Zu wenig oder zu viel Wasser
Von vernichtenden Dürren und auslöschenden Fluten.
(kuli). Das Wasser auf dem Planeten Erde ist ständig in einer Kreislaufbewegung begriffen. Es fällt als Niederschlag vom Himmel herab und verschwindet normaler Weise in der Erdkruste, um an bestimmten Orten, den Quellen, wieder zu Tage zu treten. Bäche werden zu Flüssen und Strömen, die ins Meer münden, von wo aus das Wasser wieder verdunstet und in den Himmel gelangt. Zwischendurch verweilt es in Lebewesen, die sich nur aufgrund der Besonderheiten dieser Chemikalie mit der Formel H2O entwickeln konnten. Die Sonne ist dabei die treibende Kraft.
Schon immer gab und gibt es auf der Erde Gegenden, in denen es viel regnet (z.B. äquatorialer Regenwald) oder wenig bis fast gar nicht (z.B. Atacama-Wüste). Und schon seit biblischer Zeit wird von Sintfluten und In-die-Wüste-geschickt-werden berichtet.
Wir im Waldviertel haben das Glück, in der sogenannten „Klimatisch gemäßigten Zone“ zu leben, gemäß einer Definition aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Schaut man auf den Globus, findet man zwei Bänder nördlich und südlich des Äquators, in denen sich die moderne Zivilisation entwickeln hat können. Die Unterschiede z.B. zwischen Nord- und Südeuropa werden dabei im globalen Kontext als marginal bezeichnet (kühl- bzw. warmgemäßigt).
Immer wieder kam, kommt und wird es vor-kommen, dass die Niederschlagsmengen auch in diesen Zonen innerhalb gewisser Grenzen bisweilen stark variieren. Die Häufigkeit von so genannten Extremwetterlagen ist in den letzten fünfzig Jahren aber signifikant angestiegen, wie BOKU-Klimaforscherin Dr. Helga Kromp-Kolb zu berichten weiß. „Allein die physikalische Tatsache, dass wärmere Luft viel mehr Wasserdampf aufnehmen kann, führt bereits zu Niederschlags-Extrema“, gab sie bei einem Symposium im Juli 2013 auf der Ruine Dobra zu bedenken. Das muss man sich so vorstellen: Der Vorgang der Wasseraufnahme in die Luft dauert länger, die Wolke wird größer und regnet nicht so schnell ab. Also ist Dürre die Folge. Aber dann, wenn das Sättigungsmaximum erreicht ist, entladen sich doppelte und dreifache Wassermengen als Starkregen mit bis zu mehreren hundert Litern auf den Quadratmeter in kurzer Zeit. Das führt zu katastrophalen Hochwassersituationen, zumal der natürliche Boden als Wasserspeicher immer mehr verloren geht und das Wasser oberflächlich ablaufen muss.
„Die Zivilisation der Gattung Mensch ist dabei, die gemäßigte Zone als solche zu zerstören, da die Mäßigkeit der Niederschläge nicht mehr gegeben ist“, so Kromb-Kolb bei einer anderen Veranstaltung im Waldviertel. Die Erhöhung der atmosphärischen Temperatur durch Unmengen von Teibhausgasen einerseits und die Versiegelung von Böden andererseits stellen einen schwerwiegenden Eingriff in das System des Wasserkreislaufes dar. Auch wenn dies im Bezirk Zwettl bzw. im Waldviertel vergleichsweise geringfügig ausfällt, trägt es doch zur globalen Klimaveränderung bei. Wir alle sollten darüber nachdenken, wie wir uns verhalten sollen, damit die „Gemäßigten Breiten“ wieder absolut diese Bezeichnung verdienen.
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