WOCHE Tourentipp: Historische Hüttengaudi
Andreas Steininger auch im Winter unterwegs – diesmal am Stuhleck: Es wird oft hoch hergegangen sein in der ersten Schihütte der Alpen. Die Reste derselben besuchen wir heute.
Wenn unweit unseres heutigen Tourenzieles scharenweise Schifahrerinnen und Schifahrer den Sessellift verlassen, wissen sie vermutlich nicht, dass sich nur wenige Meter neben der Bergstation desselben die Überreste der ältesten Schihütte des Alpenraumes befinden.
Wir wandern nämlich heute über den Kaltenbachgraben und die Spitaler Alm auf den 1.783 Meter hohen Stuhleckgipfel. Und nur wenige Meter unterhalb dieses aussichtsreichen Berggipfels stand einst die sogenannte Nansenhütte, eben die erste Schihütte der Alpen.
Im Kaltenbachgraben
Zunächst fahren wir in Spital am Semmering an der sehenswerten Pfarrkirche (übrigens eine der ältesten in der gesamten Hochsteiermark) vorbei in den hinteren Kaltenbachgraben. Während eine bunte Schar von Schifahrerinnen und Schifahrern hier in einem der schönsten und größten Schigebiete der Ostalpen ihrem Hobby frönt, schnüren wir unsere Berg/Schneeschuhe und verlassen den großen Parkplatz in Richtung der weiter taleinwärts führenden Forststraße, um so in den hintersten Kaltenbachgraben zu gelangen.
Im Lyragraben
Dort, bei zwei großen Jagdhütten, stoßen wir auf die Ausläufer des Lyragrabens. Gleich ein Hinweis – bis hierher gelangen Lawinen, wenn sie hoch oben auf der Ganzeben ihre Talfahrt starten und den gesamten Lyragraben herabdonnern.
Daher folgen wir rechts aufwärts dem markierten Wanderweg in flottem Tempo, um, bei entsprechender Schneelage, unsere Aufenthaltsdauer nicht allzu lange auszudehnen.
Steil, steiler, Lechnerhaus
Unser Weiterweg gestaltet sich ab hier als steiler und zeitweise etwas vereister Steig. Der Waldsteig, der einige Forstwege quert, wird noch steiler, bis er zuletzt bis zum im Winter leider unbewirtschafteten Lechnerhaus führt.
Nach einer kurzen Pause auf der idyllischen Lichtung, auf der die Hütte steht, geht es weiter, nun durch immer lichter werdenden Hochwald, bis zur freien Hochfläche der sogenannten Spitaler Alm.
Ein windiges Panorama
Wir halten uns erneut rechts aufwärts und erreichen so die im Winter gesperrte und daher auch nicht geräumte Stuhleck-Bergstraße. Entlang derselben geht es, nun schon mit herrlichen Nahblicken auf Rax, Schneeberg und Semmering, gemütlich bergauf in Richtung des schon erkennbaren Güntherhauses.
Das Panorama müssen wir aber fast immer mit dem bekannten Stuhleckwind teilen, der vor allem im Winter hier äußerst unangenehm werden kann – daher immer Haube und dicke Handschuhe mitnehmen!
Knapp vor Erreichen des Stuhleckgipfels verlassen wir unseren Weg nach rechts bergab (in nordwestlicher Richtung) und finden nach einigem Suchen die Überreste der Nansenhütte (Mauerreste, Hinweisschild).
120-Jahr-Jubiläum für Ruine
1896, also vor 120 Jahren, wurde die nach dem Polarforscher Fritjof Nansen benannte Hütte vom bekannten Mürzzuschlager Tourismuspionier Toni Schruf als Nachfolgerin der 1869 hier errichteten Gustav Jäger-Hütte erbaut.
Doch Wind und Wetter bescherten dem Bauwerk nur eine kurze Lebensdauer, sodass heute das nahe Güntherhaus als einladende Bergsteigerunterkunft dient.
Dieses besuchen wir natürlich und steigen dann auf unserem Aufstiegsweg wieder ins Tal hinab.
Tourinfo kompakt:
• Ausgangs- und Endpunkt: Parkplatz im Kaltenbachgraben, Parkordnung beachten!
• Gipfel: Stuhleck, 1.783 m, eines der schönsten steirischen Bergpanoramen.
• Aufstieg zirka 950 Höhenmeter, Abstieg zirka 950 Höhenmeter
• Gehzeit gesamt: 5 bis 6 Stunden
• Stützpunkte entlang der Tour: Güntherhaus am Stuhleckgipfel, Tel.: 03853 300, mehrere Gastronomiebetriebe im Schigebiet.
• Familien- bzw. Kindereignung: eher nicht!
• Schwierigkeit: bei entsprechender Schneelage Lawinengefahr (Lyragraben) beachten!
• Hinweis: Parken bei Liftbetrieb ggf. nur gegen Gebühr! Bitte keinesfalls mit Schiern oder Schneeschuhen entlang der Pisten aufsteigen. Dies ist nicht nur verboten sondern auch extrem gefährlich (Kollissionsgefahr)!
Die ganze und wirklich spannende Geschichte der Nansenhütte gibt es übrigens in der Zeitschrift des FIS Wintersportmuseums Mürzzuschlag (www.wintersportmuseum.com).
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