Josef Klaus. Weil es die Logik der Länder- und Bündeinteressen innerhalb der ÖVP so wollte, weil es sein Förderer Eduard Hartmann so wollte. Am 14. Oktober 1966 starb Landeshauptmann Eduard Hartmann. Johann Haider sollte sein Nachfolger werden. Er unterlag jedoch in einer Abstimmung im Niederösterreichischen Bauernbund Agrarlandesrat Andreas Maurer.
Mit der Regierungsumbildung im Jänner 1968 schied Haider als Staatssekretär aus. Nach Aussage seines Sohnes Hans war für Haider die Zeit als Staatssekretär nur eine Episode in seinem Leben.
Dies stellte jedoch die Weichen, dass sich Haider noch mehr auf sein Kerngebiet, die bäuerliche Sozialversicherung, konzentrierte. Im August 1965 wird er zum vorläufigen Verwalter, später zum Obmann der Krankenversicherungsanstalt der Bauern, die erst ab 1967 Bauernkrankenkasse hieß. Lange hatte Haider um eine gesetzliche Krankenversicherung für die Selbständigen in der Land- und Forstwirtschaft und ihre Familienangehörigen gekämpft, gegen große Widerstände, nicht zuletzt der Betroffenen selbst. Für Haider war die sogenannte „Hofversicherung“ ein besonderes Anliegen, also dass alle am Hof lebenden Menschen unter den Schutz der Krankenversicherung kamen.

Große politische Karriere

1974 erreichte Johann Haider ein nächstes großes Ziel: die Schaffung der Sozialversicherungsanstalt der Bauern, in der alle drei Zweige der Sozialversicherung (Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung) in einer Anstalt zusammengefasst wurden. Die Zeichen des Strukturwandels und die politischen Verhältnisse erkennend, hatte Haider mehr als ein Jahrzehnt für diesen eigenständigen Versicherungsträger für die Selbständigen in der Land- und Forstwirtschaft gekämpft. Möglich wurde er erst in der Alleinregierung Kreisky. Mit Bundeskanzler Dr. Bruno Kreisky verband Haider ein sehr gutes Verhältnis, über die Parteigrenzen Allianzen zu schmieden war eine der großen Fähigkeiten des Dr. Johann Haider. Die Umwandlung der Zuschussrenten in Pensionen und das Betriebshilfegesetz zählen ebenfalls zu den großen Erfolgen Dr. Johann Haiders.
Im Nationalrat setzte er sich vor allem für Fragen der Sozialversicherung und für seine Heimat, das Waldviertel ein. Haider kämpfte um den Erhalt der kleinen Bezirksgerichte und engagierte sich auch für Göpfritz an der Wild als Standort eines Teilchenbeschleunigers des CERN. Ab 1970 war er Obmann des Agrarklubs und damit stellvertretender Klubobmann der ÖVP. Nicht die laute Rede, sondern das sachliche Argument und die „Gangdiplomatie“ zählten zu seinen Stärken.
Dr. Johann Haider ist einer der „Säulenheiligen“ der bäuerlichen Sozialversicherung. Sein langjähriger Weggefährte Landtagspräsident a. D. Mag. Franz Romeder nannte ihn „einen der bedeutendsten, wenn nicht den bedeutendsten Abgeordneten des Waldviertels“. Johann Haider starb am 12. August 1997 im 76. Lebensjahr.
„Gründerzeit,… es war eine schöne Zeit“, schrieb Haider selbst in einem Aufsatz zum 25-Jahr-Jubiläum der Bauernkrankenversicherung. Er war zweifellos ein „Gründer“ und „Erbauer“, in der Gemeinde wie in der Sozialversicherung. Die Bedeutung seines Wirkens bleibt gerade vor den gegenwärtigen Entwicklungen umso mehr bestehen.

Johann Haider und Andreas Maurer | Foto: Privatarchiv Friedrich Haider
Portrait Johann Haider | Foto: Niederösterreichischer Bauernbund

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